Immer wieder fallen Jugendliche mit ihrem schlechten Benehmen im Kinosaal auf. Brachte bereits das zweite Solo-Leinwandabenteuer der gelben Minions und der gehypte Horrorfilm „Smile“ Kinobetreiber zur Verzweiflung, hat jetzt auch „Creed III“ unschöne Kino-Randale ausgelöst. Doch weshalb häufen sich diese Ausschreitungen und warum könnten TikTok-Trends ein ernstes Problem werden?
Popcorn fliegt durch die Luft, Geschrei, Beleidigungen, Randale und Schlägereien direkt vor der großen Leinwand – Ausschreitungen im Kinosaal nehmen zu. Der Boxer-Film „Creed III“ zeigt derzeit auf, was bereits andere Streifen erahnen ließen. Kinos sind ein Kulturort, doch immer mehr wird die große Leinwand als erweitertes Wohnzimmer wahrgenommen. Was mit den Beinen auf der Lehne der nächsten Reihe beginnt, mündet in Vandalismus ähnlichen Ausschreitungen im Kinosaal.
Hamburg, Berlin, Bremen – in ganz Deutschland gab es an den vergangenen Tage Schlagzeilen um Kino-Ausschreitungen, in Essen musste die Vorstellung sogar angebrochen werden und die Polizei rückte an. Die Beamten vermuteten anschließend, dass ein aktueller Trend auf der Social-Media-App TikTok Auslöser des schlechten Benehmens sein könnte. Da ist es bezeichnend, dass oftmals Filme betroffen sind, die auf eine junge Zielgruppe zugeschnitten sind oder die wie bei „M3GAN“ nachträglich für junge Menschen ausgerichtet werden, um bestenfalls in den sozialen Medien, besonders auf TikTok, einen Hype auslösen zu können.
Die Schattenseiten des TikTok-Hypes
Doch was auf der einen Seite gute Einspielergebnisse bedeuten kann, wie beim Horrorfilm „Smile“, der mit weit über einer Millionen Kinobesucher der mit weitem Abstand erfolgreichste Streifen seines Genres war, kann für Kinobetreiber hohe Schäden bedeuten. So haben sich zuletzt vermehrt Kinobetreiber geäußert, die in Zukunft Filme aussortieren wollen, um Szenen wie zuletzt in Essen zu entgehen. Aber auch das Aufstellen von Security wird diskutiert – zu dieser bedenklichen Entwicklung habe ich bei Cineplex-Geschäftsführer Kim Ludolf Koch nachgefragt.
Auch wenn er der Überzeugung ist, dass „vergleichbare Vorfälle wahrscheinlicher sind als dass der Trend nunmehr sein Ende gefunden hat“, betont er, dass der Kinobesuch auch in Zukunft sicher bleiben wird: „Der Vorteil der sozialen Medien ist, dass man im Regelfall gut informieren kann, wenn sich etwas zusammenbraut. Das werden wir natürlich in Zukunft genauer beobachten und überall dort, wo Gefahr in Verzug ist, reagieren. Das bedeutet, dass das Publikum gewarnt, informiert und beim Zugang in das Kino auch geprüft wird. Security kann in besonderen Fällen auch wieder eingesetzt werden.“
Kinobetreiber ziehen erste Konsequenzen
Gegenüber dem WDR führte Kim Ludolf Koch außerdem aus, dass man eine Erhöhung der Altersbeschränkung von „Creed III“ erwirken wolle. Denn wie inzwischen festgestellt werden konnte, waren viele der Unruhestifter zwischen zwölf und 15 Jahre alt. Allerdings ist die Erhöhung schwer umsetzbar, schließlich bietet der Film inhaltlich keine Rechtfertigung einer FSK 16, zumal der Filmverleih Warner Bros. kein besonderes Interesse haben dürfte, die Zielgruppe des Streifens einzugrenzen.
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Im Bremer Lichtspielhaus Cinespace, eskalierten am vergangenen Wochenende gleich mehrere Vorstellungen, sodass jetzt erste Konsequenzen folgen. Zunächst einmal verhängt das Cinespace eine Freikartensperre. Die mit 60 Euro aufgeladene Guthabenkarte, die das Land Bremen allen Kindern und Jugendlichen bis 18 Jahren schenkt, kann so nicht mehr für die Filme „Creed III“, „65“, „Sonne und Beton“ und „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ eingesetzt werden.
Jetzt steht das nächste Wochenende vor der Türe, doch unabhängig vom Verlauf müssen sich Kinobetreiber mit langfristigen Lösungsmodellen beschäftigen. Kurzfristig könnte man Gäste verlieren und damit auch Einnahmen – doch langfristig auch Stammgäste vergraueln. Ebenso müssen wir die Entwicklung selbst genauer beobachten, warum kann es ein TikTok-Trend werden, wenn sich Kinder und Jugendliche asozial im Kinosaal aufführen und was sagt es über unsere Gesellschaft aus, dass Videos der Randalierer viral gehen?
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