Das „Insidious“-Franchise ist auf die große Leinwand zurückgekehrt und der fünfte Teil wird nun das Finale der Hauptreihe markieren. Dennoch sind auch zukünftige Spin-offs geplant, um die schaurige Welt der Astral-Wanderungen weiterhin zu erkunden. Wie gut ist der Abschluss „Insidious 5: The Red Door“?
Bildnachweis: © 2023 CTMG, Inc. All Rights Reserved.
Während James Wan mit dem „Conjuring“-Universum ein erstes Horror-Franchise schuf, dass nächstes Jahr mit „The Nun 2“ den mittlerweile neunten Ableger erhält, hat der Filmemacher bereits zuvor eine große Horrorfilmreihe ins Leben gerufen, die in eine schaurige Parallelwelt, ins „Astrale Reich“, voller Dämonen entführt. Der erste Film erschien im Jahr 2010 und wurde sowohl von Publikum wie Kritikern sehr gut aufgenommen und das „Insidious“-Franchise hat bereits über 600 Millionen US-Dollar eingespielt.
Nachdem der vierte Film „Insidious: The Last Key“ mit einem beeindruckenden weltweiten Einspielergebnis von fast 170 Millionen US-Dollar zum finanziell erfolgreichsten Film der Reihe avancierte, war es offensichtlich, dass ein weiterer Ableger nicht lange auf sich warten lassen würde. Produzent Leigh Whannell hatte bereits frühzeitig Ideen für die Fortsetzung, die schließlich von Scott Teems in ein Drehbuch verwandelt wurden. Nun ist der fünfte und vorerst letzte Film in den Kinos erschienen, bei dem Hauptdarsteller Patrick Wilson nicht nur in seiner Paraderolle als Josh Lambert zurückgekehrt ist, sondern auch erstmals die Regie übernommen hat. Wie gut ist sein Regiedebüt?
Darum geht es:
Es sind neun Jahre vergangen, seit Josh und Dalton Lambert ihre Erinnerungen an die übernatürlichen Fähigkeiten der Astral-Wanderungen unterdrückt wurden. Während der vergangenen Jahre hat Josh versucht, seine bruchstückhaften Erinnerungen wieder zu vervollständigen, aber dabei hat sich der Familienvater auch zunehmend von seiner eigenen Familie entfremdet. Schließlich kam es sogar zur Scheidung von seiner Frau Renai und als dann auch noch seine Mutter Lorraine verstirbt, steht er allein und verloren da.
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Zwar fährt Josh seinen Sohn Dalton zum weit entfernten College, wo dieser sein Kunststudium beginnt, jedoch ist die Beziehung zu seinem Sohn sehr distanziert und kalt. Für Dalton ist das College der Ausweg von seinem Vater und hin zu einem Ort, wo er sich kreativ ausleben und weiterbilden kann. Doch hinter den Mauern der Lernanstalt lauert wieder die eigene Vergangenheit. Schnell verwandelt sich das neue Leben für ihn in einen wahren Horror, als düstere Kreaturen aus seiner eigenen Vergangenheit und der seiner Familie auftauchen, die es auf ihn und seinen Vater abgesehen haben.
Gezwungen, erneut in die Zwischenwelt des sogenannten Ewigreichs einzutauchen, bleibt ihnen keine andere Wahl, als dem Schrecken ein für alle Mal ein Ende zu setzen. In einem verzweifelten Versuch, die bedrohlichen Dämonen zu besiegen, müssen sie sich ihren tiefsten Ängsten stellen und ihr gesamtes Können einsetzen, um ihre Familie vor dem Bösen zu beschützen und die finstere Macht zu besiegen, die nach ihnen greift. Es wird ein Kampf auf Leben und Tod, der über das Schicksal von Dalton und Josh entscheiden wird.
Die Rezension:
Spätestens mit „The Red Door“ ist klar, dass die „Insidious“-Reihe sich mit der Franchisierung keinen Gefallen getan hat. Die Probleme, die sich im fünften Teil offenbaren, können nicht nur auf den neuen Ableger beschränkt werden, sondern lassen sich auch auf den Vorgängerfilm anpassen. Denn das grundlegende Problem besteht darin, dass „Insidious“ nie als großangelegte mehrteilige Geschichte konzipiert war. James Wan schaffte es im Jahr 2010, mit einem geringen Budget und cleverer Inszenierung aus einer wenig originellen Prämisse und zahlreichen Jumpscares einen herausragenden Horrorfilm zu machen. Zudem schien die Geschichte der Familie Lambert mit dem ersten Teil vermeintlich abgeschlossen zu sein.
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Obwohl die Geschichte in den nachfolgenden Filmen weitergeführt wurde, konnte sie weder den Albtraum des ersten Teils erneut erwecken oder übertreffen, noch lieferte sie eine solide Grundlage für mehrere Teile. Die nachfolgenden Filme wirkten vor allem repetitiv und konnten den frischen und schockierenden Ansatz des Originals nicht mehr erreichen. Dabei wurde nicht nur die ursprüngliche Integrität und Einzigartigkeit der Geschichte verwässert.
Die mittlerweile vier Versuche, die Geschichte zu strecken und mehrere Teile zu produzieren, haben letztendlich dazu geführt, dass die Qualität der Filme stetig abgenommen hat. Obwohl die ersten beiden Ableger der Reihe noch unter der Regie von James Wan entstanden, einem absoluten Horror-Maestro für effektiv schockierende Horrorfilme, ist er mittlerweile lediglich als Produzent beteiligt. Wurde es bereits beim dritten „Conjuring“-Film deutlich, dass der schlaue Kopf hinter den ersten beiden Filmen fehlt, hat „Insidious“ nun dasselbe Problem.
