Seit einigen Tagen herrscht in Hollywood ein beispielloses Szenario: Die Drehbuchautoren und Schauspieler sind in den Streik getreten. Vor genau zehn Tagen verkündete die US-amerikanische Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA offiziell den Beginn des Streiks, der die gesamte Traumfabrik zum Stillstand gebracht hat. Statt vor den Kameras zu stehen oder die Schauspieler zu dirigieren, halten die Filmschaffenden nun Protestplakate hoch und ziehen geschlossen durch die Straßen.
Die Auswirkungen dieses Streiks werden immer deutlicher spürbar, und Duncan Crabtree-Ireland, ein Sprecher der Gewerkschaft, warnt nun, dass der Streik noch viele Monate andauern könnte, wenn die Filmstudios nicht bald auf ihre Forderungen eingehen. In einem Statement erklärte er, dass es durchaus realistisch sei, dass dieser Arbeitskampf bis zum Ende des Jahres andauern könnte, und sogar Januar oder Februar seien nicht ausgeschlossen. Die Vermeidung einer solchen langwierigen Auseinandersetzung liege jedoch darin begründet, einen fairen Deal zu finden, betonte Crabtree-Ireland. Er fügte hinzu, dass sie keinerlei Kompromisse bei den Grundprinzipien der Fairness eingehen werden und entschlossen sind, für die Interessen der Gewerkschaftsmitglieder zu kämpfen.
Warum wird überhaupt gestreikt?
Hinter den glamourösen Kulissen von Hollywood brodelt es schon seit einiger Zeit, doch nun erreicht die Unruhe einen neuen Höhepunkt. Nach den Drehbuchautoren, die bereits seit dem 2. Mai 2023 streiken, befinden sich nun auch die Schauspieler im Ausstand. Dies ist eine Situation, die seit den 1960er-Jahren nicht mehr vorgekommen ist und die Traumfabrik nachhaltig erschüttern und auch große Auswirkungen auf das Publikum haben wird.
Doch bevor es um mögliche Konsequenzen geht, sollten zunächst die Gründe für den Streik geklärt werden: Im Kern dreht sich der Konflikt zunächst einmal um eine verbesserte Bezahlung. Denn auch wenn oft über die Millionengehälter großer Stars berichtet wird, sollte ebenso klar sein, dass die Hollywoodstars nur die Speerspitze bilden. Die SAG-AFTRA, eine US-amerikanische Gewerkschaft, vertritt nicht nur die großen Stars, sondern insgesamt rund 160.000 Menschen weltweit.
Zu ihren Mitgliedern zählen Film- und Fernsehschauspieler, Synchronsprecher sowie viele andere Filmschaffende. Eine große Anzahl dieser Mitglieder kämpft jedoch mit finanziellen Schwierigkeiten und hat Mühe, über die Runden zu kommen. Die Zukunftsaussichten bieten wenig Aussicht auf Besserung, sondern lassen eher Schlimmes befürchten. Angesichts dieser Lage hat die Gewerkschaft nun zu einem umfassenden Streik aufgerufen, um auf die dringenden Anliegen und Herausforderungen ihrer Mitglieder aufmerksam zu machen.
Jetzt noch etwas genauer: Das sind die Gründe im Detail ...
Obwohl die Probleme vielschichtig und die Gründe für den Streik zahlreich sind, lassen sich zwei Hauptursachen hervorheben. Ein zentraler Streitpunkt betrifft die sogenannten Residuals. Diese jährlichen Zahlungen werden Schauspielern für TV-Ausstrahlungen und Wiederaufführungen alter Filme und Serien, an denen sie beteiligt waren, gezahlt. Das Konzept dahinter ist, dass die Beteiligten auch dann noch Vergütungen erhalten sollen, wenn das Studio mit einem älteren Projekt erneut Gewinne erwirtschaftet. Im Streaming-Zeitalter verlieren diese Zahlungen jedoch häufig an Bedeutung. Die Höhe der Residuals ist oft unzureichend niedrig, wie Schauspieler berichten, die bisher lediglich wenige Hundert Euro pro Jahr für diese Zahlungen erhalten.
Zusätzlich gehen Filmstudios und führende Streaming-Anbieter aktiv gegen diese Zahlungen vor, indem sie vermehrt zur sogenannten „Streaming-Purge“ übergehen. HBOmax hat bereits vor einiger Zeit kräftig auf ihrem Streaming-Dienst aufgeräumt, bei der mehrere exklusive Inhalte entfernt wurden. Inzwischen zog auch Disney nach. Dieses Phänomen, in den USA als „The Streaming Purge“ bekannt, erweist sich als finanziell lohnende Taktik – zumindest für eine Seite. Denn auch wenn Filme und Serien bereits produziert und abrufbar sind, verursachen sie den Streaming-Diensten weiterhin Kosten, unter anderem in Form von Residual-Zahlungen.
