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Kritik zu „Extraction 2“: Beeindruckende Actionszenen, aber eine sehr dünne Handlung

Als Thor wurde er zum göttlichen Muskelpaket, als Tyler Rake zeigte er keine Gnade – vor inzwischen drei Jahren avancierte sich der ultrabrutale, perfekt durchchoreographierte Actionfilm „Extraction“ mit Chris Hemsworth in der Hauptrolle zum großen Streaming-Hit, jetzt kann auf Netflix die Fortsetzung ansehen. Sind die Kampfszenen so spektakulär wie angedeutet und wie gut ist der Film auch neben der Action?


Bildnachweis: © Jasin Boland/Netflix


Als „Extraction“ 2020 herauskam, war es der erfolgreichste Originalfilmstart in der Geschichte von Netflix. Innerhalb der ersten vier Wochen erreichte der Actionfilm im April 2020 beeindruckende 99 Millionen Haushalte. Er landete erneut in den Top 10 der Veröffentlichungen am Wochenende des 4. Juli und war somit der viertbeliebteste Streaming-Film des Jahres 2020. Nach diesem Erfolg war recht schnell klar, dass eine Fortsetzung kommen würde, die Netflix ab dem 16. Juni 2023 auf ihren Streaming-Dienst bereitstellt.


Mit „Extraction“ gab Stuntman und Schauspieler Sam Hargrave sein Regiedebüt und auch die Fortsetzung wurde nun wieder von ihm inszeniert. Als erfahrener Stunt-Koordinator war er bereits bei Filmen wie „Avengers: Endgame“, „Deadpool 2“, „Suicide Squad“ oder aber auch „Captain America: Civil War“ tätig und weiß worauf es bei brachialem Actionkino ankommt. Gerade in Zeiten der „John Wick“-Filme wird auch der zweite Film von Sam Hargrave wieder einige spektakuläre Stunts in Petto haben, wie Chris Hemsworth bereits auf Twitter ankündigte: „Eine einzige Einstellung, die 21 Minuten dauert. Ihr haben richtig gehört. Bereitet euch auf die Fahrt eures Lebens vor!“

Darum geht es:


Nachdem Tyler Rake die Geschehnisse des ersten Films nur knapp überlebt hat, steht er nun vor einer neuen lebensbedrohlichen Aufgabe. Dieses Mal wird er beauftragt, die Angehörigen eines georgischen Verbrecherbosses aus einem Kerker zu befreien, in dem sie gefangen gehalten werden. Was nach einer einfachen Mission klingt, wird schnell ein Himmelfahrtskommando. Denn dieses Mal hat sich Tyler Rake sehr gefährliche Feinde gemacht, die ihn zur Strecke bringen wollen. Eine explosive Verfolgungsjagd beginnt, die auch vor Landesgrenzen nicht halt macht …

Die Rezension:

Die Fortsetzung von „Extraction“ knüpft nahtlos an den Vorgänger an und zeigt erneut, wie Tyler Rake scheinbar tödlich getroffen wird. Um ihn wieder einzuführen und ins Leben zurückzubringen, nimmt sich der Film etwas mehr als 20 Minuten Zeit für eine expositorische Einleitung. In dieser Phase werden die beiden georgischen Brüder vorgestellt, die die skrupellosen Widersacher der Geschichte darstellen. Ihre Entschlossenheit und Brutalität werden bereits in zwei Szenen am Anfang deutlich.


Der Antagonist:

Bildnachweis: © Jasin Boland/Netflix


Während Tyler Rake langsam zu sich kommt und anfängt, wieder zu Kräften zu kommen, deutet der Film an, dass es dieses Mal vielleicht mehr über seinen Charakter zu erfahren gibt und wer der Mensch hinter der Fassade ist. Im Trailer wird bereits das Zitat gezeigt, dass er herausfinden soll, warum er von den Toten zurückgekehrt ist. Der Film liefert jedoch keine wirkliche Antwort, da sich die Handlung nach etwa 20 Minuten fast auflöst und die restliche Laufzeit mit drei spektakulär inszenierten Actionsettings gefüllt wird.


