Die Vergangenheit der Spionage-Organisation „Kingsman“ zu erkunden – das ist Hauptmotiv des am 6. Januar 2022 erschienen „The Kingsman – The Beginning“.
Im Januar 2015 führte uns „Kingsman: The Secret Service“ in die Welt der Spionage-Organisation um Harry Hart und Gary Unwin ein. Harry nahm den sozial schwachen Gary ‚Eggsy’ Unwin auf und bildete ihn aus. Charmant und im Anzug wurde er Gentleman und Spion in einem. Sie waren ab dann „Kingsman“-Mitarbeiter und stürzten den Milliardären Richmond Valentine. Der Film wurde ein großer Erfolg und spielte rund 414 Millionen US-Dollar ein.
Sofort wurde die Produktion einer Fortsetzung begonnen und im Jahre 2017 kam Teil Zwei - „Kingsman The Golden Circle“ - in die Kinos. Während man sich im ersten Film mit den britischen „Kingsman“ beschäftigte, lernte man in im zweiten Teil das amerikanische Pandant der Spionage-Organisation kennen.
Nach einigen Hindernissen durch die Corona-Pandemie ist der dritte Film „The Kingsman – The Beginning“ nun da, der über ein Jahrhundert vor den Geschichten der ersten beiden Filme ansetzt. Er spielt während des ersten Weltkriegs und erzählt wie es es überhaupt zu den „Kingsman“ kam.
In dieser Zeit wird der junge Conrad von Duke of Oxford in die damalige Welt der britischen Spionage eingeführt und stößt auf eine ungeheure Verschwörung, deren Ziel es ist, die Welt ins Verderben zu stürzen...
Blutige Massaker im schicken Anzug – Elegant, brutal und voll drüber. Das zeichnete die ersten beiden Filme aus, die den Spionage-Film urkomisch mit viel schwarzem Humor befeuert. Und genau dies funktioniert auch im dritten Teil wieder richtig gut.
Irre Ideen, absurde Einfälle, Metahumor und ganz viel schwarzer Humor zeichnen auch das neue Kinoabenteuer aus und gerade der ganz eigene Humor funktioniert ausgezeichnet. Sehr viele Gags zünden und gerade sie bilden das Herzstück des Films. Etwas drüber zu sein und sich nicht allzu ernst nehmen – das taten die ersten beiden Filme und das war auch wichtig. Im dritten Teil gibt es nun immer öfters ernste Momente. Doch gerade dies tut dem Film nicht gut. So hat der Film nicht mehr die Leichtigkeit und immer dann, wenn sich die wilde, abstruse Geschichte ernst zunehmen beginnt, macht sich die Handlung keinen Gefallen. Denn auch wenn die hochkarätige Besetzung ernstere Szenen herausragend umsetzten kann, sind sie im Film auch so geschrieben, dass sie letztlich sehr unpassend wirken.
Auch sonst kann die Geschichte neben den genialen Einfällen kaum einen stringenten, roten Faden aufbauen. Die Geschichte behandelt den ersten Weltkrieg, die Entstehungsgeschichte der Spionage-Organisation und dann gibt es noch den Bösewicht. Über alles will der Film einiges sagen, doch es gelingt nur mäßig, alles in eine gemeinsame Handlung zu integrieren. Über den ganzen Film hinweg hat der rote Faden immer wieder Risse und ist nicht stringent genug. Während die ersten beiden Filme die Figuren besser erzählen konnte, ist der dritte einfach viel zu überladen mit Figuren. Viel zu viele Figuren, die nur teilweise interessant beschrieben werden. Am besten funktioniert da noch Rhys Ifans der „Rasputin“ spielt. Denn ihm gelingt letztlich perfekt den „Drüber-sein-Humor“ der Reihe rüberzubringen.
Bildnachweis: Alle Rechte unterliegen Disney.
Ralph Fiennes kann zwar dramatische Rollen spielen, doch sie will einfach nicht in den Film passen und so kann auch sein schauspielerisches Talent nicht den unnötigen Konflikt um Ehre und Vaterland verdecken. In diese irrwitzige Geschichte etwas „Tiefgründiges“ geben zu wollen, war ein Fehler. Die beiden konträren Tonalitäten sind einfach nicht zusammen passend.
Während das Thema des ersten Welkriegs eher schlecht als recht angegangen wurde, war gerade das eigentliche Hauptthema der Begründung der „Kingsman“ deutlich cleverer umgesetzt. Mit viel Witz und auch einigen lustigen, frischen Überraschungen und den ungemein passenden Rittern der Tafelrunde. Hinzu kommen auch noch einige nette Anspielungen und kleine, feine Versatzstücke zu Teil Eins und Zwei.
Es gibt viele Figuren, manche werden vertieft, viele bleiben blass. Es ist der große Unterhaltungswert der den Film kurzweilig hält, das Drehbuch ist es nicht. Auf die 130 Minuten Lauflänge ist der Film auch einfach zu überladen. Und gerade wenn sich alles langsam aufzubröseln beginnt, wird endgültig klar: Der Antagonist ist auch eine Schwachstelle...
Blass geschrieben, im Nachhinein betrachtet regelrecht unwichtig geschrieben. Überflüssiger könnte ein Antagonist kaum sein. Die Motivation ist einmal mehr, das Böse auszuleben. Ein böser Charakter, der böse ist, weil er böse ist...
Doch bei all der Kritik muss man doch festhalten, dass der Film auch seine Stärken hat: So etwa die Action-Szenen. Gut, solide choreografiert und hochwertig eingefangen beeindrucken die Kämpfe mit einem hohen Unterhaltungswert. Auch sonst ist der Film durchaus hochwertig gedreht. Die Locations sind dabei auch gelungen, genau wie die historischen Kostüme.
Schauspielerisch ist hier alles sehr solide, aber einige Figuren sind einfach zu blass geschrieben, um dem Schauspieler überhaupt die Möglichkeit zur Entfaltung zu geben. Doch im großen und ganzen ist das Drehbuch nur immer wieder gelungen, doch es gibt doch auch große Schwächen.
Fazit:
Der Humor funktioniert, doch vieles andere tut dies nicht. Ein unstringentes Drehbuch mit unpassendem Ernst, schlechtem Antagonisten und einer hochwertigen Kameraarbeit und gut choreografierten Action-Szenen.
5 von 10 Punkten
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