Kaum ein Film polarisiert derzeit so stark wie „Joker: Folie à Deux“. Während der Hype um die Rückkehr von Arthur Fleck mit einem hohen Budget und großen Hoffnungen begann, ist das Ergebnis nun ein Desaster, das Fragen aufwirft.
Der Vorhang hebt sich, die Lichter blitzen, und eine erwartungsvolle Stille legt sich über das Publikum. Der Lichtspielraum eines Kinos wird oft zum Schauplatz kollektiver Emotionen. Die Zuschauer sind nicht nur passive Konsumenten, sondern aktive Teilnehmer, die mit den auf der Leinwand projizierten Geschichten interagieren. Der Funke, der in den ersten Szenen eines Films entfacht wird, kann sich schnell zu einem lodernden Feuer entwickeln – oder in einem verheerenden Brand enden. Dies verdeutlicht der Fall des jüngsten Films „Joker: Folie à Deux“, dessen Empfang an den Kinokassen und in der Kritik unerwartet katastrophal ausfiel. Wie konnte es zu diesem Flop kommen?
Die Ausgangslage war vielversprechend. Der erste Film konnte mit einem Budget von 55 Millionen US-Dollar über eine Milliarde Dollar einspielen und sich zahlreiche Auszeichnungen, darunter zwei Oscars, sichern. Warner Bros. setzte große Hoffnungen in die Fortsetzung, deren Produktionskosten sich mit etwa 190 Millionen US-Dollar mehr als verdreifachten. Doch nach dem Kinostart von „Joker: Folie à Deux“ am ersten Oktoberwochenende wurden die Erwartungen enttäuscht: Der Film generierte lediglich 39 Millionen US-Dollar in den USA, weit unter den prognostizierten 80 Millionen. In Deutschland blieben die Besucherzahlen mit nur 351.000 Kinobesuchern ebenfalls sehr weit hinter den Erwartungen zurück. Auch die Kritiken waren vernichtend: Auf Rotten Tomatoes schaffte es der Film auf eine Zustimmungsrate von nur 33 Prozent unter den Kritikern und 31 Prozent unter den Zuschauern.
Doch diese Zahlen sind nicht nur Symptome eines gescheiterten Films, sie sind auch Indikatoren für die Gefahren, die mit enttäuschten Erwartungen verbunden sind. Mundpropaganda ist ein starkes Instrument, das sowohl positive als auch negative Effekte auf den Erfolg eines Films haben kann. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass die Meinung von Freunden, Bekannten und der Online-Community erheblichen Einfluss darauf hat, ob Menschen einen Film ansehen oder nicht. Die Art und Weise, wie Meinungen in sozialen Medien verbreitet werden, kann in Windeseile eine Welle der Empörung auslösen und die öffentliche Wahrnehmung eines Projekts nachhaltig verändern. Ein wesentlicher Kritikpunkt bei „Joker: Folie à Deux“ ist der gewählte Musical-Ansatz. Viele Zuschauer haben das Gefühl, dass dieser Stil nicht mit der düsteren und psychologischen Tiefe des Originals harmoniert. Dies führte zu einer grundlegenden Enttäuschung.
Eine Enttäuschung, die durch die breite Palette an negativen Kommentaren zur Inszenierung und der Chemie zwischen den Hauptdarstellern nur verstärkt wird. Manche haben bereits nichts Gutes erwartet, als klar wurde, dass „Joker 2“ ein Musical werden soll, doch dass die Fortsetzung des gigantisch erfolgreichen ersten Films so aufgenommen würde, hätten wohl wenige erwartet. Doch die Schwierigkeiten von Warner Bros. mit „Joker: Folie à Deux“ und die vorangegangenen Flops anderer DC-Filme lassen bereits Auswirkungen auf die Unternehmensstrategie erwarten.
Die Geschäftsführung hat deutlich gemacht, dass eine klare Trennung zwischen den Projekten unter der Leitung von James Gunn und Peter Safran und den bereits bestehenden DC-Produktionen besteht. Diese strategische Neuausrichtung ist Teil von David Zaslavs Priorität, das Vertrauen in die Marke wiederherzustellen, insbesondere nach den vorangegangenen Misserfolgen wie „The Flash“ und „Black Adam“. Die aktuelle Situation könnte dazu führen, dass Warner Bros. seine Investitionen in riskantere Projekte überdenkt, wie nun gut vernetzte Branchenexperten berichten. Warner Bros. soll sich so verstärkt auf bewährte Marken und Franchise-Elemente konzentrieren wollen. Gleichzeitig könnte die Entscheidung, „Joker: Folie à Deux“ als Elseworld-Titel zu kennzeichnen, die Entwicklung neuer, experimenteller Filme innerhalb des DC-Universums verhindern.
Der Kreislauf von Hype und Shitstorm kann schnell sein: Was als potentieller Hit geplant war, ist zu einem Lehrstück über die Fragilität von Publikumserwartungen geworden. „Joker: Folie à Deux“ hat nicht nur als Film enttäuscht, sondern kann die Filmbranche nachhaltig beeinflussen.
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