Zwar war bereits die Handlung des ersten Films recht dünn und der Protagonist recht oberflächlich, doch wenn auch die Fortsetzung kein Interesse an Weiterentwicklung hat, wird es erzählerisch sehr karg. Nach einem plakativ inszenierten Aufenthalt in Dubai geht es in eine Hütte an einem See in Gmunden, Österreich. Dort gibt es eine halbherzige Trainingsmontage und einige Szenen mit Kameraarbeit auf Werbefilm-Niveau.

Glücklicherweise wurde die Exposition schnell abgehandelt, denn danach folgen 100 Minuten großer Action. Hier liegt die große Stärke des Films, denn die Macher haben, wie bereits angekündigt, grandiose Actionszenen choreografiert. Diese sind teilweise wirklich minutenlang und werden mit wenigen Schnitten spannend und unterhaltsam auf ganz großem Niveau präsentiert.

Tyler Rake und die zu rettende Familie:

Bildnachweis: © Jasin Boland/Netflix


Es ist fast schade, dass „Extraction 2“ nicht auf einer großen Leinwand gesehen werden kann, wo solche beeindruckenden Actionsequenzen noch mehr Wirkung entfalten könnten. Das Sounddesign, das anfangs unterdurchschnittlich war, gewinnt an Fahrt und unterstützt die Intensität des Geschehens gut.

Obwohl Chris Hemsworth und die anderen in der Besetzung schauspielerisch wenig Aufmerksamkeit erregen konnten, sind die Akteuere in den Actionszenen dennoch wirklich grandios. Die physisch intensive Action gelingt den Machern und Schauspielern beeindruckend gut und muss sich vor Filmen wie „John Wick“ nicht verstecken. Die Kameraarbeit, die anfangs etwas uninspiriert wirkte, zeigt später, dass sie genau weiß, wie Action perfekt eingefangen wird. Das äußerst kontrastreiche und ästhetische Bild ist qualitativ sehr gut und beeindruckend, vor allem in bester Auflösung.


Bildnachweis: © Jasin Boland/Netflix


Dabei wechselt die Kamera immer wieder gekonnt zwischen den Ebenen, schafft spanennde Perspektiven und Momente, in denene man einfach nur staunen kann, wie die Kameraarbeit das Geschehen einfängt. Besonders beeindruckend ist der große Kampf zwischen den Insassen auf dem Gefängnishof, bei dem rund 300 Stuntleute koordiniert wurden und die Kamera dauerhaft mittendrin bleibt.


Allein die angekündigte 21-minütige fast One-Shot-Sequenz, die eine Actionszene an die nächste reiht, reicht manchem Film aufgeteilt auf seine gesamte Spielzeit und ist wirklich beeindruckend. Für Fans von richtig guter Action wird einiges geboten, gerade auch, da sie immer spannend bleibt und durch kreative Kniffe nie ermüdend wirkt.


Dennoch fällt „Extraction 2“ im Vergleich zum ersten Teil ab, da die Handlung einfach zu dünn ist, um sie überhaupt als solche zu bezeichnen. Auch wenn dies bereits im ersten Teil der Fall war, konnte der Film zumindest über die emotionale Komponente mitreißen. Die Chemie und Dynamik zwischen Rake und dem kleinen Jungen war großartig, aber dieses Mal will sich nie wirklich eine Chemie zwischen den Charakteren entwickeln.


Bildnachweis: © Jasin Boland/Netflix


Die Beziehung zwischen Rake und der Mutter der Familie ist distanziert, er hat keinen Umgang mit der kleinen Tochter und der Sohn hat Antipathien ihm gegenüber. Sowohl der innere Konflikt des Sohnes als auch der Antagonist sind zudem sehr austauchbar und so bleibt die Action das einzige Zugpferd des Films, doch diese ist auch wirklich ganz großes Kino!


Fazit:


„Extraction 2“ bietet wahrlich beeindruckende Actionszenen, die zweifellos das Highlight des Films sind. Die dünnen Handlungsfäden und die fehlende Charakterentwicklung trüben jedoch das Gesamterlebnis. Während Actionfans auf ihre Kosten kommen, dürften andere Zuschauer weniger zufrieden sein. Dabei wäre deutlich mehr möglich gewesen.


5 von 10 Punkten


„Extraction 2“ ist seit dem 16. Juni 2023 exklusiv auf Netflix.





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