Der visionäre Regisseur Robert Eggers gehört zu den außergewöhnlichsten Regisseuren Hollywoods, der für Filme wie „Der Leuchtturm“ und „The Witch“ verantwortlich ist. Für seinen neuen Film nahm er sich die nordische Mythologie vor und schrieb mit Sjón ein großes Rache-Epos, für welches er eine namhafte Besetzung gewinnen konnte. Der Film „The Northman“ kam nun am 21. April 2022 in die Kinos und entfesselt ein Rache-Epos, das wahrlich außergewöhnlich ist...
Die Geschichte beginnt im Jahre 895, als der Wikingerkönig Aurvandil aus einer Schlacht zurückkehrt. Zurück in sein Inselreich Hrafnsey, wo er sehnsüchtig von seinem zehnjährigen Sohn Amleth erwartet wird. Der König ist zurück, doch für die gewonnene Schlacht, musste er hart bezahlen. Seine schwere Verwundung kann er zunächst mit aller Kraft verbergen, mit erhobener Haltung kehrt er zurück, doch ob er seine Wunden überlebt, ist ungewiss. Deshalb entschließt sich Aurvandil, dass er seinen Sohn Amleth darauf vorbereiten will, sein Köngreich ihm zu übertragen. Während er seinen Sohn in die Bräuche einführt, geraten die beiden in einen Hinterhalt. Aurvandils Halbbruder Fjölnir lauert ihnen auf und enthauptet seinen König und Bruder Aurvandil. Amleth sieht das Attentat, die Ermordung mit eigenen Augen und kann den Häschern Fjölnirs entkommen. Bevor er aber flieht bekommt er mit, dass Fjölnir den Thron besteigt und seine Mutter und Königin Gudrún gefangennimmt und zur neuen, seiner Königin macht. Amleth flieht, doch er schwört sich, seinen Vater und seine Mutter zu rächen...
Fjölnir ermordet Amleths Vater vor seinen Augen...
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Einige Jahre darauf ist aus Amleth ein kräftiger und wilder Krieger geworden. Brutal und ohne Gnade metzelt er sich mit einer Truppe von Plünderern durch das Land der Rus. Wie Tiere schlugen sie sich durch ein Dorf. Als Amleth danach durch die verwüsteten Ruinen des Dorfes geht, erscheint ihm eine Seherin. Sie erinnert ihn an seinen Schwur, seinen Vater und seine Mutter zu rächen. Er erfährt, das Fjölnir aus dem Königreich vertrieben wurde, dass er wieder gestürzt wurde. Fjölnir floh und fand eine neue Heimat in Island. Wieder voll erfüllt vom Schwur der Rache schmuggelt er sich auf ein Sklavenschiff, welches nach Island aufbricht. Während der Schiffsfahrt lernt Amleth die slawische Sklavin Olga aus dem Birkenwald kennen.
Inzwischen sesshaft in Island hat Fjölnir ein funktionierendes Gestüt aufgebaut. Mit der geehelichten Gudrún hat er inzwischen zwei Söhne. Den jungen Erwachsenen Thðrir und den jungen Gunnar, im Alter, das einst Amleth hatte, als sein Vater ermordet wurde. Als die größtenteils ausgemergelten Sklaven auf der Vulkaninsel eintreffen, sortiert Fjölnir eine Handvoll aus, die auf dem Hof zu arbeiten sollen. Olga ist dabei, aber auch Amleth, der sich als Björnulfur ausgibt. Hart und fleißig arbeitet er am Hof, doch was keiner merkt: Gemeinsam mit Olga verbündet, plant er seine Rache...
„Ich werde dich rächen Vater, ich werde dich rächen Mutter.“
Der visionäre Regisseur Robert Eggers gehört zu den außergewöhnlichsten Regisseuren Hollywoods, der für Filme wie „Der Leuchtturm“ und „The Witch“ verantwortlich ist. Für seinen neuen Film nahm er sich die nordische Mythologie vor und schrieb mit Sjón ein großes Rache-Epos, für welches er Universal Pictures gewinnen konnte. Robert Eggers nahm sich für die Umsetzung des außergewöhnlichen Projekts rund 65 Millionen US-Dollar und konnte eine namhafte Besetzung für das Projekt gewinnen. Mit der hereingebrochenen Corona-Pandemie wurde die Produktion komplizierter und teurer. Rund 30 Millionen US-Dollar mussten deshalb zusätzlich in die Hand genommen werden. Der Film „The Northman“ kam nun am 21. April 2022 in die Kinos und entfesselt ein Rache-Epos, das wahrlich außergewöhnlich ist. Brutal, atmosphärisch und bildgewaltig entführt uns „The Northman“ in eine andere Welt und erzählt eine außergewöhnliche Geschichte außergewöhnlich gut.