Wer steht da wohl im Hintergrund?
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Die Entscheidung, die Regie des fünften Teils Hauptdarsteller Patrick Wilson zu übertragen, der mit seinem Regiedebüt die strauchelnde Reihe wieder von ihrer besten Seite zeigen soll, lässt fast vermuten, dass die Reihe aufgegeben wurde und der Fokus nicht mehr darauf liegt, gute Filme zu machen. Schließlich wurde die Reihe trotz sinkender Qualität kommerziell immer erfolgreicher, und auch der fünfte Teil erzielte einen guten Start an den Kinokassen. So ist doch bemerkenswert, dass Filmverleih Sony Pictures hierzulande vollständig auf Pressevorführungen verzichtete, um Kritiken vor dem Kinostart zu verhindern.
Der Film selbst zeigt immer wieder Momente, die daran erinnern, was die Reihe einst so gut gemacht hat und dass mit Patrick Wilson ein Fachmann am Werk war, der sowohl in „Insidious“ als auch in „Conjuring“ eine Hauptrolle spielte. Allerdings ist seine Regiearbeit bei seinem ersten Film noch etwas hölzern und hat immer wieder Probleme in der Tonalität.
Denn sein Versuch, sowohl Jumpscare-Horror als auch charakterfokussierten psychologischen Schrecken mit Themen wie Geisterbesessenheit und Traumata zu inszenieren, greift oftmals nicht ineinander. Gerade in der Mitte der Handlung wird es regelrecht zum Problem, da fast episodisch zwischen verschiedenen Ansätzen und Handlungssträngen gewechselt wird.
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Während immer wieder einmal versucht wird, die Geschichte von Familie Lampert weiterzuführen, gibt es nach mittlerweile bekannter Formel immer wieder die selbe Art des langsam näherkommenden Schreckens, der letztlich mal mehr oder weniger wirksam durch die Jump-Scare-Technik eintritt. Von Anfang an ist der Soundtrack sehr auf Horror getrimmt und es wird auffällig viel mit der Musik gearbeitet, um die teils nicht wirklich originellen Szenen gruseliger wirken zu lassen.
Erst im Finale wechselt die musikalische Untermalung in harmonische Töne, um letztlich versöhnlich mit einem fröhlichen Pop-Rock-Song zu enden, bei dem Patrick Wilson sogar selbst mitsingt. Auch sonst liegen im Finale die besten Momente des Films, wenn die Darsteller endlich eine gewisse Chemie miteinander entwickeln, die Handlung wieder eine gewisse Stringenz findet und die Filmreihe letztlich sogar einen zufriedenstellenden Abschluss findet.
Jedoch stellt sich ernsthaft die Frage, für welche Zielgruppe die zuvor erzählte Geschichte eigentlich gedacht ist. Um ein breiteres und neues Publikum anzusprechen, hätten bestimmte Aspekte der Handlung möglicherweise vereinfacht und Bezüge zu früheren Teilen hergestellt werden können. Auf der anderen Seite könnte die Geschichte für diejenigen, die die vorherigen Teile mochten, zu einfach sein, da sie nichts Neues mitbringt und lediglich bekannte Elemente wiederkäut.
Ein eigentlich spannender Nebencharakter - Chris Winslow:
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Dabei hat der Film zumindest im Aufbau neue Elemente, schließlich wird das Geschehen verlagert und handelt nicht mehr ausschließlich in einem alten Gemäuer und mit der selbstbewusst kecken Chris wird auch eine nette Nebenfigur eingeführt. Jedoch entwickelt sich diese nicht weiter und man fragt sich letztendlich, woher die Motivationen der von Sinclair Daniel herrlich extrovertiert gespielten Rolle kommen, da die Verbindung zu Dalton auf der Leinwand nicht deutlich dargestellt wird. So bleibt unklar, warum die College-Schülerin bereit wäre, ihr Leben für ihren Mitschüler zu riskieren. Dennoch sind ihre Szenen mit Dalton großartig. Obwohl beide Figuren alles andere als subtil sind, eher überzeichnet, macht ihr Zusammenspiel Spaß, ganz im Gegensatz zu der steifen Darstellung innerhalb der Familie.
Die Geschichte ist von kunstvoller Malerei eingerahmt. In "The Red Door" führt sie zu einem Rückfall in Kindheitsängste und dient gleichzeitig als Therapie und möglicher Ausweg. Die Integration der Kunst in den Horrorverlauf ist bereits im Vorspann gut gelungen und auch die finale Wendung ist clever. Die Kunst-Metapher verliert sich jedoch in einer Sackgasse und adelt das Reproduzieren der Vergangenheit als große Kunst.
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Doch hier zeigt sich wie an so vielen Stellen, dass „The Red Door“ immer nette Ideen und Ansätze aufblitzen lässt, die letztendlich in einem enttäuschenden Werk münden, das nicht das Niveau des ersten Films erreichen konnte, so dass man nur hoffen kann, dass der Abschluss tatsächlich auch das Ende der Hauptreihe war und jetzt die Türe ins „Astrale Reich“ geschlossen bleibt.
Fazit:
Auch wenn es immer wieder Momente gibt, die an die Stärken der Reihe erinnern, wirkt der der fünfte „Insidious“-Film sehr repetitiv und die erste Regiearbeit von Patrick Wilson ist noch etwas hölzern. Insgesamt ist „The Red Door“ nicht nur für Fans der Reihe enttäuschend und hoffentlich auch tatsächlich das Ende der Hauptreihe.
4 von 10 Punkten
„Insidious 5: The Red Door“ ist seit dem 6. Juli 2023 in den Kinos.
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