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Das lange Warten auf den Mond: Kritik zu Roland Emmerichs „Moonfall“...

Aktualisiert: 12. Feb. 2022

19 Filme hat Roland Emmerich in seinem Leben inszeniert, sein neuster ist „Moonfall“. Zwischen Popkultur-Revulotion, Kult-Filmen und mehreren Auszeichnungen beim Golden Raspberry Award (der goldenen Himbeere), welche die schlechtesten Filme des Jahres auszeichnet, setzte er visionär, aber auch kontrovers einige besondere neue Ideen um. 1996 brachte er „Independence Day“ heraus, welcher von vielen als Meisterwerk gefeiert wurde. 1998 brachte er dann aber auch seine Neuinterpretation von „Godzilla“ auf die großen Leinwände und mit diesem Film bekam er den inzwischen fest mit ihm verbundenen Spitznamen „Master of Disaster“. Sein neuer Kinofilm „Moonfall“ ist jetzt in den Kinos und auch er wird wohl wieder die Gemüter spalten. „Moonfall“ ist ab dem 10. Februar 2022 in den Lichtspielhäusern und wird den Mond zur Erde schicken...

Eine mysteriöse Kraft hat den Mond aus seiner Umlaufbahn gestoßen und schickt ihn auf Kollisionskurs mit der Erde. Das Leben, wie wir es kennen, droht für immer ausgelöscht zu werden. Nur wenige Wochen vor der herannahenden Gefahr ist die ehemalige Astronautin und NASA-Offizierin Jo Fowler (Halle Berry) überzeugt zu wissen, wie sie die Menschheit retten kann. Doch nur zwei Mitstreiter sind auf ihrer Seite: Astronaut und Ex-Kollege Brian Harper (Patrick Wilson) und der Astro-Experte K.C. Houseman (John Bradley). Das kleine Team startet zu einer allerletzten Mission ins Weltall und macht eine unglaubliche Entdeckung: Unser Mond ist nicht das, was wir immer glaubten…


Wenn sich eines durch die Filmografie des Roland Emmerich zieht, dann ist es das Katastrophen-Genre. Mal wieder steht die Erde vor einer apokalyptischen Bedrohung. Und immer wieder erzählt er Geschichten, die im Kern einige Ähnlichkeiten haben: Die Charaktere sind immer recht ähnlich aufgebaut und es explodiert viel. Nicht zu vergessen sind natürlich auch die charakteristischen Flutwellen des aufprallenden Kometen, nur in diesem Fall eben des Mondes.


Jedoch steht die Zerstörungswut dieses Mal nicht im absoluten Fokus, vielmehr versucht der Film ein durchdachtes Science-Fiction-Drama zu erzählen. Jedoch ist die Handlung viel zu überladen, so dass zu wenig wirklich vertieft werden kann. So erzählt der Film sowohl ein Familien-Drama wie einen Katastrophen-Thriller, der in einigen Momenten gerne ein epischer Epos wäre. Jedoch wird die Handlung dazu zu plakativ aufgezogen.


Doch wirklich ins Stolpern gerät der Film dann erst mit dem langen Warten auf den Mond. Denn dann bringt Roland Emmerich noch einen Verschwörungs-Thriller-Handlungsstrang hinein, der den Film endgültig in viel zu viele Handlungsstränge zerberstet. Es wird zwar wieder eine feine Popkultur-Reverenz hineingebracht, aber die ganze Verschwörung wirkt recht deplatziert. Zu einem Abschluss werden die Handlungsstränge dann aber auch nur bedingt geführt, denn dann beginnt der Film mit seiner Zerstörungswut. Diese ist es, die das Herzstück des Films sein sollte, aber hier sieht alles zu sehr am Computer entstanden aus.


Die Apokalypse bricht so herein, wie man sie schon so oft sah. Der Mond bricht auf die Erde hinein und es sind dann wirklich große, spektakuläre, atemberaubende Bilder, die der Film zeigt. Aber gerade die visuellen Effekte sehen immer wieder ausbaufähig aus.


