Kaum ein Werk wurde so oft für Verfilmungen adaptiert wie Alexandre Dumas' „Die drei Musketiere“. Nach einigen eher losen Adaptionen wurde nun ein aufwändiger Zweiteiler produziert, der nun eine der bekanntesten Geschichten der französischen Literatur auch aus der französischen Perspektive zeigt. Wie gut ist der erste Teil „Die drei Musketiere: D'Artagnan“?
Bildnachweis: © 2023 - CHAPTER2 - PATHE FILMS - M6 FILMS - Constantin Film Verleih GmbH/Ben King
Die Geschichte der Musketiere, allen voran der junge D'Artagnan, der aus der Provinz nach Paris kommt, um ein Musketier zu werden, ist ein zeitloser Klassiker der Literatur. Alexandre Dumas der Ältere schuf vor über 170 Jahren diese fesselnde Erzählung, die Leser jeder Generation in ihren Bann zieht. Doch nicht nur in Buchform haben die drei Musketiere ihren Platz in den Herzen der Menschen gefunden. Seit der Veröffentlichung im Jahr 1844 wurden D'Artagnans Abenteuer immer wieder auf der Bühne adaptiert, verfilmt und musikalisch sowie literarisch aufgearbeitet.
Der französische Filmemacher Martin Bourboulon hat sich nun dieser faszinierenden Geschichte angenommen und sie in einem Zweiteiler neu inszeniert. Der erste Teil, „Die drei Musketiere: D'Artagnan“ wurde am 13. April 2023 in die Kinos gebracht, und der zweite Teil, „Die drei Musketiere: D'Artagnan“, wird dämnäscht in die Kinos kommen. Bevor es soweit ist, kommt nun erst einmal die Rezension zum ersten Part der Geschichte.
Darum geht es:
Im Jahr 1627 bricht der junge Gascogner Charles D'Artagnan auf, um in den brodelnden Wirren von Paris sein Schicksal zu finden. Sein Ziel: die persönliche Leibwache des Königs, die legendären Musketiere. Doch schon bei seiner Ankunft in der pulsierenden Hauptstadt Frankreichs gerät der ungestüme D'Artagnan in einen Strudel von Duellen mit den drei Musketieren des Königs: Athos, Porthos und Aramis. Doch aus den hitzigen Auseinandersetzungen erwächst eine unerschütterliche Freundschaft, die genau zur richtigen Zeit kommt. Denn das Quartett der Musketiere steht vor einer gewaltigen Herausforderung: In einem von Religionskriegen zerrissenen und von der britischen Armee bedrohten Land müssen sie für Stabilität sorgen.
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Ihr erster Gegner ist der machthungrige Kardinal Richelieu, dessen dunkle Pläne das Schicksal Frankreichs bedrohen. Doch die wahren Prüfungen stehen D'Artagnan noch bevor, als er sein Herz an Constance Bonacieux verliert, eine Vertraute der Königin. Die Nähe zu ihr wird zur Achillesferse des jungen Kriegers, als die gefährliche Milady de Winter ihre dunklen Schatten über sein Leben wirft. Das Schicksal Frankreichs hängt an einem seidenen Faden, während die Helden in einem epischen Abenteuer um Liebe, Ehre und Freiheit eine waghalsige Mission bestehen müssen …
Die Rezension:
Die Neuadaption von Alexandre Dumas' Klassiker „Die drei Musketiere“ aus Frankreich selbst verspricht ein opulentes und großes Kinoerlebnis. Dieser ambitionierte Versuch, die Geschichte mit einem französischen Anstrich zu präsentieren, ist zweifellos beeindruckend in vielen Aspekten, zeigt aber auch einige Mängel und Unstimmigkeiten.
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Ein Hauptaspekt, der sofort ins Auge sticht, ist die visuelle Pracht des Films. Die Produktion entführt die Zuschauer mit atemberaubenden historischen Kulissen in das Frankreich des 17. Jahrhunderts. Sei es in prachtvollen Schlossanlagen, düsteren Gassen von Paris oder farbenfrohen Landschaften - die sorgfältige Kameraarbeit und Beleuchtung schaffen eine lebendige und plastische Darstellung dieser Epoche. Die Musik, komponiert von Guillaume Roussel, versucht, zwischen epischen und abenteuerlichen Klängen zu wechseln, erreicht aber gelegentlich eine überdramatische Note, die die emotionale Tiefe einiger Szenen überstrapaziert.
Trotz der visuellen und akustischen Brillanz bleibt die erzählte Handlung oft konventionell. Das Drehbuch, verfasst von Alexandre de La Patellière und Matthieu Delaporte, folgt den bekannten Mustern der literarischen Vorlage und bringt wenig Neues ein. Ein besorgniserregender Aspekt ist das Fehlen einer ausführlichen Charakterentwicklung. Statt die Charaktere und ihre Motivationen sorgfältig zu erforschen, wird erwartet, dass das Publikum bereits mit den Figuren vertraut ist. Dies stellt einen signifikanten Mangel dar, insbesondere für eine Neuadaption, die behauptet, die Geschichte in einem neuen Licht zu präsentieren.
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Ein weiteres Problem liegt in der narrativen Struktur des Films. Die Geschichte ist gelegentlich recht sprunghaft, wobei die Tonalität von Szene zu Szene wechselt, ohne dass eine kohärente Verbindung zwischen den verschiedenen Elementen hergestellt wird. Dies führt zu einer etwas unzusammenhängenden Erzählung, die den Fluss und die Kohärenz des Films beeinträchtigt. Die Darstellung von D'Artagnan, dem titelgebenden Protagonisten, lässt ebenfalls zu wünschen übrig.
Trotz seiner zentralen Rolle im Film bleibt er oft ein eindimensionales Charakterbild, das die Tiefe und Komplexität der eigentlichen Figur vermissen lässt. Obwohl es Momente gibt, in denen der Film versucht, die düstere und ernste Atmosphäre von „The Dark Knight“ in französicher Art zu emulieren, fehlt ihm letztlich an Substanz und Tiefe, um diese Ambitionen vollständig zu erfüllen.
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Es gibt jedoch auch positive Aspekte. Einige Sequenzen, insbesondere diejenigen, die politische Intrigen und Spannungen zwischen verschiedenen Fraktionen innerhalb des französischen Hofes behandeln, sind packend und bieten einen Einblick in die komplexen und gefährlichen politischen Dynamiken dieser Zeit. Darüber hinaus gibt es beeindruckende Action-Sequenzen, die durch ihre visuelle Inszenierung und das Sounddesign bestechen.
Fazit:
„Die drei Musketiere: D’Artagnan“ ist letztlich ein recht solider Auftakt, denn trotz einiger beeindruckender Momente und visueller Pracht lassen sich in der Handlung und Charakterentwicklung einige Schwächen finden. Trotzdem bleibt die Neugier auf den zweiten Teil des Films bestehen, da einige der bekannteren Elemente der Vorlage im ersten Teil bereits abgedeckt wurden, was möglicherweise Raum für Überraschungen und Innovationen in der Fortsetzung lässt, die uns schon bald erwarten soll.
6 von 10 Punkten
„Die drei Musketiere: D’Artagnan“ ist seit dem 13. April 2023 in den Kinos.
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