Ein langes Leben hat der inzwischen betagte Anthony hinter sich und er will nur noch in seiner Londoner Wohnung bleiben – und zwar allein. Doch als seine sich um ihn kümmernde Tochter Anne eines Tages erzählt, dass sie mit ihrem Freund nach Paris will, ist er sehr verwirrt.
Anthony findet sich plötzlich in einer Welt wieder, in der sich alles viel zu schnell ändert, und er versteht immer weniger vom Geschehen.
Florian Zeller entführt uns in seinem Kinodebüt „The Father“ in die Gefühlswelt von Anthony, der unter der Demenz leidet.
Zwischen vermeintlicher Klarheit und einem verschwommenen Nebel aus Leere erzählt die Geschichte ganz direkt von Anthony und seinem Drang zu verstehen, der ihn verzweifeln lässt, erzürnt, und letztlich will ihn die Last dieser Erkrankung erdrücken.
Wie und warum die Demenz entsteht, kann bisher keiner sagen, und so ist der Film nicht wirklich informativ beladen oder kann gar am Ende eine plausible Lösung finden. Der Film erzählt von Gefühlen und nicht von Fakten!
Das funktioniert aber gerade wegen des unglaublichen Anthony Hopkins: Zwischen Fragen, Unwirklichkeit und Verzweiflung verleiht er der Figur solch ungemeine Tiefe, sodass man die Stimmungen von Anthony mitfühlen kann. Er gewann bei der Oscar-Verleihung 2021 als bester Hauptdarsteller und warum merkt man!
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Verstärkt wird der Fokus auf Anthony durch die Kameraarbeit, die oft Anthony direkt begleitet. Doch der Film lässt die Angehörigen auch nicht völlig außen vor und hat mit Anne eine toll geschriebene Figur, die sich bestmöglichst um ihren Vater kümmert. Sie wurde auch grandios verkörpert und zwar von Olivia Colman, die zwischen der Liebe zu ihrem Vater und der Verzweiflung viele toll gespielte Nuancen schafft. Wenn sich letztlich für den Zuschauer der rote Faden schließt, kann man feststellen, dass der Twist etwas länger im Dunkeln hätte bleiben können, was aber andererseits wiederum die sowieso schon komplizierte Geschichte noch mehr strapaziert hätte.
Fazit:
Ein beeindruckendes Drama, welches die Gefühlswelt eines Demenz-Erkrankten beleuchtet und dabei gerade wegen des über sich hinausgehenden Anthony Hopkins funktioniert.
8 von 10 Punkten
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