Wenn eine Produktion auf der Streaming-Plattform nicht den gewünschten Erfolg erzielt, können diese Kosten vermieden werden. Aus diesem Grund beginnen Streaming-Dienste nun damit, Titel zu löschen, die von zu wenigen Zuschauern angesehen werden. Während die Streaming-Anbieter von dieser Vorgehensweise profitieren, erhalten die beteiligten Parteien wie Schauspieler, Stuntleute und Drehbuchautoren weniger Vergütung für ihre Arbeit.
Ein weiterer bedeutender Konfliktherd betrifft ein hochmodernes Problem, das potenziell drastische Konsequenzen für die Zukunft haben könnte: Der Umgang mit künstlicher Intelligenz. Gegenwärtig streben die Hollywood-Studios äußerst umfassende Rechte in diesem Bereich an. Insbesondere Schauspieler mit kleineren Rollen hegen dabei große Ängste, dass ihre Existenz bedroht sein könnte. Die Vorstellung, dass Studios Performances und Stimmen speichern und von einer KI replizieren können, lässt die Befürchtung aufkommen, dass sie möglicherweise überflüssig werden könnten.
Es gibt bereits Berichte, die darauf hinweisen, dass Schauspieler möglicherweise in naher Zukunft nach nur einem einzigen Tag am Set nach Hause geschickt werden könnten, während eine KI den Rest der Arbeit übernimmt. Insbesondere in einer Zeit, in der Deepfakes immer fortschrittlicher und realistischer werden, gibt es zudem Ängste, dass Schauspieler sogar in Filmen eingesetzt werden könnten, an denen sie nie physisch beteiligt waren und dafür keinerlei Vergütung erhalten würden. Die genaue Gefahr und Realität dieser Szenarien sind bisher noch unklar, jedoch sind diese Ängste gegenwärtig unter vielen Schauspielern sehr präsent.
Welche Konsequenzen hat der Streik?
Die Entwicklung des Streiks ist derzeit völlig unklar. Es wäre natürlich im Interesse aller Beteiligten, dass er schnell endet und zum Wohl aller gelöst wird. Allerdings ist zu erwarten, dass noch einige Zeit vergehen wird bis eine Einigung erzielt wird. Dies wird zweifellos zu erheblichen Auswirkungen auf den Terminkalender führen, da viele Hollywood-Produktionen voraussichtlich ihre geplanten Kinostarts nicht einhalten können. Das deutsche Filmmagazin Filmstarts berichtete aber bereits, dass Filme wie „Deadpool 3“, „Bad Boys 4“, „Mortal Kombat 2“ und die zweite Staffel der Netflix-Serie „Sandman“ später erscheinen werden.
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Darüber hinaus wurden aufgrund des Streiks bereits laufende Dreharbeiten unterbrochen, wie zum Beispiel bei der vierten Staffel von „Emily in Paris“ oder dem zweiten Teil von „Mission: Impossible - Dead Reckoning“, obwohl für den Action-Blockbuster bereits einiges während der Produktion des ersten Teils abgedreht worden sein soll. Die Auswirkungen könnten weitreichend sein, denn nicht nur kommende Filmprojekte sind betroffen - auch bereits fertig abgedrehte Filme könnten weiter nach hinten verschoben werden.
Nach Berichten einiger Branchemagazine erwägt Warner Bros. aufgrund des aktuellen Hollywood-Streiks, einige Filmstarts zu verschieben. Unter den betroffenen Filmen befindet sich der Sci-Fi-Blockbuster „Dune - Part 2“ von Denis Villeneuve, dessen endgültige Verlegung jedoch noch nicht bestätigt wurde. Hingegen wurde ein anderer vielversprechender Film mit Zendaya in der Hauptrolle offiziell aus dem ursprünglichen Starttermin im September 2023 genommen und stattdessen um mehrere Monate verschoben.
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Das mit Spannung erwartete Sportdrama „Challengers - Rivalen“ ist der neueste Film des gefeierten Regisseurs Luca Guadagnino. Ursprünglich für eine Veröffentlichung im September geplant, war der Trailer des Beziehungsdramas mit Zendaya bereits online verfügbar und hatte Filmfans weltweit in Vorfreude versetzt.
Doch jüngsten Informationen von Deadline zufolge hat Warner Bros. den Film in den USA auf den 26. April 2023 umdatiert. Obwohl der offizielle September-Termin für Deutschland noch nicht aktualisiert wurde, deutet alles darauf hin, dass auch hierzulande die geduldigen Zuschauer bis Ende April des nächsten Jahres warten müssen, um das fesselnde Werk auf der großen Leinwand erleben zu können.
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