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Die Magie kehrt zurück: Kritik zu „Phantastische Tierwesen 3: Dumbledores Geheimnisse“

Nach „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ und „Grindelwalds Verbrechen“ dauerte es zwar länger als geplant, jetzt jedoch kam am 7. April 2022 endlich das neue Kinoabenteuer aus der magischen Welt. Der Dritte Teil „Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse“ und somit kommt es zur Rückkehr in J. K. Rowlings magische Welt...

Nachdem der zweite Film beim Publikum nur gespalten ankam, verlegte Warner Bros. Teil Drei großzügig in die Zukunft, um den kreativen Köpfen hinter der Filmreihe ausreichend Zeit für eine gelungene, erfolgreiche Fortsetzung zu geben. Doch das war erst der Anfang der äußerst schwerfälligen Produktion, die spätestens nach dem Aus von Johnny Depp ins Stocken geriet. Neben der Umbesetzung von Johnny Depp zu Mads Mikkelsen, sorgte „Harry Potter“-Schöpferin J.K. Rowling für einen großen medialen Skandal, als sie eine sehr strittige Aussage über Transpersonen äußerte. Hinzu kommt dann auch noch, dass Ezra Miller – der eine wichtige Rolle in der Filmreihe spielt – mit der Polizei in Konflikt geraten ist. All diese nicht gerade kleinen Schlagzeilen sind natürlich alles andere als ideal, um einer bereits ins Wanken geratenen Filmreihe wieder eine erfolgreiche Fortsetzung zu bescheren. Doch gelang es der Filmproduktion trotz all der Hindernisse die Magie zu erwecken?


Bildnachweis: IMAGO / Picturelux


Wie es bereits der Name des neuen Kinoabenteuers andeutet, fokussiert der dritte Film die Dumbledores und ihre Geheimnisse, sie führt die Geschichte um Newt Scamender weiter und bringt auch den sympathischen Muggel Jacob Kowalski zurück. Es werden Geheimnisse aus der Familie Dumbledore gelüftet und Dumbledore gesteht seine Liebe...

Die Welt, in der Teil Drei einsetzt, hat sich aber seit dem Ende des dramatischen Finales des zweiten Films, verändert. Nach Grindelwalds eindringlichem Auftritt auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise, hat er inzwischen eine beachtliche Anhängerschaft um sich versammelt. Nicht mehr alle Welt ist gegen Grindelwald und sein Vorhaben, seine Ideologie wurzelt in der Gesellschaft, so dass er bald vom Gesetzlosen zum Kandidat des Herrschers über die Zaubererwelt wird. Und was geschieht, wenn Grindelwald die Herrschaft übernimmt?

„Unser Krieg gegen die Muggel beginnt Heute“

- Gellert Grindelwald


Nicht mehr Johnny Depp – Mads Mikkelsen verkörpert Gellert Grindelwald und wer sich fragt, wie die Umbesetzung erklärt werden würde: gar nicht. Mads Mikkelsen schafft seine ganz eigene Version, die ihm auch vom Drehbuch neue Seiten ermöglicht, welches der dänische Schauspieler mit all seinem Können und Talent auffängt und einen ganz anderen, irgendwie erfrischend anderen Ansatz verkörpert.


Während es Newt Scamander noch im ersten Film gelang, bei der Verhaftung des gefürchteten Schwarzmagiers Gellert Grindelwald entscheidend mitzuhelfen, konnte sich dieser im zweiten Film bei einer Überführung befreien und er floh. Schnell konnte er Verbündete finden und mit seiner gefundenen Anhängerschaft begann er mit seinem Plan, die Herrschaft über die nicht magischen Muggel zu erlangen. Grindelwald wird immer mächtiger und nur einer könnte ihn stoppen: Albus Dumbledore. Wirklich vorgehen gegen Grindelwald kann Dumbledore aber nicht, ein Blutschwur mit Gellert Grindelwald hindert ihn am direkten Eingreifen, doch tatenlos bleibt er nicht. Er sammelt eine kleine, außergewöhnliche Truppe zusammen, um den mächtigen Schwarzmagier zu stoppen. So bekommt Dumbledore Hilfe vom Magiezoologen Newt Scamender und seinem Muggel-Freund Jacob Kowalski, aber auch Newts langjährige Assistentin Bunty ist Teil der kleinen Gruppe. Außerdem dabei ist Yusuf Kama, Leta Lestranges Halbbruder, wieder von der Partie, wie auch Newts Bruder Theseus Scamander. Neu dabei ist die Zauberei-Lehrerin Eulalie „Lally“ Hicks. Dabei rücken trotz der düsteren Zeit und dem im Fokus die Tierwesen nicht in den Hintergrund, mehr noch – sie nehmen eine entscheidende Position ein...


