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Wie groß ist der Einfluss vom US-Militär auf Hollywood?

„Top Gun: Maverick“ ist in den Kinos und bringt nach fast vierzig Jahren den abenteuerlustigen Kampfpiloten Pete ‚Maverick‘ Mitchell zurück auf die große Leinwand. Hollywoodstar Tom Cruise in einem haarsträubenden Abenteuer, welches in einem amerikanischen Heldenepos mündet. Einer der größten Blockbuster des Jahres. Doch wie bereits der erste Film ist auch die Fortsetzung in enger Zusammenarbeitet mit der US Navy entstanden. Dass das US-Militär Filmproduktionen seit Jahrzehnten mit Waffen und anderem militärischen Equipment unterstützt, ist bekannt, doch wie groß ist der Einfluss, den das US-Militär dann auf den fertigen Film hat?



Kriegsfilme zu drehen ist kostspielig. Braucht man für einen Film Waffen, Panzer oder Soldaten, muss man viel Geld bezahlen. Nicht jedoch, wenn das US-Militär das nötige militärische Equipment samt echter Soldaten zur Verfügung stellt und das ohne Geld dafür zu verlangen. So können Filmemacher aus Hollywood mit echten Kampfjets und echten Panzern drehen.

Das Produzieren von Werbe-Clips ist für das US-Militär aufwendig und teuer, unterstützt und beeinflusst man aber Filmproduktionen, kommt man mit weniger Ausgaben an ein größeres Publikum. Das mächtige US-Militär ist für das Image der Vereinigten Staaten von Amerika höchst wichtig, welches stets neue Rekruten benötigt. Und so sind mit der Unterstützung des Pentagon über die letzten Jahrzehnte über 1800 Filme und Serien entstanden.


Wollen Filmproduktionen die Unterstützung des US-amerikanischen Verteidigungsministeriums, müssen Filmproduzenten einen Katalog mit vielen Punkten erfüllen, wie beispielsweise, dass der Film oder die Serie bei der Rekrutierung neuer Soldaten hilfreich sein muss. Auch ist es nicht erlaubt, Drogenkonsum und Waffenhandel innerhalb des US-Militärs zu zeigen. Das Pentagon erhält Mitspracherecht beim Drehbuch und die Rohschnittfassung des Films, damit ein akkurates Bild vom US-Militär gezeigt werde.

Einer der größten Erfolge der vom US-Militär unterstützen Filmproduktionen ist „Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel“ aus dem Jahr 1986. Der Blockbuster war mit nur 15 Millionen US-Dollar nicht gerade üppig bemessen. Grund dafür war, dass das Pentagon alles nötige militärische Equipment kostenfrei zur Verfügung stellte. Man konnte mit echten F-14-Kampfjets fliegen und drehen und die Zuschauer für das Pilotenleben beim US-Militär begeistern, so dass nach den Kinovorstellungen Rekrutierungsstände aufgebaut wurden, die einige der beeindruckten Zuschauer direkt nach der Vorstellung für das US-Militär gewinnen konnten. Durch und durch war der „Top Gun“-Film ein großer Erfolg für das US-amerikanische Militär und seinem Image. Nach dem Ausgang des Vietnamkrieges besserte der Film das öffentliche Bild aufs US-Militär wieder auf. So ist in der „Pentagon-Hollywood Collaboration Database“ folgendes über „Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel“ zu lesen:

„Der Film vervollständigt die Rehabilitierung des durch den Vietnamkrieg beschädigten Image des Militärs.“

In „Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel“ sehen wir eine werbende, glänzende Seite der US Navy. Es werden keine schlechten Seiten gezeigt, stattdessen wird heldenhaft glorifiziert. Doch eine Szene im Drehbuch war für das US-amerikanische Verteidigungsministerium nicht tragbar: Die Todesszene des Piloten „Goose“. Denn wie „Der Spiegel“ im Artikel „Rockstars der Lüfte“ enthüllte, musste die Szene umgeschrieben werden. Der Grund war, dass amerikanische Flugmaschinen „nicht auf der Leinwand explodieren“ dürfen.

So sah die Todesszene des Piloten „Goose“ dann im fertigen Film aus:


Doch „Top Gun“ ist lediglich ein offensichtliches Beispiel der Propagandamaschinerie. Wusstest du, dass das US-Militär am Marvel-Film „Iron Man“ beteiligt war?


Beim im Jahr 2011 erschienenen Actionfilm „Transformers 3“ waren so echte Soldaten in Nebenfiguren beteiligt. Im Gegenzug wurde die Geschichte dann so umgeschrieben, dass die Transformer in Afghanistan mithalfen...

