Im Jahr 2017 kam der ironische Horror-Thriller „Get Out“ in die Kinos, der erste Film, der von Jordan Peele inszeniert wurde. Doch zuvor war der US-amerikanische Regisseur eher für seine lustige Seite als Komiker bekannt, richtig durchstarten konnte er jedoch mit seinem Horrorfilm „Get Out“. Ein Film, der Publikum wie Kritiker begeisterte und sogar einen Oscar für das beste Originaldrehbuch gewinnen konnte, welches Jordan Peele selbst verfasste.
Bildnachweis: © Universalstudios. Alle Rechte vorbehalten.
Auch sein zweiter Film, der Horror-Thriller „Wir“ über die Klassengesellschaft, begeisterte und dieses Jahr steht nun sein dritter Film an: „Nope“, der mal wieder deutlich macht, wie gut Komik und Horror gemeinsam funktionieren können...
Darum geht es:
OJ und Em Haywood gehört eine Ranch für Hollywood-Filmpferde, die sich seit Jahrzehnten in Familienbesitz befindet. Nachdem ihr Vater Otis Haywood Sr. bei einem mysteriösen Regen metallener Gegenstände ums Leben kam, sind sie allein. Wobei Em sowieso nur mit halbem Herz dabei war und durch ihre vielen Hobbys und Beschäftigungen mehr in Hollywood unterwegs ist, als auf der weitab menschlicher Zivilisation gelegenen Ranch.
Der in sich gekehrte OJ kann die Pferde-Farm daraufhin nur schwerfällig weiterführen. Nachdem eines seiner Pferde am Filmset ausschlägt, interssieren sich die Filmemacher nicht mehr für seine Tiere. Er ist im Grunde pleite und er verkauft immer wieder Pferde an Ricky Park, einem ehemaligen Sitcom-Kinderstar, der heute Leiter eines Western-Vergnügungsparks ist. Er ist sogar bereit, die Farm ganz zu verkaufen, doch dann ereignen sich unerklärliche Phänomene und OJ ist sich sicher - er hat ein UFO gesehen...
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Em hegt insgeheim den Wunsch, eines Tages berühmt zu werden und deshalb sieht sie in all dem einen Wink des Schicksals. Was wäre, wenn ihnen eine Aufnahme dieser fliegenden Untertasse gelänge - würde sie diese reich machen, eine Einladung zu Oprah Winfrey in seine Talk-Show bescheren?
Mit diesem Vorhaben und dem neugieren Elektronikmarktmitarbeiter Angel platzieren sie auf dem Anwesen der Farm Kameras. Die Misssion „Money Shot“ beginnt und es gelingt ihnen, den berüchtigten Kameramann Antlers Holst ins Team zu holen - ihm wird nachgesagt, unmögliche Aufnahmen möglich zu machen...
Die Rezension:
Jordan Peele eröffnet seinen Film mit einem schockierenden Unfall am Filmsetet einer Sketch-Fernsehsendung, bei welchem ein Schimpanse völlig ausrastet. Ein intensiv inszenierter Handlungsstrang, bei welchem er auf markerschütternde Weise Komik und Horror miteinander verbindet. Damals am Set war Ricky Park, der Sitcom-Kinderstar, eine Referenz vom ehemaligen Komiker Jordan Peele.
Dieser neben dem Haupthandlungsstrang erzählte Plot, der den Umgang mit Tieren im Filmgeschäft beleuchtet, hätte genug für eine eigene Geschichte gehabt. Als der Nebenhandlungsstrang kann er sich nicht wirklich homogen in die Handlung des Films einfügen.
Der Haupthandlungsstrang findet dann in der wüstenartigen Gegend rund um Los Angeles statt, wo sich das „schlechte Wunder“ entfesselt. Sehr bedächtig entfaltet die Geschichte ihren Spanungsbogen, wird dabei immer atmosphärischer und letztlich richtig fesselnd. In gewisser Weise verbeugt sich Jordan Peele in „Nope“ vor Steven Spielberg und seinen Werken „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ und „Der weiße Hai“, ohne jedoch zu kopieren. Hier kommt die Bedrohung jedoch nicht aus dem Wasser sondern aus der Wolke...
