top of page

Gut inszenierter Thriller, mit einer klaren Schwäche: Kritik zu Steven Soderberghs neuem Film „Kimi“

Der neue Film von Steven Soderbergh ist da: „Kimi“, ein Film der in der aktuellen Corona-Pandemie mit seiner Geschichte ansetzt. Jedoch ist die Pandemie nur Ausgangslage der Handlung, denn die Geschichte geht in eine ganz andere Richtung. Es ist ein Film in Zeiten der Pandemie, jedoch kein Pandemie-Film.


Bildnachweis: © 2022 Warner Bros. Ent. Alle Rechte vorbehalten


Die Handlung selbst folgt den klassischen Motiven des Thriller-Genres und erzählt über die IT-Spezialistin Angela, die als „Voice Stream Analystin“, die die Audiostreams der Smart-Speaker namens „Kimi“ analysieren soll. Das ist ihr Job, für welchen sie sich tausende dieser Streams anhört und sie analysiert. Sie leidet an Agoraphobie und sticht durch ihre markanten, blauen Haare hervor. Ihr Job ist für sie perfekt, auch wegen ihrer Erkrankung, da sie von zu Hause aus arbeiten kann. Doch eines Tages ändert sich für sie alles, denn sie belauscht in einem dieser Streams einen Mord. Um die Firma hinter dem Smart-Speaker „Kimi“ zum reagieren zu zwingen, verlässt sie ihre Wohnung und damit ihre Sicherheit. Die Angst, die sie sowieso schon leiden lässt, ist draußen vor der Türe, wo sie keine sicheren, bekannten Wege kennt und die Orientierung verlieren kann. Um die Wahrheit, den Mörder zu finden muss sie weit gehen, weiter als sie gehen sollte, denn sie entdeckt eine Verschwörung.


Auch wenn die Figur Angela nur wenig Charaktertiefe bekam und recht einfach skizziert wurde, gelang dem Film sowohl mit der Inszenierung wie mit der Schauspielerin eine mehrdimensionale Figur zu erzählen. Ein Anker ist die Agoraphobie-Erkrankung, die die Figur prägt. Zoë Kravitz gelingt es dabei klasse die Figur vielseitig zu interpretieren. Ihr gelingt es sehr atmosphärisch, ihre Angst, die sie schier benommen macht, darzustellen. Sie spielt sehr einnehmend und kann den Film sehr gut tragen.


Bildnachweis: © 2022 Warner Bros. Ent. Alle Rechte vorbehalten


Die Handlung des Films ist dem Genre typisch. Sie beschreibt einen Thriller, jedoch hat das solide geschriebene Drehbuch eine klare Schwäche: „Kimi“ ist ein Mystery-Thriller, doch gerade der Mystery-Faktor wird viel zu durchsichtig aufgezogen und so ist das Mysteriöse gar nicht mysteriös. Ziemlich früh kann man durchschauen, wo die Handlung hingehen könnte und dann fehlt es dem Film an Wendungen in der Handlung, um lange genug undurchsichtig zu bleiben. Dennoch kann der Film seine Spannung halten, was an der guten Inszenierung von Steven Soderbergh liegt.

Während die Handlung nicht wirklich vor Kreativität strotzt, ist die filmische Umsetzung wirklich gelungen. Der Thriller des Mystery-Thrillers funktioniert dagegen umso besser, sodass der Spannungsbogen zum Schluss dennoch funktioniert. „Ocean’s Eleven“-Regisseur Steven Soderbergh gelingt es nämlich sowohl mit der raschen Inszenierung als auch mit der Kameraarbeit mit der Handkamera einen atmosphärischen Film zu erzeugen.

Die Kameraführung mit der Handkamera unterstreicht die Gefühlswelt der Hauptfigur Angela, die ihre Angst, die sie schier benebelt und die Orientierungslosigkeit in der Welt, die sie nicht mehr wiederzuerkennen scheint, zeigt. Zumal gelingt es dem Film über die Kameraarbeit hinaus über die gesamte Verfilmung hinweg das schmale Budget nicht sichtbar zu machen. Gerade aus technischer Sicht wurden hier viele clevere Entscheidungen getroffen. Nicht atemberaubend groß sondern recht fein umgesetzt, erzeugt „Kimi“ eine spannende, wie dramatische Thriller-Stimmung. Ihm gelingt eine Inszenierung, die eine Hommage ans Genre ist und vor allem wegen seiner raschen, kurzweiligen Art funktioniert. Die Handlung, die keine zwei Stunden füllen kann, wird in 90 Minuten erzählt und das ist auch gut so.


Bildnachweis: © 2022 Warner Bros. Ent. Alle Rechte vorbehalten

Fazit:

Steven Soderbergh inszeniert mit „Kimi“ einen guten Thriller, der richtig gutes Genrekino bietet. Die Handlung hat eine klare Schwäche, ist aber dennoch recht solide und es gelingt dem Film ein wohlgestaltetes, gelungenes Finale.


6 von 10 Punkten

コメント


bottom of page