Als ein weiteres Beispiel kann man den Actionthriller „Zero Dark Thirty“ aus dem Jahr 2012 nennen. Der Film von Regisseurin Kathryn Bigelow beleuchtete die Suche der Vereinigten Staaten nach Osama bin Laden. Ein Film wie eine Rechtfertigung für die CIA-Foltermethoden.

Als der erste „James Bond“-Film mit Pierce Brosman in der Hautprolle des 007-Agenten umgesetzt wurde, war ein Helikopter des US-Militärs nötig. Das Pentagon stellte einen Army-Helikopter zur Verfügung, stellte aber die Bedingung, dass die Figur eines Admirals, der im Film Staatsgeheimnisse verrät, aus dem Film gestrichen wird. Das geschah zwar nicht, aber man wechselte die Nationalität des Admirals, so dass er in „GoldenEye“ ein Kanadier war. Auch im Folgefilm, dem 18. „James Bond“-Teil „Der Morgen stirbt nie“ war das Pentagon beteiligt.


In diesem Film gelangt James Bond nach Vietnam und im Drehbuch war vorgesehen, dass ein CIA-Agent zu James Bond folgendes sagt: „Du weißt, was passieren wird. Es wird Krieg geben, und vielleicht gewinnen wir diesmal.“ Dieser Satz wurde aber vom Pentagon umgehend gestrichen und die Macher gaben der Bedingung nach, bekamen sie doch dafür das geforderte militärische Equipment.

Wie in „Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel“ stürzte auch in einer Episode der TV-Kinderserie „Lassie“ ein Flugzeug der US Navy ab. Auch hier sah das Drehbuch einen Defekt am Flugzeug vor. So wurde zunächst im Drehbuch beschrieben, dass der titelgebende Hund Lassie den Flugzeugabsturz vorhersehen konnte, da ein sehr hoher Ton vom defekten Flügel ausging. Eine Szene, für welche das Filmteam eine Cessna-Flugmaschine nutzen wollte. Das Pentagon wies den Antrag jedoch mit der Begründung zurück, dass man Kindern nicht zeigen dürfe, dass das US-Militär fehlerhaft arbeiten würde. Also musste das Drehbuch umgeschrieben werden und dann bekam das Filmteam auch ihr Flugzeug.


Kinder sollten anderes über das US-Militär wissen, zum Beispiel wie ein Atom-U-Boot von innen aussieht. Man unterstützte die TV-Show „Mickey Mouse Club“, die in den 50er Jahren kleine Einblicke ins US-Militär für Kinder bot.


Einige Monate nach dem Kinostart von „Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel“ kam der Kriegsfilm „Platoon“ von Oliver Stone in die Lichtspielhäuser, doch dieser Film bekam keine Unterstützung vom US-Militär. Ein Film, der von der Zeit des Vietnamkriegs handelte und unrühmliche Seiten des Soldatenlebens beleuchtete. Doch ohne das Pentagon im Rücken ist es deutlich komplizierter, einen Kriegsfilm umzusetzen und so verbrachte Regisseur Oliver Stone ganze zehn Jahre mit der Realisierung seines Projekts. Doch es galang, der Film kam ins Kino und wurde ein riesiger Erfolg. Er spielte mehr als 138 Millionen US-Dollar ein, so dass der Film heute der dritterfolgreichste Vietnamkrieg-Film ist.

„Platoon“ war ein Film, der die Schattenseiten der amerikanischen Soldaten zeigte, ihre Grausamkeiten während des Vietnamkriegs. So zeigt der Film eine Szene, welche einen US-amerikanischen Soldaten zeigt, der eine Pistole an den Kopf eines kleinen vietnamesischen Kindes drückt. Eine Szene, die laut der „Pentagon-Hollywood Collaboration Database“ eine „unrealistische und höchst unvorteilhafte Darstellung eines amerikanischen Soldaten“ sei.


Unterstützt hat man jedoch den Film „Die grünen Teufel“ von Regisseur Ray Kellogg, der im Jahre 1968 in die Kinos kam. Ein Film, drei Jahre nach dem Ausbruch des Vietnamkrieges, der die zu kippen drohende Stimmung in der US-Bevölkerung mit neuem Patriotismus füttern sollte. Die im Jahr 1964 vom US-Militär gewonnene Schlacht von Nam Dong war Grundlage des Films, der die amerikanische Armee glorifiziert. Der Film wurde voll umfänglich vom Pentagon unterstützt, das Ergebnis war aber solch offensichtliche Propaganda, dass der Film vom Publikum nicht wirklich angenommen wurde und an den Kinokassen floppte...

Sieht man also Action-Blockbuster aus Hollywood, kann man echte Panzer, Kriegsschiffe und Kampfjets sehen, doch das hat seinen Preis auf die Produktion. Es geht um Macht, Image und Politik. Doch so entstanden auch spektakuläre Actionszenen, die heute Kultstatus haben...


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