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Ein Löwe auf Rachefeldzug: Kritik zu „Beast - Jäger ohne Gnade“

Der mehrfach preisgekrönte isländische Filmemacher Baltasar Kormákur ist ein wahrer Adrenalinspezialist. Neben der Verfilmung des Bergsteigerdramas „Everest“ schuf er den Survivalthriller „Die Farbe des Horizonts“ auf hoher See. Nicht im Pazifischen Ozean sondern in der Savanne von Südafrika handelt sein nächster Film, der wieder einen Überlebenskampf entfesseln wird.


Bildnachweis: © 2022 Universal Studios. All Rights Reserved.


Darum geht es:

Nach dem tragischen Tod seiner Frau reist Dr. Nate Samuels (Idris Elba) dorthin, wo er sie einst kennenlernte: in die südafrikanische Savanne. Die lang geplante Reise in das Wildreservat des Biologen und alten Freundes der Familie, Martin Battles (Sharlto Copley), soll ihm und seinen Teenager-Töchtern Meredith (Iyana Halley) und Norah (Leah Jeffries) die Möglichkeit geben, den schweren Verlust zu überwinden.


Viel Gelegenheit dazu bekommen sie allerdings nicht, denn sie werden zum Ziel mehrerer aggressiver Angriffe eines blutrünstigen Löwen, der es scheinbar bewusst auf Menschen abgesehen hat, nachdem er die Attacke brutaler Wilderer überlebt hat. Und ganz plötzlich wird aus der heilenden Reise ein verzweifelter Kampf ums Überleben. Doch Samuels lässt sich und seine vom Schicksal gebeutelte Familie nicht ohne Weiteres zur Beute machen – und nimmt den Kampf gegen die wilde Bestie auf.


Die Rezension:


Nach einer Idee von Jaime Primak Sullivan schrieb Ryan Engle das Drehbuch, welches der isländische Filmemacher Baltasar Kormákur inszenierte. „Beast - Jäger ohne Gnade“ erzählt eine dem Subgenre des Tierhorrorfilms typische Handlung und entfesselt in der Savanne von Südafrika einen nervenzerreißenden Überlebenskampf.


Dabei hat die Geschichte zunächst zwei Handlungsstränge, die durch die erschreckenden Ereignisse ineinander übergehen. Zum einen gibt es den von Idris Elba verkörperten Dr. Nate Samuels, der mit dem Safari-Urlaub versucht, wieder eine bessere Beziehung zu seinen Teenager-Töchtern zu erlangen, und zum anderen gibt es den Löwen, der sich nach dem brutalen Morden der Wilderer in Südafrika auf Rachefeldzug begibt. Allein diese Prämisse macht klar, dass die Geschichte mit nicht all zu viel Realismus aufwarten wird und so sollte man an „Beast - Jäger ohne Gnade“ mit einem Augenzwinkern herangehen.


Bildnachweis: © 2022 Universal Studios. All Rights Reserved.


In den 93 Minuten des Films legte Baltasar Kormákur den Fokus auf die Kurzweiligkeit und inszenierte nervenzerreißend den blutrünstigen Löwen, der sich im Gegensatz zu den amerikanischen Urlaubern bestens in der Savanne auskennt. Jedoch kann die Geschichte so wenig vertiefen und die aufgebaute Familiengeschichte löst sich irgendwann im Horror auf, bleibt ein rudimentärer Ansatz. Auch die Traumszenen, in denen Nate nach seiner toten Frau sucht, wirken so recht deplatziert.


Während uns die Dialoge zunächst noch aussagekräftig in die Handlung einführen, sprechen die Figuren der Geschichte irgendwann weniger und banaler miteinander. Gelingt es zu Beginn zu verdeutlichen, dass Nate kein Interesse für die Foto-Begeisterung seiner ältesten Tochter aufbringen kann, wird man irgendwann darüber schmunzeln können, wie stumpf die Dialoge werden.


Auch das Handeln der Figuren wird immer stupider. Warum Nate immer wieder die Sicherheit des Geländewagens aufgibt, um sich heroisch in die Savanne zu schleichen, ist wenig plausibel. Er will seine Töchter aus dem Schrecken befreien, irgendwann trifft Nate aber sehr naive Entscheidungen, was auch seine panischen Töchter richtigerweise feststellen. Leider bleiben die beiden Töchter Meredith und Norah recht oberflächlich angelegt und werden lediglich die ganze Zeit aufgefordert, im Geländewagen zu bleiben und sich nicht zu bewegen.


Bildnachweis: © 2022 Universal Studios. All Rights Reserved.


Da sich der König der Tiere normalerweise weder wie besessen auf Menschen noch auf Autos stürzt, tut die Handlung auch gut daran, den Umstand nicht weiter erklären zu wollen. Zwar fragen sich die erschrockenen Protagonisten, wie es dazu kommen konnte, doch sowohl die Figuren wie die Zuschauer wissen nur, dass er nach dem Gemetzel an seinem Rudel durchdrehte. Seine Inszenierung ist ebenso gelungen, wie wirkungsvoll. Auch wenn der Löwe dem Computer entstammt, ist er recht lebensecht gelungen, nur vereinzelt sieht man, dass kein echtes Tier am Set war.


Doch auch wenn immer wieder die lauernde Gefahr der großen Raubkatze in der Savanne atmosphärisch auf die Leinwand gebracht werden kann, griff man oftmals auf den erwartbaren, wie innovativlosen Schock-Effekt eines Jump-Scares zurück. Gelungener als die Schreck-Momente war die sich ins Unermessliche anspannende Atmosphäre, die durch das Sounddesign nochmals verstärkt wird, unterstrichen vom Soundtrack, den Steven Price komponierte.



Bildnachweis: © 2022 Universal Studios. All Rights Reserved.


Fazit:


Während die Handlung nicht wirklich vor Kreativität strotzt, gelingt es „Everest“-Regisseur Baltasar Kormákur mit der raschen Inszenierung, einen schnörkellosen Tierhorrorfilm zu entfesseln. Nach angelegter Charakterzeichnung verliert sich der Film aber zu sehr in einem generischen Horrorfilm, der die Figuren immer stupider werden lässt.


5 von 10 Punkten


„Beast - Jäger ohne Gnade“ ist seit dem 25. August 2022 in den Kinos.



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