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Zweimal bei der FSK gescheitert: Kritik zu „The Sadness“

Robert Jabbaz hat einen Film herausgebracht, der mit Grenzen spielt und einer der brutalsten Filme der letzten Jahre ist. Also kann man gleich zum Beginn dieser Kritik sagen: Diesen Film kann nicht jeder sehen ohne irgendwann abschalten zu müssen...


Einige Kurzfilme hat der kanadische Regisseur Robert Jabbaz bereits umgesetzt, doch während der Corona-Pandemie hat er nun seinen ersten Spielfilm umgesetzt. Es sollte ein Film werden, der den aktuellen pandemischen Ausnahmezustand als Ausgangslage nimmt und in diese eine Geschichte setzt, die zunächst an einige Werke aus dem Zombiefilm-Genre erinnern.


Nach einem Jahr der Pandemiebekämpfung lässt die frustrierte taiwanesische Bevölkerung die gesundheitlichen Vorsichtsmaßnahmen der Regierung zunehmend außer Acht. Der perfekte Zeitpunkt für das bislang eher ungefährliche Alvin-Virus, zu mutieren und als unaufhaltsame Seuche im ganzen Land zu wüten. Wer infiziert wird, fühlt sich dazu gezwungen, die grausamsten Dinge zu tun: Mord, Folter und Verstümmelung sind dabei erst der Anfang. Ein junges Paar wird bis an die Grenzen seiner Kräfte getrieben, als es inmitten des Chaos versucht, einander wiederzufinden. Wahnsinn und Gewalt beherrschen die Straßen – die Zeit von Zivilisation und Ordnung ist vorbei.

Eine recht dünne Handlung für den 99 minütigen Horrorfilm, der weder herausragend gespielt noch geschrieben ist und nur durch seine bestialische Brutalität bestechen kann und will. Als einer der brutalsten Filme aller Zeiten wurde der Film in den ersten Reaktionen beschrieben und in der Nische des ultra brutalen Splatter-Films entwickelte der Film einen ungeheuren Hype und nun ist er in den deutschen Kinos. Doch dies war gar nicht so leicht und der deutsche Verleih Capelight Pictures musste einige Hürden überwinden. Ganze zweimal soll der Film von der FSK abgewiesen worden sein, man wollte diesem Film keine Altersfreigabe für den ungeschnittenen Film geben. Nur in geschnittener Version mit einer FSK 18 Freigabe. Doch im dritten Anlauf gelang dann doch noch die Freigabe des ungeschnittenen Gemetzels mit der FSK 18-Freigabe.

„The Sadness“ ist sehr blutig und brutal - für die FSK zunächst sogar zu brutal:

Bildnachweis: Alle Rechte unterliegen Capelight Pictures. Der Film Journalist ist im Presse-Server registriert.



Also kann man den Film jetzt im Kino sehen, doch dieser Film ist wirklich nichts für schwache Nerven: Der Film sollte, wie Robert Jabbaz selbst andeutete, eine Grenzerfahrung sein und so ist der Film wirklich einer der brutalsten Filme der letzten Jahre. Und das liegt vor allem an einem: Die mutierten Menschen sind keine wirklichen Zombies. Die Untoten im Zombie-Genre werden nämlich in der Regel als willenlose, dahin schlürfende laufende Tote gezeigt, die einem kreuzenden Menschen das Leben nehmen wollen. Doch dabei haben sie keinen Hintergedanken, denn sie sind ja „tod“. In „The Sadness“ sind die mutierten Menschen nicht tot, sondern mutiert. Deshalb sind sie auch nicht willenlose Monster, sondern sie leben ihre düstersten Fantasien einfach aus. Und dabei kennen sie keine Grenzen, keine Gnade, kein Ende...

Die krasse Brutalität liegt nämlich darin, dass die Mutierten diabolisch grinsend und unaufhaltsam auf sadistische Art und Weise ihre Gelüste befriedigen. Sie setzten nämlich sowohl Verstand wie Waffen ein. So ist der schnelle Tod durch eine durchschnittene Kehle noch das Erträglichste.


Bildnachweis: Alle Rechte unterliegen Capelight Pictures. Der Film Journalist ist im Presse-Server registriert.