Nachdem dem zweiten Teil noch der Vorwurf gemacht wurde, dass nur eingefleischte Zuschauer der „Harry Potter“-Reihe vollständig mitkommen würden, versucht der dritte Teil wirklich jeden mitzunehmen. Denn wer die bisherigen Geschehnisse der ersten beiden Filme nicht kennt oder diese wieder vergaß, wird vom Film mit ausschweifenden Expositionsdialogen jeder wieder auf den selben Stand gebracht. Auch wird es dieses Mal nicht allzu komplex, da die Geschichte recht einfach - wenn auch chaotisch – gehalten wurde. So fehlen dem Film einfach Überraschungsmomente.


Auch wird es im dritten Teil deutlich politischer, wenn es dann Anfang der 30er Jahre nach Deutschland und Berlin geht und es zu einer gewissen historischen Überschneidung kommt, gerade auch mit Blick auf den vom auch deutschen Schauspieler Oliver Masucci verkörperten Anton Vogel, einem hohen politischen, deutschen Zauberer.


Unberechenbarer und noch gefährlicher wird auch der Obscurial Credence zurückkehren und wird dabei auch für Dumbledore eine ernstzunehmende Bedrohung. Was ist aus Credence geworden, der von Grindelwald erfuhr, dass er ein Dumbledore sei?

Während die enge und zwiespältige Beziehung zwischen Dumbledore und Grindelwald im zweiten Film noch bloße Andeutung blieb und davon gesprochen wurde, dass sie sich wie Brüder nahestanden, begann der dritte Film direkt damit, dass Dumbledore von seiner Liebe zu Grindelwald erzählte. Ob dies daran lag, dass J.K. Rowling nach dem zweiten Film heftigst dafür kritisiert wurde, dass Dumbledores Liebe zwar bestätigt war, aber bisher nicht in den Filmen behandelt wurde?

All die Zeit und die massive Kritik haben die Erzählweise vom zweiten zum dritten Film verändert und es wirkt gerade so, als habe man alles versucht, um dieses Mal nicht anzuecken, doch dadurch wirkt die Geschichte manchmal so, als würde sich diese entschuldigenden wollen, als würde diese etwas gutmachen wollen. So dass die letztliche Geschichte immer wieder wie in ein Korsett gepresst wirkt.


Dennoch hatte die Anfangsszene eine Gewichtung für die Handlung und Albus Dumbledore, da diese bereits den späteren, scheinbar allwissenden Schulleiter von einer anderen Seite zeigt. Eine andere, verletzliche Seite eines Menschen, den die Liebe prägte. Die Liebe zu Gellert Grindelwald, aber auch die zu seiner Schwester Ariana Dumbledore, die auf tragische Art und Weise immer mit ihm verbunden sein wird.

Bereits im zweiten Teil begeisterte Jude Law in der Rolle des jüngeren Albus Dumbledore, im dritten Teil nochmals mehr, da die vielschichtige Figur ihm mehr abverlangt. Mal der verschmitzte, geniale Lehrer, der auch schon in seinen frühen Jahren eine einfallsreiche, geistvolle Art hatte – aber auch ein gequälter, in sich zerrissener Mensch, der die Liebe auf die unschöne Art und Wiese zu spüren bekam. Jude Law kann seinen Albus Dumbledore vollständig mit Leben ausfüllen, neue Facetten sichtbar machen und die geheimnisvolle, väterliche Figur der „Harry Potter“-Reihe noch interessanter machen.

Außerdem wird Dumbledores Bruder Aberforth näher beleuchtet, der von Richard Coyle verkörpert wird. Seine Beziehung zu seinem deutlich bekannteren Bruder und wie er in seinem Schatten lebte, wird erzählt, genauso wir bei ihm ein spektakuläres Geheimnis gelüftet wird...

Newt Scamender, bleibt dabei im Großen und Ganzen beim alten und fungiert dann als Stabilisator. Er und seine Tierwesen wurden über zwei Filme mit dem Publikum betraut, im dritten funktionieren sie einfach und Eddie Redmayne verkörpert seine Paraderolle mit Bravour. Der grüne Bowtruckle Pickett und sein Niffler sorgen dabei immer wieder für spaßige Momente...


