„James Bond“-Autor Charlie Higson hat in einem Interview während der Pressetour zu seinem neuesten Roman „On His Majesty's Secret Service“ heftige Kritik an den jüngsten James Bond-Filmen geäußert und behauptet, dass die „Mission: Impossible“-Filme mittlerweile besser als 007-Abenteuer seien.
Bildnachweis: © Universal Pictures
Charlie Higson hat von 2005 bis 2009 fünf Bücher und eine Kurzgeschichte der Romanserie „Young Bond“ geschrieben, die auf den Originalwerken von Ian Fleming basieren. Sein neuestes Buch „On His Majesty's Secret Service“ ist eine Anspielung auf den verfilmten Fleming-Klassiker „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ und wurde pünktlich zur Krönung von König Charles III. veröffentlicht. Während seiner Pressetour sorgten jedoch Higsons Äußerungen für Schlagzeilen.
Higson lobte zwar den ersten Daniel Craig-Bondfilm „Casino Royale“, kritisierte jedoch die restliche Ära mit Craig und insbesondere dessen letzten Film „Keine Zeit zu sterben“ scharf. Er berichtete, dass er den Film mit seinem 30 Jahre alten Sohn gesehen habe, der ihn danach mit den Worten kritisiert habe: „Das fühlte sich wie ein Bond-Film von Menschen an, denen es peinlich ist, einen Bond-Film zu machen.“
Higson fand, dass die „Mission: Impossible“-Filme mittlerweile besser seien als die James Bond-Filme, da es in ihnen keine Auseinandersetzung mit dem Innenleben der Figur gebe, sondern es lediglich darum gehe, an hohen Häusern hochzuklettern und Dinge in die Luft zu sprengen. Er fand, dass die Filme mit Craig zu kompliziert seien und dass die Verantwortlichen zu viel nachdenken würden. Die Menschen wollen einfach nur einen Bond-Film sehen, ohne dass man darüber grübelt, ob er das oder jenes tun sollte. Bond sollte wieder zum totalen Eskapismus zurückkehren, wie es früher der Fall gewesen sei.
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In Higsons Augen waren die Craig-Bondfilme zu mürrisch, obwohl Bond in Wirklichkeit ein Symbol für Eskapismus sei. Er erinnerte an Roger Moore, der rückwärts Ski fahre und Raketen aus seinen Stöcken schieße – das sei Bond. So müsse Bond zukünftig wieder werden. Zwar habe „Keine Zeit zu sterben“ eine „fantastische Autoverfolgungsjagd“, aber danach streite sich Bond im Wagen mit seiner Freundin, und man denke sich: „Ich bin gekommen, eine eskapistische Fantasie zu schauen, und ich bekomme sie nicht!“
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Higson fand, dass die Filme zu komplex seien und die Charaktere zu viel Zeit mit persönlichen Problemen verbringen würden, anstatt actiongeladenes Kino zu bieten. Nur eine Szene in „Keine Zeit zu sterben“, in der Craigs Bond gemeinsam mit Ana de Armas ein Spectre-Treffen infiltriert, erfüllte Higsons Anforderungen. In dieser Szene sei Bond zurück, dachte er.
Trotz seiner Kritik betonte Higson, dass er sich nicht den alten Bond aus den 60er Jahren zurückwünsche. Bond müsse mit der Zeit gehen. Sein neuer Roman spiele schließlich auch im Jahr 2023, und daran soll sich auch der nächste James Bond-Film anpassen. Dennoch wünsche er sich eine Rückbesinnung auf den klassischen Bond-Mythos. Für ihn sind die Missionen des Geheimagenten vor allem eines: eine Möglichkeit für das Publikum, für ein paar Stunden in eine Welt voller Action, Abenteuer und Glamour abzutauchen. Dabei geht es ihm weniger um komplexe Handlungsstränge oder eine realistische Darstellung der Figuren, sondern um reine Unterhaltung.
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Ob die Produzenten der Bond-Filme diese Kritik aufgreifen werden, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass die Figur des James Bond für die neuen Leinwand-Ableger ganz neu erfunden werden sollen. Aktuell befände man sich in Überlegungen, wo es in der nächsten Geschichte hingehen könne, wie Produzentin Barbara Broccoli in einem Interview gegenüber Branchenmagazin Deadline ausführte: „Es gibt kein Drehbuch und es wird auch keines geben, solange wir nicht wissen, welchen Ansatz wir mit dem nächsten Film verfolgen wollen.“
Daniel Craig war der sechste Schauspieler, der den berühmten Spion verkörperte. Die erste Interpretation schuf Sir Sean Connery, der den Agenten ganze sieben Male verkörperte. Vom allerersten Film „James Bond 007 jagt Dr. No“ bis zum im Jahr 1983 erschienenen „Sag niemals nie“ spielte der schottische Schauspieler die Figur. Er ist mit einer der Gründe für das weltweite Phänomen und für viele Fans er einzig wahre James Bond. Dazwischen kam ein Film mit George Lazenby in der Hauptrolle, bevor dann Roger Moore im Jahr 1973 die Rolle übernahm und James Bond etwas ganz neues einhauchte. Er wurde ein augenzwinkernder, charismatischer Agent, der wie Connery, sieben Male James Bond verkörperte.
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Daraufhin folgten mit Timothy Dalton zwei Filme „Der Hauch des Todes“ und „Lizenz zum Töten“, bevor Pierce Brosnan übernahm. Er brachte die Filmreihe wieder auf Erfolgskurs und im Jahr 2002 kam sein letzter Film „Stirb an einem anderem Tag“ heraus. Nach vier Jahren folgte der erste Film mit Daniel Craig. Alle sechs sind ganz verschiedene Ansätze vom 007-Agenten, wer der nächste James Bond wird, zeigt die Zukunft …
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