Zumal in diesem Film ein Stich sowieso oft nicht genügt. Die unbarmherzigen Foltern der grinsenden Teufel sind es, die den Film schier unerträglich machen. Sie foltern brutalst und lassen so das eine oder andere Körperteil explodieren...


Die Mutierten grinsen diabolisch und bauen damit eine ganz besondere Stimmung auf:

Bildnachweis: Alle Rechte unterliegen Capelight Pictures. Der Film Journalist ist im Presse-Server registriert.



Dabei lassen sie sich auch nicht gerade wenig Zeit und so ist der Film nicht nur einer der brutalsten Horror-Filme, sondern auch einer der intensivsten. Auch eingefleischte Fans des Horror-Films könnten hier an ihre Grenzen gelangen.


Diese Sequenzen sind dann auch wirklich eine Grenzerfahrung, denn neben der blutspritzenden Gewalt ist es die sexuelle Gewalt, die den Film kaum aushaltbar machen. Denn die Mutierten sind in jeder Aktion wirklich jede Schmerzgrenze verachtend brutal. Der Film geht dabei wirklich an die Grenzen dessen, was man überhaupt zeigen darf. Um nicht auf dem Index zu landen, gibt es bei manchen Gewaltakten einen Perspektiv-Wechsel. Doch für den Zuschauer bleibt bei diesem Film ein sehr bedrängendes, einschnürendes Gefühl. Dieser Film will so brutal wie nur irgend sein und dass ist er und diese Momente sind auch sehr einnehmend. Doch das liegt eben auch daran, dass sie Szenen sehr gut umgesetzt wurden. Denn im großen und ganzen wurde hier mit handgemachten Effekten gearbeitet, weshalb der Film einfach eine unbestreitbare Qualität hat. Das Hybrid aus den wertigen Effekten und CGI ist dabei auch sehr gelungen und so ist der Film optisch wirklich nervenzerrend gut.

Es gibt zwar auch eine dünne Handlung, diese ist jedoch nicht wichtig für den Film. Denn diese Handlung hat wirklich nur die Funktion, die Brutalitäten in einer Geschichte mit rotem Faden wirken zu lassen. Dabei ist das Drehbuch nur sehr rar mit genialen Einfällen und man springt eigentlich fast von Gewaltakt zu Gewaltakt. Die aktuelle Pandemie wird dabei nur sehr rar und dann auch nicht gut angeschnitten und das Versuchte ist ein zu plakativer gesellschaftskritischer Kommentar. Von der immer mehr am Smartphone hängenden Generation, über toxische Männlichkeit bis hin zur aktuellen Corona-Pandemie wurde hier einiges versucht. Doch hier wurde nur an der Oberflächlich gekratzt.


Auch wenn es um die menschliche Psyche und das Verhalten in Ausnahmesituationen und der daraus mündenden Panik geht, ist der Film lieber blutig und brutal als sinnhaft. Die Geschichte ist bei diesem Film zweitrangig und so ist auch das Ergebnis ein schwaches Drehbuch.


Schauspielerisch funktionieren die Gewalttaten, aber wenig darüber hinaus. Die Hauptdarsteller haben eine gute Chemie, jedoch haben ihre recht generischen Dialoge oft keinen wirklichen Mehrwert. Sie spielen die Rollen zwar mit Hingabe, jedoch wurden die beiden letztlich nur als zwei Verliebte ohne Entwicklungs-Potential geschrieben. Charaktertiefe sucht man hier vergebens. Gerade die Nebendarsteller spielen so begrenzt auf, dass es dem Film wirklich schadet.


Bildnachweis: Alle Rechte unterliegen Capelight Pictures. Der Film Journalist ist im Presse-Server registriert.


Fazit:

Keine gute Handlung oder schauspielerische Leistungen, jedoch gut umgesetzte Splatter-Szenen, doch diese sind wirklich nichts für schwache Nerven. Gore-Fans und wer ultra brutale Horror-Filme mag, wird sicher auf seine Kosten kommen. Aber der Film hat seine unabstreitbaren Schwächen...

4 von 10 Punkten

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