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Kritik zu "The Power of the Dog"

Phil Burbank ist ein drahtiger, oft sturer, mal eiskalter wie charismatischer Mann. Mit seinem Bruder betreibt er eine Ranch. Doch dieser ist Phil Burbank nicht wirklich ähnlich: Ist er selbst dünn und drahtig, ist sein Bruder eher korpulent. Mag er das einfache Leben und das sich dabei dreckig machen, legt sein Bruder Wert auf seinen stilvollen Auftritt.

In dieses Szenario setzt der neue Netflix-Film „The Power of the Dog“ ein und das recht holprig. Denn der Ausgangspunkt der Geschichte wirkt doch recht konstruiert, und so wird die Geschichte anfangs recht plakativ begonnen. Die typischen Bilder eines Western-Films werden eingefangen, doch hin und wieder ertappte ich mich bei der Frage, worum es hier eigentlich geht.

Erst als Phils Bruder seine neue Frau und ihren Sohn nach Hause bringt, kann der Film seinen roten Faden verdeutlichen und, die anfangs noch zu plakativen Figuren beginnen an Tiefe zu gewinnen.


Die neue Frau - Rose Gordon - missfällt Phil Burbank sehr. Doch noch mehr ist er erbittert, als ihr Sohn - Peter Gordon - auf der Ranch einzieht. Er schikaniert beide, will sie am liebsten nicht auf der Ranch haben. Diese Art und Weise treibt Rose zum Trinken. Sie wird so derartig krass von Phil Burbanks Psycho-Terror in die Mangel genommen, dass sie immer verunsicherter wird, bald schon sehr süchtig nach dem Alkohol ist und letztlich daran krank wird. Doch wenn man denkt, dass der Film also erzählt, wie sie sich aus den Fängen des Terrors befreit, irrt. Der Film hat eine völlig andere Prämisse, und damit kommen wir zu Peter, der eigentlich gar nicht in diese Welt hineinpassen will...

Peter Gordon ist ein introvertierter Junge, der gerne allein ist und einmal Chirurg werden will. So fängt er sich auch im Film einen Hasen, den er tötet und zum Studieren seziert. Doch nicht nur wegen seiner mageren, hageren Statur ist das raubeinige Auftreten und Leben des Phil Burbank für ihn äußerst abschreckend. Während dieser ihn zunächst verspottete, wandelt sich ihre Beziehung und damit die Geschichte...

Dabei bleibt der Film seiner Erzählweise treu, beschreibt seine Geschichte sehr atmosphärisch und lässt sich dabei Zeit: So brauchen einige Szenen auch keine großen Worte - die wunderschön inszenierten Bilder sprechen für sich...

Benedict Cumberbatch schlüpft in die Rolle des Phil Burbank und füllt diese wirklich voll aus: Während man noch bei anderen Filmen zu viel Benedict Cumberbatch selbst sah, geht er in seiner Figur des Phil Burbank voll auf: Die äußerlich harte, eiskalte Rolle spielt er mit so viel Nachdruck, dass jede Szene mit ihm sehr atmosphärisch wird. Phil Burbank ist, das wird mit Lauf der Geschichte immer klarer, ein sehr komplexer Cowboy: Der schönen guten, alten Zeit nachtrauernd, die er mit seinem Mentor hatte, lebt Phil Burbank viel in der Vergangenheit.


Peter Gordon, der Stück für Stück immer mehr in den Fokus rückt, wird von Kodi Smit-McPhee verkörpert. Zurückhaltend und verschlossen wird seine Figur in den Film eingeführt, und als diese auf den schier gegenteiligen Phil Burbank trifft, beginnt seine Entwicklung. Kodi Smit-McPhee verkörpert seine Rolle sehr überzeugend, solide, aber letztlich in diesem Cast kaum herausstechend.


Bildnachweis: KIRSTY GRIFFIN/NETFLIX



Herausstechend spielte dagegen Kirsten Dunst auf, die die Rolle seiner Mutter Rose spielt. Sie verleiht der Figur, die unter dem Psycho-Terror von Phil Burbank leidet, solch beeindruckende emotionale Tiefe, dass man mit ihr mitfühlen kann. Wenn sie völlig verzweifelt am Piano sitzt, nicht im Stande zu spielen, kommt einmal mehr die Stärke des Films zum tragen: Stimmungsvolle, beeindruckende Szenen, die auch ganz ohne Worte funktionieren.


Zu Beginn des Films wird Phil Burbanks Bruder George Burbank als wichtiger Charakter eingeführt, der von Jesse Plemons gespielt wurde. Zu Beginn des Films war seine Rolle noch viel im Mittelpunkt, doch mit dem Lauf der Geschichte rückt er immer weiter in den Hintergrund. Doch in seinen Momenten überzeugt der Schauspieler.


Wenn man nun letztlich auf den Film blickt, so hat man nicht wirklich einen Western-Film gesehen, aber irgendwie hat man das doch: Auch wenn sowohl die Prämisse als auch die Geschichte selbst viel Genre untypisches erzählt, erinnern doch die eingefangenen Bilder oft an dieses. Die Settings und eben auch die Kameraarbeit zeigen durchaus wieder Western-Genre typische Bilder, genauso wie die gut dosierte, aber stimmungsvolle Musik. Von Western-Klängen zu den Motiven des Dramas bis hin zu ganz eigenen, untypischen Klängen des Soundtracks.

So kann man sagen: Der Film scheint zwar oft Bekanntem ähnlich, ist aber eigentlich eine völlig neue, noch nie da gewesene Vision der neuseeländischen Regisseurin Jane Campion.

Jane Campion ist jedoch bekannt für eine solche Herangehensweisen, und damit fuhr sie auch sehr erfolgreich: So war sie nämlich die erste Frau, die die Goldene Palme in Cannes gewann und räumte zudem bereits bei den Oscars ab. Auch ihr neuestes Werk, das mit den typischen Männlichkeitsbildern abrechnet, ist sehr gelungen und könnte womöglich bei den kommenden großen Preisverleihungen wieder ein Wörtchen mitzureden haben.


Fazit:

Zu Beginn hat der Film Probleme, doch je länger der Film voranschreitet, desto stärker wird er. Am Schluss ist „The Power of the Dog“ ein wirklich wuchtiges Werk und das auch ohne große Worte...


7 von 10 Punkten

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