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Kritik zu „Halloween Ends“: Ein würdiger Abschluss?

Aktualisiert: 16. Okt. 2022

Im Jahr 2018 wurde der Horrorlegende um Michael Myers neues Leben eingehaucht und im vergangenen Jahr 2021 kam der ultrabrutale zweite Teil der „Halloween“-Trilogie in die Kinos. Jetzt kehrt der Mann mit der Maske ein letztes Mal nach Haddonfield zurück, um Laurie Straude ein letztes Mal zu jagen.


© Universal Studios. All Rights Reserved.


Als sich David Gordon Green rund vierzig Jahre nach dem Erscheinen des ersten Teils „Halloween – Die Nacht des Grauen“ an die Umsetzung seiner Reboot-Idee machte, stellte ihm Filmstudio Universal Pictures mit lediglich zehn Millionen US-Dollar ein recht schmales Budget zur Verfügung. Jedoch gelang es dem 47-jährigen Regisseur, das Horror-Phänomen neu zu erwecken. Sein Film „Halloween“ wurde ein großer Hit, der überragende 255 Millionen US-Dollar wieder einspielen konnte.


Nach den neun Ablegern, die seit dem Kult-Horrorfilm aus dem Jahr 1978 herauskamen, entschied sich David Gordon Green für seine Handlung, alle Fortsetzungen außer Acht zu lassen. Lediglich der erste Teil fand in der neuen Zeitlinie statt. So handelt die Geschichte von „Halloween“ wie in der Realität vierzig Jahre nach der verhängnisvollen Nacht des Grauens in der Kleinstadt Haddonfield.


Seither war Michael Myers inhaftiert und Laurie Strode, die die grausige Mordserie überlebte, war von den brutalen Geschehnissen gezeichnet. Recht zurückgezogen lebte sie mit ihrer Tochter Karen auf einer Ranch. Auf der haben sie sich jahrelang auf die Rückkehr jenes Michael Myers vorbereitet. Und das Unausweichliche geschah dann auch: Der Serienmörder brach aus dem Hochsicherheitsgefängnis aus ...


Letztes Jahr ging die Geschichte dann weiter und „Halloween Kills“ kam in die Kinos. Brutaler denn je erzählte der zweite Teil der Trilogie die Brücke zwischen „Halloween“ und „Halloween Ends“. Und nun, wenige Wochen vor der Halloween-Nacht, kommt der langerwartete Abschluss der wohl größten Horrofilmreihe auf die große Leinwand.


Darum geht es:


Vier Jahre sind seit den brutalen Geschehnissen des vergangenen Teils vergangen. Doch der Terror hat seine Spuren hinterlassen. Bis zu jener Halloweennacht 1978 war Haddonfield ein kleines, beschauliches amerikanisches Städchen. Doch spätestens als der Mann mit der Maske die Nacht von „Halloween Kills“ überlebte, verstörte die Bewohner die lauernde Gefahr. Die Bewohner wurden brutaler, Selbstmorde häuften sich. Zwar wurde Michael Myers die letzten Jahre nicht mehr gesehen, doch was passiert, wenn er wieder zurückkehrt?


© Universal Studios. All Rights Reserved.


Laurie Strode, die die Angriffe von Michael Myers immer und immer wieder überlebte, wird inzwischen nicht mehr glorifiziert. Sie wird sogar beschuldigt, an allem Schuld zu sein. Doch auch wenn die Situation immer düsterer geworden ist, hat sich Laurie Strode von all dem Schrecken losgesagt. Sie will sich nicht mehr von der Angst beherrschen lassen, die sie jahrzehntelang verfolgt und bestimmt hat. Gemeinsam mit ihrer Enkelin Allyson hat sie sich ein kleines Haus gekauft, wo sie ein Buch über ihren Kampf mit dem Bösen verfasst.


Während sie endlich begonnen hat, ihr Leben zu genießen und kurz davor ist, ihr Buch abzuschließen, droht sie neuer Horror einzuholen. Denn als der junge Babysitter Corey Cunningham des Mordes an einem kleinen Jungen beschuldigt wird, weiß sie, dass mehr dahintersteckt: Und so stellt Laurie sich ein letztes Mal dem Bösen, um es nun endgültig zu bezwingen. Mit „Halloween Ends“ führt David Gordon Green die Geschichte um Michael Mayers und Laurie Straude nach fast 45 Jahren zu ihrem Abschluss und lässt ihren Kampf enden. Gelang ihm ein würdiger Abschluss für die kultige Horrorfilmreihe?


Die Rezension:


„Halloween Ends“ eröffnet mit einem Prolog, der nur ein Jahr nach den Geschehnissen des letzten Films einsetzt und führt eine neue Figur ein: Den Anfang zwanzigjährigen Babysitter Corey Cunningham, der in der Halloween-Nacht auf den kleinen Jungen Jeremy aufpassen soll, während seine Eltern eine Party besuchen. Ohne viel verraten zu wollen, kann man sagen, der Abend endet blutig und Corey wird des Mordes beschuldigt. Der Einstieg des Films führt uns nicht nur gekonnt in die Atmosphäre ein, auch streut David Gordon Green immer wieder Anspielungen und Verweise auf frühere Filme ein.


Nach dem Prolog folgt ein Vorspann, musikalisch untermalt vom ikonischen Thema der Filmreihe. Während in blauer Schrift die Mitwirkenden der Produktion vorgestellt werden, schälen sich gruselig geschnitzte Kürbisse durch das Bild. Soweit so klassisch - denn die dann erzählte Handlung wagt ganz neue Wege im Halloween-Slasher-Film.


© Universal Studios. All Rights Reserved.