Was dabei besonders schade ist: Der Film baute extra ein Familien-Drama auf, bleibt in seinem Finale aber völlig ohne emotionale Tiefe. Denn der Film zeigt kaum, wie die Menschen von dem Mond-Aufprall aus ihren Leben gerissen werden, vielmehr zeigt er atemberaubende Panoramen. Das wird zwar gerade auf der großen Leinwand beeindruckend aussehen, doch so ist der Film viel zu emotionslos. Roland Emmerich wollte dies jedoch auch genau so, wie er bereits in Interviews andeutete. Nicht mehr als Drama kann der Film dann punkten, sondern mit einem immer größer werdenden Unterhaltungswert. Der Film lässt all das, was er aufbaute in einem CGI-Gewitter enden und das durchaus unterhaltsam. Gerade ein irres Autorennen sorgt für viel Witz. Denn wenn eines dem Film recht gut gelang, dann war es die Verbindung aus Phatos und Selbstironie.


Dramatisch wird es aber auch deshalb kaum, da die Figuren zu oberflächlich gehalten sind. Dennoch muss man der Besetzung der Hauptdarsteller zu gute halten, dass sie wirklich alles geben um ihre blassen Figuren aufzuwerten...


Bildnachweis: Alle Rechte unterliegen Leonine. Der Film Journalist ist im leonine-Presse-Server registriert.


Denn gerade die drei Hauptfiguren sind ein Paradebeispiel für die immer gleichen Charaktere im Roland Emerich-Film. Sehr undankbare Figuren für drei so hochkarätige Schauspieler. Patrick Wilson spielt den aus der Gunst der NASA gefallenen Helden der Geschichte, der es jedoch natürlich wieder gut machen will. Halle Berry spielt eine ältere Freundin von Patrick Wilsons Rolle Brian Harper, die er aber aus den Augen verloren hat. Im Rahmen der Mission kommen sie sich aber wieder näher. Ja, und John Bradley spielt eben den lustigen wie tollpatschigen Sidekick, dem man sogar einen eigenen Namen gab: Er heißt KC Houseman und bringt die Verschwörungstheorien in die überladene abstruse Handlung. Seine Figur funktioniert aber trotzdem noch am besten, gerade weil sie einfach nur der Sidekick ist und sich dabei nicht zu ernst nimmt. Viele seiner Gags zünden und er kann für einige Momente der guten Laune sorgen. John Bradley spielt die Figur mit viel Spaß und Witz und das springt einfach auf den Zuschauer über...


Patrick Wilson und Halle Berry spielen ihre Rollen auch mit Hingabe, sie haben einfach Format, doch ihre Rollen tun ihnen einfach keinen Gefallen. Manchmal entstehen dann wirklich ganz merkwürdige Momente, wenn Halle Berry versuchte, Pathos in eine dramatische Szene zu legen, ihr Dialog jedoch so generisch ist, dass es wohl unbeabsichtigt Komik erzeugt. Doch trotz der schwachen Figuren spielen die Hauptdarsteller wirklich gut.


Nebendarsteller gab es in „Moonfall“ auch haufenweise: Das es Nebendarsteller sind, merkt man dann oft daran, dass sie einfach nicht mehr auftauchen. In der langen Wartezeit auf den Mond führte der Film so viele Figuren ein, wirklich mehr erfahren konnte man jedoch nur über die wenigsten. So hat man letztlich etwa zehn Minuten Lauflänge mit Charakteren, die für die Handlung einfach nicht relevant sind.


Zum Finale hin wird die Geschichte immer und immer abstruser, so dass irgendwann wirklich gilt: Hirn aus und Spaß haben!


Fazit:

„Moonfall“ ist einer der Filme, bei denen man das Gehirn ausschalten sollte um einfach die bombastisch inszenierten Szenen genießen zu können. Sinn macht zwar vieles nicht, doch der bildgewaltige, irre Fall des Mondes macht immer wieder wirklich Spaß beim schauen. Aber die Probleme, die sich durch die Filme von Roland Emmerich zogen, sind in diesem Film wieder gut zu erkennen...


Das Katastrophen-Genre wie es Roland Emmerich inszeniert, scheint ausgelutscht. „Moonfall“ hat kaum Neues, Überraschendes und so ist der Film am Ende nicht so außergewöhnlich wie die Aufmachung...


4 von 10 Punkten

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