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Im Abspann ist von „Historical research“ zu lesen, und dies merkt man dem Film durchweg an. Von den Schilden und Wafffen über die Kleider bis hin zur Darstellung der Menschen – Robert Eggers schuf ein beeindruckend exaktes historisches Bild, welches eine Welt und Menschen zeigt, die nicht die Rationalität der heutigen Gegenwart haben und vom Schicksal und den Göttern bestimmt leben. Dabei zeigt Robert Eggers das zehnte Jahrhundert erstaunlich unmodern, da man in den letzten Jahren gern diese Zeit recht „modern“ und mit dem heutigen Wissen darstellte. Robert Eggers nahm sich aber die nordische Mythologie als Grundlage, weshalb „The Northman“ eine Welt zeigt, wie sie damals gesehen wurde. So erzählte der Film ein großes Rache-Epos, der die Menschen mit ihren damaligen Moralverständnissen zeigte und dies sehr konsequent. Heutige Moralverständnisse kann man weder in der Geschichte, noch im Hauptcharakter Amleth finden.
Zwischen Rache, Liebe und Hass erzählt der Film seine Geschichte mit großartiger Besetzung. So schlüpfte Alexander Skarsgård in die Figur des Amleth und spielt einen Mann, der sein moralisches Manifest hat und die Ehre seiner Familie wiederherstellen will. Dabei ist Amleth eine Figur, die in der zweiten Hälfte, weg vom Todesbringer, sein Herz öfnnet - an die slawische Sklavin Olga aus dem Birkenwald, die von Anya Taylor-Joy verkörpert wurde. Sie wurde bereits vor vielen Jahren von Robert Eggers für sein Regie-Debüt „The Witch“ gecastet – der Durchbruch für beide. Für seinen dritten Film konnte er sie nun wieder gewinnen und sie spielt eine Sklavin in ihrem Kampf um Freiheit, verbunden mit den Göttern der Erde und der Liebe für Amleth. Anya Taylor-Joy gibt der Figur etwas Undurchsichtiges und Mysteriöses und zum Ende hin auch noch emotionale Tiefe.
Alexander Skarsgård als Amleth und Anya Taylor-Joy als Olga:
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Nicole Kidman schlüpft in die Rolle der Ehefrau und Königin von Aurvandil, die den Namen Gudrún trägt. Nach der hinterhältigen Ermordung des Königs durch Fjölnir, der daraufhin den Thron besteigt, wird sie zu seiner Königin. Zunächst spielt Nicole Kidman eine Frau in mächtiger Position, die mit Haltung und Würde ihre Aufgabe trägt, doch in der zweiten Hälfte zeigt sie eine ganz andere Seite...
Ethan Hawke und Claes Bang spielen Aurvandil und Fjölnir – mächtige Männer mit klarem moralischem Manifest. Sie sind die Grundpfeiler, an der sich die Geschichte entlang webt und sie werden glänzend verkörpert. Doch auch darüber hinaus kann der Film durch die Bank weg schauspielerisch glänzen. Die Hauptdarsteller sowieso, aber auch die Nebenfiguren und Statisten werden inszeniert. Auch hier merkt man, dass Robert Eggers ganz klar vor Augen hatte, wie wer auszusehen habe, wie sich wer verhalten solle, wie sich wer bewege. Und das mit sehr viel Liebe zum Detail, so dass auch all die, die nicht im Vordergrund stehen, die Bilder verstärken.
Hinzu kommen die wunderschön gestalteten Sets, die zunächst das Inselreich Hrafnsey zeigen und dann das vulkanische Island. Dies jedoch sind nur die oberflächlichen Sets, denn durch seine mystische Seite hat der Film viele außergewöhnliche Handlungsorte.
Auch das Sounddesign ist gelungen und richtig überwältigend. Robin Carlon und Sebastian Gainsborough waren für die musikalische Untermalung des Films verantwortlich. Dabei entstanden mystische, epische und überwältigende Lieder, welche eine Geschichte aus der Zeit nicht hätten besser begleiten können. Eine fabelhafte Untermalung, die manchmal etwas aufdrängt, aber letztlich unabdingbar für die stimmungsvolle Seite des Film ist.
Heraus kommt ein Film, der einen von der ersten Einstellung an in den Bann zieht, was nicht zuletzt an einer hervorragenden und abwechslungsreichen Kameraarbeit liegt, die die Szenen wirklich besonders einfängt. Und wirklich genau so, wie es Robert Eggers wollte. Denn „The Northman“ wurde im gesamten nach Storyboards gedreht, also nach genau den Ideen, die der Regisseur hatte, und so kommen immer wieder Bilder und Kameraeinstellungen, mit denen man nicht gerechnet hat. So sieht man in den Schlachten nicht nur die metzelnden Protagonisten, sondern auch das Grauen und die Todesangst der Menschen des überfallenen Dorfes.
Fazit:
Robert Eggers entfesselt in seinem dritten Spielfilm ein außergewöhnliches Rache-Epos, welches brutal, bildgewaltig und wahrlich visionär eine Wikinger-Geschichte entfesselt, wie man sie wohl noch nie zuvor sah. „The Northman“ ist ein außergewöhnliches Filmerlebnis, welches man – wenn man sich darauf einlassen möchte – nicht verpassen sollte!
8 von 10 Punkten
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