Während alle immer brutaler werden, hat die Paraderolle von Scream-Queen Jamie Lee Curtis das Traumata um Michael Myers überwunden und verfasst recht floskelhaft die Sätze ihres Buches. Schaffte sie es in den vierzig Jahren zwischen dem ersten Teil und dem Reboot aus dem Jahr 2018 nicht, das Trauma von Michael Myers zu überwinden, gelang es ihr in den vier Jahren zwischen dem ultrabrutalen Teil zwei und drei der neuen Trilogie. Gerade wenn Laurie überglücklich durch Läden streift oder in der Küche hantiert, muss man sich schon fragen, welchen genialen Therapeuten sie besuchte.


Als David Gordon Green den Handlungsbogen der Trilogie ersann, hätte durchaus auffallen können, dass diese Charakterentwicklung nicht plausibel ist, gerade da sie im neuen Film eher als Fakt festgestellt wird. Auch sonst eröffnet der Film eine Liebesgeschichte, die der Zuschauer nicht nachvollziehen kann. So springt der Funken während einer Szene über und danach entbrennt bedingungslose Liebe, die man nicht klischeehafter hätte aufziehen können.


Das wir uns immer noch in einem Horrorfilm befinden, vergisst man fast, wenn zwei Liebende zu einem poppigen Song auf einem Motorrad durch den Abend fahren. Nur unmelodisch düstere Klavierklänge verdeutlichen, dass die kitschig konstruierten romantischen Szenen zu einem Horror-Slasher gehören. Wer sich jedoch verliebte, kann an dieser Stelle unmöglich verraten werden, da die Handlung des Films so oberflächlich konstruiert wurde, das wenige Details bereits den gesamten Plot verraten würden.


Die gesamte erste Hälfte des Films erzählt Charakterzeichnungen, die nicht oberflächlicher hätten sein können. Allein Hauptdarstellerin Jamie Lee Curtis ist zu verdanken, dass der Zuschauer eine Bindung zur Hauptfigur aufbauen kann. Auch wenn Laurie alles hinter sich lassen will, kann Curtis die symbolischen Narben der letzten Halloween-Nächte visualisieren, sich gebrechlich und dennoch stark zeigen. Laurie ist in ihrem finalen Film facettenreicher und so merkt man ihrer Interpretin die Spielfreude an, mit der sie den Film großartig trägt und einige flach geschriebene Szenen retten kann.


Der gewählte Ansatz wäre eigentlich spannend und frische Ideen schaden dem Slasher-Genre sowieso nicht, doch die Umsetzung ist inhaltlich doch recht dünn. Dem vierköpfigen Team, welches das Drehbuch verfasste, kann zugutegehalten werden, dass es sich einiges getraut hat. Doch mit dem Aufbau, der Umsetzung und nicht zu vergessen dem Marketing, welches dem Zuschauer den finalen Kampf verspricht, kann ich durchaus nachvollziehen, dass einige Fans das Finale vor den Kopf stößt und enttäuscht zurücklässt. Der finale Kampf von Laurie und Michael Myers bildet zwar den Abschluss des Films, doch in den ersten sechzig, siebzig Minuten konzentriert sich der Film auf einen anderen Handlungsstrang. So wird nicht nur der Prämisse des Films, auch Michael Myers nicht genug Raum gelassen, um der eigentlichen Geschichte einen würdigen Abschluss verleihen zu können.


© Universal Studios. All Rights Reserved.


Während sich Michael Myers in „Halloween Kills“ mit sadistischer Grausamkeit durch den Film metzelte, ist der dritte Teil der Trilogie nicht so ultrabrutal. Es gibt deutlich weniger Tode, doch sie sind erneut handwerklich gut gemacht, dass die Szenen äußerst intensiv werden. So bleiben einige Szenen sehr brutal und fies: Stichwort Schallplatte ...


Auch sonst ist der Film handwerklich sehr gut gemacht. So ist die stilvolle Kameraarbeit zu nennen, die zwar nicht mehr so nah geht wie noch in „Halloween Kills“, aber doch intensiv die Bilder einfängt. Auch Kostüm und Ausstattung machen nicht viel verkehrt, gerade da die Halloween-Nacht 'die Nacht des Gruselns' nochmals schön gehuldigt wird. Die musikalische Untermalung von John Carpenter, Cody Carpenter und Daniel Davies ist wieder einmal eine Wucht. Zwischen ikonischen Themen, klassischen Horror-Stimmungen und ganz neuen Kreationen ist auch der neue Halloween“-Ableger akustisch beeindruckend.


© Universal Studios. All Rights Reserved.


Michael Myers, der sich in die Kanalisation zurückzog, wirkt im letzten Film alt und regelrecht gebrechlich. Ein durchaus interessanter Ansatz, schließlich wurde uns der ikonische Killer so noch nie gezeigt. Als er letztlich ein letztes Mal nach Haddonfield kommt und das Haus von Laurie betritt, kann der Film seine volle Stärke ausspielen und die Inszenierung des finalen Kampfs ist beiden Titelfiguren würdig. Man besinnt sich auf seine Wurzeln und kann einen gelungenen Schlussakt hinlegen, dass recht eindeutig ist.


Fazit:


David Gordon Green versucht in „Halloween Ends“ nicht nur seine Trilogie, sondern auch die Geschichte um Laurie Strode und Michael Myers zu einem würdigen Abschluss zu führen. Das gelingt zwar letztendlich auch, der Weg dorthin ist aber durchaus holprig. Der finale Film versucht Einiges und Neues, jedoch wurden die spannenden Ansätze recht generisch umgesetzt und es ist die Spielfreude von Hauptdarstellerin Jamie Lee Curtis, die einiges retten kann.


5 von 10 Punkten


„Halloween Ends“ ist seit dem 13. Oktober 2022 in den Kinos.



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