Milliardenklicks für ausgedachte Filme: YouTube stoppt Monetarisierung für Fake-Trailer
- Toni Schindele
- 31. März
- 2 Min. Lesezeit
YouTube entzieht mehreren Kanälen, die sogenannte Fake-Trailer veröffentlichen, die Monetarisierung. Eine Recherche des Branchenmagazins Deadline offenbart, dass große Hollywoodstudios wie Warner Bros. Discovery und Sony möglicherweise darauf drängten, die Erlöse aus diesen Videos stattdessen für sich zu beanspruchen.

Man scrollt nichtsahnend durch YouTube, klickt sich durch Musikvideos, Interviews und Filmkritiken – bis plötzlich ein Thumbnail ins Auge springt: „OFFICIAL TRAILER – Harry Potter Reboot (2026)“. Ein großes Franchise, eine noch nicht einmal bestätigte Neuverfilmung – und doch sieht das Video täuschend echt aus. Der Play-Button wird gedrückt, der Bildschirm füllt sich mit düsteren Bildern, epischer Musik, dramatischer Stimme aus dem Off. Und während bekannte Schauspielgesichter in ungewohnten Rollen auftauchen, stellt sich eine Frage: Wie kann es zu einem Film, der noch nicht einmal gedreht wurde, schon einen Trailer geben? Die Antwort ist simpel: Immer häufiger handelt es sich dabei um sogenannte Fake-Trailer, die Filmszenen aus alten Produktionen und inzwischen auch mithilfe von KI generierten Elementen so geschickt kombinieren, dass viele glauben, echte Einblicke in kommende Blockbuster zu erhalten.
Während YouTube diese Praxis lange duldete, geht die Plattform nun hart gegen Kanäle vor, die solche irreführenden Clips produzieren. Die Plattform, auf der diese Videos oft Millionenklicks erzielen, geriet ins Visier, nachdem das Branchenmagazin Deadline recherchierte, wie Kanäle wie Screen Culture und KH Studio solche Trailer professionalisierten und über Werbeeinnahmen finanzierten. Laut Deadline haben große Filmstudios, darunter Warner Bros. Discovery und Sony, YouTube aufgefordert, die Einnahmen aus bestimmten Fake-Trailern an sie umzuleiten. Beide Studios lehnten es ab, sich öffentlich zu den Vorwürfen zu äußern. Auch YouTube gab gegenüber Deadline keine ausführliche Stellungnahme ab, bestätigt jedoch, dass Kanäle mit irreführendem oder nur geringfügig verändertem Fremdmaterial die Monetarisierungsbedingungen verletzen.
Diese Richtlinien sehen vor, dass „Videos nicht doppelt oder repetitiv“ sein dürfen, außerdem sind „technisch manipulierte“ Inhalte, die Zuschauende in die Irre führen, untersagt. Screen Culture und KH Studio, die bei Deadline im Fokus standen, können nun keine Werbeeinnahmen mehr generieren. Während YouTube dies als notwendige Maßnahme bezeichnet, um Missbrauch zu verhindern, verweisen die Kanäle auf ihren künstlerischen Anspruch. Der Gründer von KH Studio erklärte gegenüber Deadline, er wolle in erster Linie „Was wäre wenn?“-Ideen erkunden, anstatt falsche Informationen zu verbreiten. Dennoch bleibt die Frage offen, ob sich Nutzerinnen und Nutzer bei millionenfach aufgerufenen Clips wirklich immer darüber bewusst sind, dass es sich um fiktives Material handelt. Ob YouTube angesichts dieser Entwicklung bewusst untätig blieb und selbst von der enormen Popularität profitierte, lässt sich anhand der vorliegenden Quellen nicht zweifelsfrei belegen.
Fakt ist: Deadline fand heraus, dass einige Fake-Trailer in den Suchergebnissen sogar vor offiziellen Filmvorschauen auftauchen. Studios wie Warner Bros. Discovery und Sony hielten sich – trotz mehrmaliger Anfrage – mit konkreten Aussagen zurück. Dass jene Studios gleichzeitig jedoch angeblich an den Erlösen beteiligt werden wollten, wirft zumindest die Frage auf, ob es eher um Urheberrechtsschutz oder um eine wirtschaftliche Interessenabwägung ging. Ob Hollywoodstudios tatsächlich hinter dem Monetarisierungsstopp stehen oder ob es vor allem YouTubes Versuch ist, strengere Richtlinien durchzusetzen, bleibt offen – und damit auch die Frage, ob die Plattform selbst stiller Profiteur der Klickmillionen war. In jedem Fall sorgt der Schritt für eine neue Debatte über kreative Freiheit im Netz und über die Verantwortung aller Beteiligten, wenn Wirklichkeit und Fiktion so nahe beieinanderliegen.
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