„Ein Spiegel unserer Gesellschaft“: Interview mit Thomas Loibl zu „Eingeschlossene Gesellschaft“
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„Ein Spiegel unserer Gesellschaft“: Interview mit Thomas Loibl zu „Eingeschlossene Gesellschaft“

Seit dem 14. April 2022 ist der neue Film von Sönke Wortmann „Eingeschlossene Gesellschaft“ in den Kinos. Nach „Frau Müller muss weg“ und zuletzt „Contra“ kommt nun die nächste gesellschaftskritische Komödie, die einen Einblick in das sonst so verschlossene, geheimnisvolle Lehrerzimmer gibt...


Eines Freitagnachmittags um 14.30 Uhr in einem Gymnasium: Es klopft am Lehrerzimmer. Doch es steht nicht wie befürchtet, ein Schüler vor der Türe. Es ist ein Schulvater, der für die Abiturzulassung seines Sohnes weit geht. Bewaffnet mit Pistole marschiert er herein und er will die Abiturzulassung seines Sohnes durchsetzen. Für die sechs Lehrer, die ins Wochenende wollen, eine ungünstige Situation. Zum einen gibt es da den recht konservativen Lehrer Klaus Engelhardt, es gibt den Sportlehrer Peter Mertens, die nicht gerade beliebte Lehrerin Heidi Lohmann, der "nerdige" Bernd Vogel, es gäbe dann noch die Referendarin Sarah Schuster und zum anderen noch den gönnerhaften Lehrer Holger Arndt. Diese Lehrer müssen sich nun mit dem Problem des verzweifelten Vaters herumschlagen...


Holger Arndt wurde verkörpert von Thomas Loibl, mit welchem ich nun kurz über „Eingeschlossene Gesellschaft“ gesprochen habe. Im Interview spricht Thomas Loibl über seine Figur Holger Arndt, über das Mysterium des Lehrerzimmers und warum man sich den Film „Eingeschlossene Gesellschaft“ unbedingt anschauen sollte...


Bildnachweis: IMAGO / Panama Pictures


Der Film Journalist: Was hat Sie beim Drehbuch zum neuen Sönke Wortmann-Film „Eingeschlossene Gesellschaft“ besonders angesprochen?


Thomas Loibl: Ich mochte daran sehr, dass sich die ganze Geschichte wie in einem Kammerspiel entwickelt. Sehr konzentriert an einem Ort und in fortlaufender Zeit. Mit wunderbar perlenden Dialogen und einer zunehmenden Eskalation. Mit dem tollen Ensemble, wie hier - ein Geschenk.


Der Film Journalist: Was geschieht eigentlich im Lehrerzimmer, was machen die Lehrer darin, was reden sie – Fragen, die sich sicher viele Schüler stellten. „Eingeschlossene Gesellschaft“ widmet sich genau diesem Mysterium. Wie haben Sie sich immer das Innenleben eines Lehrerzimmers vorgestellt?


Thomas Loibl: Ja, viel mysteriöser als es wohl war. Als Sextaner haben wir manchmal von der Türe aus einen Blick ins Lehrerzimmer geworfen, aber natürlich nicht zu deutlich, denn eigentlich war das ja nicht erlaubt. Die eigenen Lehrer dann in privaterem Ton reden zu hören oder gar miteinander zu scherzen, fand ich sogar befremdlich. Genauso, wie wenn man einem Lehrer oder einer Lehrerin zufällig auf der Straße oder beim Einkaufen ganz privat begegnete. Irgendwie fehlte da immer eine Schultafel im Hintergrund für ein passendes Bild.


Der Film Journalist: Wie würden Sie Ihre Figur „Holger Arndt“ beschreiben?

Thomas Loibl: Holger Arndt ist auf den Fotos des Kollegiums im Jahrbuch immer ein Strahlemann. Einer den die Schüler mögen und die meisten Kollegen. Einer der sich engagiert, ja tatsächlich, noch immer, obwohl auch er schon einige kleine Burnouts hinter sich hat. Aber im Toscana Urlaub erholt er sich dann wieder, um neue Projekte anzuschieben. Die Theater AG zum Beispiel oder die pädagogische Woche. Ein jovialer Mensch, na klar, aber mit Überraschungen, sagen wir mal. Nobody is perfect.


Der Film Journalist: Ein toller, vielseitiger deutscher Cast in einer interessanten Umgebung – eine großartige Grundlage für eine gesellschaftskritische Komödie. Doch wie waren die Dreharbeiten mit all den Größen des deutschen Films?


Thomas Loibl: Es war eine ganz großartige Zeit mit den Kollegen dort in Köln in unserer Lehrerzimmerblase. Wir haben wirklich jede auch nur kleinste Pause mit Spielen, Rätseln, Pantomimen verbracht und tatsächlich enorm viel Spaß gehabt. Das ist vor allem Florian (David Fitz) zu danken, der mit seiner tollen unerschütterlichen Energie uns mit eben solchen Spielaufgaben beschäftigte. Anke (Engelke), die immer auch noch eine weitere Idee dazu hatte und Nilam (Farooq), die mit noch größerem Enthusiasmus uns zum Beispiel in die Geschichte von Düsterwald und den Werwölfen einführte. So wuchs in sehr kurzer Zeit ein Ensemble zusammen, dass mit größter Leichtigkeit und Verbundenheit durch diese Erzählung segelte. Ich glaube, Sönke (Wortman) hat da mal wieder eine sehr gute Hand bei der Besetzung gehabt.


Der Film Journalist: Sollte man den Film in Schulen zeigen und wenn ja, ab welcher Klasse?

Thomas Loibl: Vielleicht besser als "Karius und Baktus" ;)

Aber warum nicht?

Am besten mit der Möglichkeit, daraus eine freie Diskussion entstehen zu lassen und über all die Themen reden zu können, die im Film anklingen. Das fände ich spannend. Ich denke mit Schüler*Innen ab der 10. Klasse wird das dann ein interessantes Gespräch. Aber…


Der Film Journalist: Warum sollte man sich „Eingeschlossene Gesellschaft“ ansehen und auf gar keinen Fall verpassen?


Thomas Loibl: Der Film ist für mich mehr als eine reine Schulkomödie. Dieses Lehrerkollegium ist wie ein Spiegel unserer Gesellschaft und wir erfahren in aller Heiterkeit und allem Ernst etwas über uns selbst. Wie leichtfertig wir manchmal über andere urteilen, ohne unsere eigenen Fehler zu bemerken. Wie wir das Gewohnte unbedingt festhalten wollen, auch wenn es sich als falsch erweist. Dass wir Menschen sind mit all den liebenswerten und all den abgründigen Seiten. Und darüber darf man hier lachen und nachdenken. Mit einem grandiosen Ensemble und einer wunderbaren Inszenierung von Sönke Wortmann. Bestens geeignet für einen Kinobesuch, denn mit anderen zusammen macht der Film am meisten Spaß.


Seit dem 14. April 2022 ist der neue Film von Sönke Wortmann „Eingeschlossene Gesellschaft“ in den Kinos.

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