Eigentlich ging man beim Streaming-Dienst Netflix davon aus, dass man einen Abonnenten-Zuwachs von 2,5 Millionen verbuchen könne, die nun veröffentlichten Zahlen dieses Quartals sorgen jedoch für den größten Abonnentenschwund seit mehr als zehn Jahren, so dass Netflix nun einige Konsequenzen aus der dramatischen Entwicklung ziehen will...
Erstmals seit dem Jahr 2011 verbuchte der Streaming-Marktführer Netflix einen Abonnentenschwund, der richtig dramatisch ausfiel. So sank die weltweite Abonnentenzahl um ganze 200.000 Nutzer, so dass der Streaming-Dienst jetzt 221,6 Millionen Kunden hat. Nach den weit aus größeren Erwartungen, ein dramatischer Rückgang. Denn selbst wenn der Streaming-Dienst einen Zuwachs von 500.000 neuen Abonnenten verbucht hätte, wäre es ein Rückschlag. Der Rückgang ist dramatisch hoch und bei Netflix befürchtet man deshalb, dass im aktuellen Quartal ein weiterer Rückgang von bis zu zwei Millionen Abonnenten dazu kommen könnte. Die Aktie büßte unterdessen am gestrigen Mittwoch vorübergehend bis zu 40 Prozent ein. Es war der größte Kursrutsch seit dem Jahr 2004 und führte dazu, dass die Netflix-Aktie den bisher niedrigsten Stand seit über vier Jahren erreichte. Doch wie konnte es dazu kommen, schließlich produziert Netflix Filme und Serien in einem noch nie dagewesenen Umfang und bietet mit weitem Abstand das umfangreichste Angebot?
Die Gründe, die Netflix dafür angibt, sind vielfältig. Zum einen liege es an der aktuellen Inflation und den aufgekommenen Streaming-Konkurennten wie beispielsweise Disney Plus und zum anderen liege es am Russland-Krieg, da man sich beim Einmarsch entschloss, den Streaming-Dienst für Russland zu stoppen. Alleine dadurch kam es zu einem Abonnentenschwund von 700.000 Kunden. Bisher stieg Netflix kontinuierlich an und so lange man gewachsen sei, wären die Zahlen nicht prioritär behandelt worden, jetzt jedoch wurde die Arbeit intensiviert, um abgesprungenen Haushalten den Dienst wieder attraktiv zu machen, wie Netflix-Chef Reed Hastings im Analystengespräch angab.
Die Anleger reagierten sehr enttäuscht auf diese Nachricht, einige stiegen aus. So der US-Milliadär Bill Ackman, der erst vor wenigen Monaten – Im Januar 2022 – rund 1,1 Milliarden US-Dollar in Netflix-Aktien investierte. Damals war er noch begeistert vom Streaming-Dienst und kündigte an, das sein Engagement ein langfristiges wäre. Doch nur wenige Monate später, stieg Bill Ackman wieder aus. Denn nachdem Netflix gestern die ernüchternden Zahlen herausgab, verkaufte er sofort all seine Beteiligungen am Streaming-Dienst und dass mit über 400 Millionen US-Dollar an Verlust.
Kostengünstigeres Abo mit Werbe-Clips und Zusatzkosten für „Account-Sharing“ - diese Konsequenzen zieht Netflix nach dem dramatischen Abonnentenschwund:
Netflix will nun einige Konsequenzen aus der dramatischen Entwicklung ziehen und das betrifft zum Beispiel das sogenannte „Account-Sharing“, welches dem Streaming-Dienst seit längerer Zeit ein Dorn im Auge ist. Beim „Account-Sharing“ teilen Kunden ihr Passwort mit Anderen, so dass verschiedene Nutzer einen Account gleichzeitig nutzen und nur einen Monatsbeitrag zahlen, es nutzen aber gleich mehrere Haushalte den Account. Laut dem Streaming-Marktführer würden etwa 100 Millionen Haushalte Netflix weltweit nutzen, ohne jedoch für diesen zu zahlen. Das wollen sie für die Zukunft jedoch ändern. So kündigte der Netflix-COO Greg Peters an, dass man nun wirklich gegen das „Account-Sharing“ vorgehen müsse und werde. Ein Jahr soll es noch dauern, dann sollen alle Accounts die „Account-Sharing“ betreiben, eine Zusatzgebühr zahlen. In Südamerika versucht man dies bereits, bis zum nächsten Jahr möchte man dies weltweit ausweiten.
Ein weitere Konsequenz, die man aus der Sache ziehen will, ist eine Neuausrichtung mit günstigerem Abonnement, welches dann aber Werbung enthalten würde. So könnte man sich vorstellen, zu den bisherigen Abo-Möglichkeiten eine weitere, kostengünstigere oder sogar kostenfreie Version einzuführen, bei welcher dann Werbe-Clips während der Wiedergabe der Inhalte eingesetzt werden würden. Einem solchen Angebot will man sich nun widmen und dieses Abo-Modell erarbeiten.
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