Japan und Taiwan schicken „Kokuho“ und „Left-Handed Girl“ ins Oscar-Rennen
- Toni Schindele

- 29. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Während Deutschland mit „In die Sonne schauen“ in die kommende Oscar-Saison geht, haben nun auch Japan und Taiwan ihre offiziellen Beiträge für die Kategorie „Bester internationaler Film“ bekanntgegeben.

Der Oscar für den „Besten internationalen Film“ – bis 2019 als „Bester fremdsprachiger Film“ bezeichnet – gilt seit Jahrzehnten als eine der prestigeträchtigsten Auszeichnungen des Weltkinos. Jedes Land darf jährlich nur einen Beitrag einreichen, der nach eigenen Auswahlverfahren bestimmt wird. Aus allen eingereichten Filmen erstellt die Academy zunächst eine Longlist von 15 Titeln, später eine Shortlist von fünf Nominierungen, die schließlich bei der Verleihung gegeneinander antreten. Eine Auswahl bedeutet für die Länder nicht nur internationale Sichtbarkeit, sondern auch kulturelle und wirtschaftliche Signalwirkung. Japan entschied sich in diesem Jahr für „Kokuho“ von Regisseur Lee Sang-il. Der Film basiert auf dem zweiteiligen Roman „Kokuhō“ von Shuichi Yoshida und erzählt die Geschichte zweier Kabuki-Darsteller, deren Lebenswege über fünf Jahrzehnte hinweg von Rivalität, familiären Bindungen und der Suche nach künstlerischer Vollendung geprägt sind.
Im Zentrum steht die Frage, wer den Status des „Lebenden Nationalschatzes“ erreicht – die höchste Würde, die japanische Meister traditioneller Künste erlangen können. „Kokuho“ feierte seine Weltpremiere in der Quinzaine des Cinéastes in Cannes, wurde im Juni in Japan veröffentlicht und überschritt dort die Marke von 10 Milliarden Yen Einnahmen – als erster japanischer Realfilm seit über zwei Jahrzehnten. Gedreht wurde an historischen Kabuki-Schauplätzen in Kyoto, die Besetzung umfasst unter anderem Ryo Yoshizawa, Ryusei Yokohama und Ken Watanabe. Taiwan reichte „Left-Handed Girl“ von Shih-Ching Tsou ein. Der Film, inspiriert von persönlichen Erinnerungen und Familiengeschichten der Regisseurin, spielt auf den Nachtmärkten Taipehs und folgt einer Mutter und ihren zwei Töchtern, die zwischen ökonomischem Druck, traditionellen Normen und familiären Geheimnissen bestehen müssen.
„Left-Handed Girl“ wurde in der Critics’ Week von Cannes uraufgeführt, wo er mit dem Gan Foundation Award for Distribution ausgezeichnet wurde und läuft im Herbst zudem im Wettbewerb des Busan International Film Festivals. Netflix erwarb nach Cannes internationale Rechte und plant eine limitierte US-Kinoauswertung im November 2025, gefolgt vom Streamingstart. Für die Academy wird sich im weiteren Auswahlprozess zeigen, ob diese kulturell tief verankerten Werke die notwendige Resonanz auch in einem global divers zusammengesetzten Abstimmungsgremium finden. Eine Nominierung hätte für beide Länder besondere Bedeutung: Japan blickt mit insgesamt vier gewonnenen Oscars in der Kategorie „Bester internationaler Film“ – zuletzt 2022 mit Ryūsuke Hamaguchis „Drive My Car“ – auf eine lange Tradition internationaler Anerkennung zurück. Taiwan hingegen konnte vor allem durch Regisseure wie Hou Hsiao-hsien oder Ang Lee internationale Aufmerksamkeit erzielen, ein Oscar-Gewinn in dieser Kategorie steht dem Land bislang jedoch noch aus.





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