Irgendwo in Berlin. Nicht irgendwann - heute. Ein Paket im Flur. ALEX. Ein Ehemann und Vater dreier Kinder. Vergisst den Wein im Auto. Wird aus der Routine seines Alltags gerissen und findet im Taumeln danach seinen Halt nicht wieder. MAXI. Eine kraftvolle junge Frau, die losgeht, in das, was Leben heißt. Die sich ihr Abnabeln anders vorgestellt hat, wütend wird und Fragen stellt. KARL. Ist längst losgegangen, hat Antworten, fängt Maxi ab und auf. Kennt ihre Wut und das Ventil. Resolut, blitzgescheit und verführerisch tanzt er mit ihr auf des Messers Schneide. Als Teil einer Bewegung. Heute in Berlin. Morgen in Prag. Bald in Strasbourg - in ganz Europa. Es ist eine Machtergreifung.
Der Film startet sehr wuchtig und erzählt mit einer beeindruckenden Härte die Geschichte von Maxi, die auf einen Schlag fast ihre ganze Familie verliert. Doch je näher man dem Finale zu rückt, desto mehr Schwächen zeichnen im Drehbuch ab, wo es sich zu einfach gemacht wird, um die Geschichte voran zu bringen. So sind einige Dialoge zu plakativ, und auch wenn man im Finale auf schockierende Art und Weise die Situation eskalieren lässt, will sich der Film zum Ende nicht mehr so stimmig anfühlen wie noch zu Beginn. Während sich der Film lange Zeit lässt, um die drastische Machtübernahme vorzubereiten, verliert die Geschichte am wichtigsten Punkt - dem Finale - die Wucht...
Dagegen ist aber das Schauspiel von Luna Wedler wahrlich beeindruckend. Wenn ihre Figur der Maxi alles verliert, erschafft sie solch eindringliche, heftige Momente, die schlicht und ergreifend eindrucksvoll sind. Aber auch Jannis Niewöhner kann in der titelgebenden Rolle imponieren.
Bildnachweis: © 2021 Pandora Film Medien GmbH
Milan Peschel kann die Tragik seiner Rolle des gebrochenen Vaters zwar ausspielen, ihm fehlen aber noch mehr Szenen, um seiner Figur noch mehr Tiefe geben zu können.
Die Kameraführung ist auf den ersten Blick recht ungewöhnlich - doch auf den zweiten Blick merkt man ihre Vorzüge: So wirken die gezeigten Bilder viel authentischer, echter und lebensnaher.
Fazit:
Oftmals zu durchsichtig geschrieben, kann „Je suis Karl“ durch ein hervorragendes Schauspiel glänzen.
6 von 10 Punkten
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