Während die „Harry Potter“-Reihe mit dem Schulschloss Hogwarts einen festen Hauptschauplatz hat, reißt die „Phantastische Tierwesen“-Reihe über den ganzen Globus und zeigt, wie dort die Zauberer und Hexen leben. Nach den vereinigten Staaten und New York, Frankreich und Paris im zweiten Teil, handelt der dritte Teil an verschiedensten Orten, da die Missionen an die verschiedensten Orte verschlägt, die sehr kreativ und detailverliebt gestaltet sind, so dass es immer wieder Freude macht, neue Orte der magischen Welt kennen zu lernen.


Die Kostümabteilung begeisterte bereits in den ersten beiden Filmen, der erste Film konnte für die besten Kostüme sogar einen Oscar abräumen. Auch der dritte Film bot wieder beeindruckende, schön gestaltete Kostüme, die die verschiedenen Kulturen verschiedener Hexen und Zauberer verschiedener Länder bildlich machen konnten. Gerade auch wenn es nach Deutschland geht oder zum Beispiel verschiedene Zaubereiministerien in einer Art „Live-Schalte“ gezeigt werden.


Die visuellen Effekte sind dabei Hit & Miss zugleich, die bei einem solch magischen Abenteuer mal wieder eine immense Arbeit bei den visuellen Effekten bot. Sie waren dann zwar immer wieder originell, detailverliebt und wirklich magisch, doch es war auch eine wahre CGI-Wucht, die immer wieder etwas künstliche Bilder hervorbrachten. Die verfilmten Bilder waren groß, gewaltig und um das Wort nochmals zu nennen – magisch...


Dabei war die Kameraführung sehr überlegt und ruhig, auch wenn die Szene ein schnelleres Erzähltempo einschlägt.

James Newton Howard, der bereits die Musik für die ersten beiden Filme der „Phantastische Tierwesen“-Reihe komponierte, war auch für die musikalische Untermalung des dritten Teils verantwortlich. Dabei gelang ihm ein wundervolles Hybrid aus den bekannten „Harry Potter“-Klängen und ganz neuen Tönen. Eine fabelhafte Untermalung, die manchmal etwas aufdrängt, aber letztlich unabdingbar für die stimmungsvolle, emotionale Seite des Film ist.


Der dritte Film versuchte zum Finale hin, einen Abschluss zu finden, einen Abschluss für den dritten Film, aber auch einen Abschluss, der das endgültige Ende der Reihe bilden könnte. Ein Film, der zwar Möglichkeiten auf Fortsetzungen lässt, die die Geschichte jedoch zu einem runden Ende führt und nicht wie noch der zweite Film mit einem krassen Cliffhanger endet. Nach den schwierigen und teuren letzten Produktionsjahren und dem mäßig erfolgreichen letzten Film kann Warner Bros. erst einmal abwarten, und sollte der Film einschlagen, kann man die ursprünglich fünf angekündigten Filme immer noch umsetzen. Reiht sich der dritte Film aber in den Minus-Trend ein, kann man so die Reihe aber unkompliziert beenden.


Doch dieses Ende gelang nur mit Biegen und Brechen. So sind einige Handlungsstränge über die drei Filme aufgebaut worden, die dann zum Finale hin in einem befriedigenden Abschluss ihr Ende finden sollten. So wurde all das Aufgebaute zusammengeflickt und dadurch ging manches zum Ende hin auf, manches ging völlig unter. So wird die Creedence-Geschichte sehr schlampig zum Ende geführt, andere Handlungsbögen werden dann aber richtig gut zum Abschluss geführt. Denn zum Schluss entwickelte der Film eine richtige emotionale Wucht, es war wahrhaft magisch und es war „Harry Potter“-Kino!



Fazit:

„Phantastische Tierwesen 3: Dumbledores Geheimnisse“ konnte nicht die vielen vorher aufgebauschten Probleme wegzaubern und doch gelang dem Film die Reihe weiterzuführen, der eine gute Balance aus Dramatischem und Spaßigem halten kann. Der dritte Film wirkt auch trotz seines Korsetts ausgereifter, mit mehr Herzblut gemacht und magischer. Er ist ein kurzweiliger Spaß, der am Ende zu überladen ist und doch in ein gelungenes Finale mündet.


6 von 10 Punkten

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