„Es macht Spaß, ihn mit anderen Leuten im Kino zu sehen und gemeinsam zu lachen und zu weinen.“ Mit diesen Worten beschreibt der Filmemacher Fabian Stumm seinen neuen Film „Sad Jokes“, der am 12. September 2024 in die Kinos kommen wird.
Fabian Stumm, ein aufstrebender deutscher Regisseur und Schauspieler, hat sich innerhalb kürzester Zeit einen Namen in der Filmbranche gemacht. Nach dem Erfolg seines Debütfilms „Knochen und Namen“, der auf der Berlinale 2023 den Heiner-Carow-Preis gewann, legt er nun mit „Sad Jokes“ nach – einer tragikomischen Erzählung, die tief in familiäre und künstlerische Konflikte eintaucht. "Sad Jokes“ feierte seine Weltpremiere auf dem Filmfest München, wo er den Deutschen Nachwuchspreis für die beste Regie sowie den FIPRESCI-Preis gewann, und wurde danach auf das Toronto Film Festival eingeladen.
Der Film erzählt die Geschichte des Filmemachers Joseph, der sich plötzlich allein für seinen kleinen Sohn Pino verantwortlich sieht, nachdem seine Freundin Sonya aufgrund einer Depression in eine Klinik eingewiesen wird. Stumm, der auch die Hauptrolle spielt, verwebt in seinem Werk persönliche Erfahrungen und Beobachtungen mit fiktionalen Elementen und schafft so eine einfühlsame und zugleich humorvolle Reflexion über die Herausforderungen des Lebens. Fabian Stumm, der am renommierten Lee Strasberg Theatre & Film Institute in New York studierte, zeigt sich in „Sad Jokes“ nicht nur als Regisseur, sondern auch als Hauptdarsteller. Im Gespräch erläutert er die besondere Dynamik, die sich aus dieser Doppelrolle ergibt, und spricht über die kreativen Entscheidungen, die zur Entstehung des Films führten.
Der Film Journalist: Ihr Debütfilm „Knochen und Namen“ erschien Anfang 2024, und nun, nur sieben Monate später, folgt bereits Ihr neuer Film „Sad Jokes“. Wie kam es so schnell dazu und wie entstand die Idee für „Sad Jokes“?
Fabian Stumm: Während der Festivaltour für „Knochen und Namen“ habe ich schnell gemerkt, dass mir das Schreiben guttut, um mit mir in Verbindung zu bleiben und neben den vielen tollen Momenten auch einen Raum für meine Unsicherheiten zu haben. Daraus entstand dann die fiktive Geschichte des Filmemachers Joseph, der versucht, einen Spagat zwischen der Arbeit und seinem Privatleben hinzubekommen. Und weil der Dreh meines Debüts so eine gute Erfahrung war, haben wir auch den zweiten Film bewusst mit wenig Mitteln und kleinem Team umgesetzt.
Der Film Journalist: Sie sind nicht nur Regisseur von „Sad Jokes“, sondern auch Hauptdarsteller. War das von Anfang an geplant und welche Herausforderungen, aber auch Vorteile, sind damit verbunden?
Fabian Stumm: Ja, ich habe die Figur für mich selbst entwickelt, weil mich das Autofiktionale daran interessiert hat. Welche Elemente von sich selbst lässt man bewusst mit einfließen, welche hält man raus? Die Herausforderung lag klar in der Kräfteeinteilung, weil ich auf mehreren Ebenen rund um die Uhr präsent sein musste, wobei mich mein Team sehr unterstützt und mitgetragen hat. Der Vorteil ist sicherlich die Freiheit, die dieser Doppelposten mit sich bringt. Ich muss beim Spielen niemandem gefallen und kann nur auf mein eigenes Bauchgefühl hören.
Der Film Journalist: Was macht Joseph aus und wie steht er zu seinem Umfeld?