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Daniel Kaluuya, der bereits die Hauptrolle in „Get Out“ verkörperte, schlüpft auch in „Nope“ wieder in die Hauptrolle. Dieses Mal spielt er den Introvertierten OJ, den Eigentümer der Pferde-Farm. Als die im Zentrum stehende Figur spricht er jedoch nur recht wenig, was am deutlichsten macht, wie Peele versuchte, mehr durch Bilder als Dialoge zu erzählen. Anstatt zu erläutern, sind es die Blicke und die Aura voller Melancholie, die für Spannung sorgen. Ihm gegenüber steht Keke Palmer, die seine Schwester Em verkörpert.
Während OJ eher ruhig und still ist, sehen wir in Em ein aufgewecktes Energiebündel. Zusammen ergänzen sie sich gut und geben ein gutes Hauptfiguren-Duo. Zusammen mit Brandon Perea, der in der Rolle des Elektronikmarktmitarbeiters Angel aufgeht, bilden sie ein sympathisches Trio.
OJ, Em und Angel:
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„Nope“ wird in den Trailern zwar als der nächste Horrorfilm angedeutet, doch der Film geht in eine ganz andere Richtung. Er entwickelt einen wilden Genre-Spaß aus Action, Western, Horror, Mystery, Science-Fiction und Komik. Der Film erzeugt eine kaum aushaltbare Spannung, um die Stimmung dann mit einem Gag wieder aufzulockern. Es gibt ein Wechselbad der Emotionen, welches immer wieder Genre-Konventionen aufs Korn nimmt.
Ein Horror-Thriller in beeindruckend großen Bildern, die vom von Christopher Nolan gesetzten niederländischen Kameramann Hoyte van Hoytema gedreht wurden, und das mit IMAX-Kameras. Er konnte den Film in besonderen Bildern einfangen und glänzt mit einer tollen Bildgestaltung - mit Farben und Kontrasten. Hinzu kommt das großartige Sounddesign, welches die Atmosphäre noch beklemmender und eindringlicher macht. Wie bereits bei „Get Out“ und „Wir“ komponierte Michael Abels die Filmmusik, die wie der Film mit Genres spielt und „Nope“ fabelhaft untermalt.
„Ich will dich ganz greulich machen und dich schänden und ein Scheusal aus dir machen
Mit dem Schriftzug dieses Bibelzitates beginnt der Film, einem Spruch, der auf eine Thematik aufmerksam macht, die der Film ansprcht: Sensationsgeilheit, aus Sachen mehr machen zu wollen, als sie sind. Ob es Sensationsfotos von angeblichen Ufos, ein Klatschreporter oder eine absurde Show im Themenpark sind - Jordan Peele baut neben seiner Geschichte wieder einen sozialen Missstand ein. Dieses Mal jedoch nicht fokussiert, nicht aufdrängend, aber doch klar erkenntlich.
Fazit:
Auch in seinem dritten Spielfilm zeigt uns Jordan Peele originelles, innovatives Kino. Es ist außergewöhnliches Kino, welches sich nicht leicht einkategorisieren lässt, zu dem sicher auch nicht jeder Zugang finden kann. Denn spätestens zum Ende hin wird „Nope“ die Zuschauer spalten, manche wird es begeistern, einige kann es auch unergriffen zurücklassen. Doch eines ist „Nope“ auf jeden Fall: Großes Kino, welches nur auf der großen Leinwand mit dem bestmöglichen Soundsystem entfesselt werden kann und auch gesehen werden sollte!
7 von 10 Punkten
„Nope“ startete am 11. August 2022 in den Kinos.
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