Fabian Stumm: Ich finde die beiden Seiten von Joseph spannend. Zum einen ist er ein verantwortungsvoller Vater und guter Freund für die Mutter seines Sohnes. Zum anderen ist er in seiner künstlerischen Arbeit und seinem Liebesleben auf der Suche. Es gibt eine erwachsene und eine kindliche Seite an ihm. Ich wollte seine Überforderung in Situationen zeigen, die wir alle so oder so ähnlich kennen: Die Angst vor der eigenen Vergänglichkeit, die sich als Panikattacke vor einer eigentlich undramatischen OP äußert. Das erste Date nach einer Trennung, die man noch nicht ganz verdaut hat. Oder ein vernichtendes Feedback über die eigene Arbeit, die einem am Herzen liegt. Es hat gutgetan, diese Momente aufzuzeigen und ihnen so die Scham zu nehmen.
Der Film Journalist: Nachdem Haley Louise Jones bereits einen Gastauftritt in Ihrem Debütfilm hatte, übernimmt sie nun eine tragende Hauptrolle. Wie kam es zu dieser erneuten Zusammenarbeit und was macht Haley Louise Jones aus, dass Sie sie für Sonya besetzt haben?
Fabian Stumm: Haley ist eine wunderbare Schauspielerin mit einem starken Zugang zu ihren Emotionen. Wir kennen uns seit einigen Jahren, und für mich war sofort klar, dass ich nur sie als Sonya haben wollte. Weil sie parallel an einem anderen Projekt arbeitete, hatten wir nur begrenzt Zeit für die Dreharbeiten mit ihr, was aber keineswegs zu Stress geführt hat. Im Gegenteil: Haley war extrem fokussiert und vorbereitet, und wir haben ihre Szenen mit großer Konzentration umgesetzt. Sie hat mich und das Team sehr beeindruckt.
Der Film Journalist: In „Sad Jokes“ wird Deutsch, Englisch, Italienisch und Schwedisch gesprochen, und auch „Knochen und Namen“ wurde auf Deutsch und Französisch gedreht. Wie kam es dazu und weshalb haben Sie sich nicht bewusst auf eine Sprache festgelegt?
Fabian Stumm: Für mich gehören unterschiedliche Sprachen schon immer zu meinem Leben. Ich habe in den USA studiert und viel auf Englisch gearbeitet. Seit meiner Jugend schlägt mein Herz für das französische Kino, also war es mir wichtig, auch diese Sprache zu beherrschen. Wahrscheinlich geht es auch hier wieder um den Aspekt der Freiheit. Ich will mich nicht auf ein Land oder eine Sprache festlegen müssen und finde es toll und erstrebenswert, dass das Kino diese Grenzen mehr und mehr einreißt.
Der Film Journalist: „Sad Jokes“ ist ja keine klassische Tragödie, sondern vielmehr eine Komödie mit dramatischen Elementen, und auch Ihr Debütfilm „Knochen und Namen“ ist kein reines Drama. Wie wichtig finden Sie es, bei aller Dramatik auch eine gewisse Leichtigkeit zu bewahren?
Fabian Stumm: In beiden Filmen erschien es mir als das Ideal, mit einer großen Leichtigkeit von schweren Themen zu erzählen. Tatsächlich ist die Trennung in Schwarz und Weiß im Alltag viel weniger eindeutig, als es uns im Kino manchmal präsentiert wird. Ich glaube, dass es auf die Perspektive ankommt, aus der man das Leben betrachtet. Das ist natürlich nicht immer einfach umzusetzen. Aber gerade deshalb finde ich es schön, diese Haltung in der Kunst zu trainieren, damit man sie auch im Leben besser anwenden kann.
Der Film Journalist: Am 12. September 2024 kommt „Sad Jokes“ in die Kinos: Warum sollte man sich Ihren neuen Film unbedingt ansehen und auf gar keinen Fall verpassen?
Fabian Stumm: Ich glaube, „Sad Jokes“ hat etwas sehr Verbindendes. Er ist mal albern und absurd, mal traurig und verzweifelt, aber immer aufrichtig und hoffnungsvoll. Es macht Spaß, ihn mit anderen Leuten im Kino zu sehen und gemeinsam zu lachen und zu weinen.
Trailer von „Sad Jokes“:
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