In der deutschen Komödie „Caveman“ taucht ein moderner Mann in die prähistorischen Herausforderungen der Beziehungswelt ein und überträgt sie in seine Gegenwart. Kam ein spaßiger Film heraus?
Bildnachweis: © 2021 Constantin Film Verleih GmbH/Jürgen Olczyk
Die deutsche Komödie „Caveman“ von Laura Lackmann, die am 26. Januar 2023 in die deutschen Kinos kam, ist eine Adaption des weltweit erfolgreichen Solo-Theaterstücks „Defending the Caveman“ von Rob Becker. Seit seiner Broadway-Premiere 1995 faszinierte das komödiantische Stück über die Missverständnisse zwischen Männern und Frauen bereits über 8 Millionen Zuschauende in mehr als 30 Ländern.
In Deutschland begeisterte es unter der Regie von Esther Schweins und wurde sogar literarisch adaptiert. Jetzt hat Laura Lackmann die Geschichte erstmals für die große Kinoleinwand produziert und dafür neben der Inszenierung auch das Drehbuch übernommen. Doch funktioniert der Theatererfolg auch als Film?
Darum geht es:
Bobby, der erfolglose Autoverkäufer mit dem Traum vom Comedian-Dasein, steht vor seinem großen Durchbruch. Beim Open Mic des lokalen Comedyclubs will er endlich sein Talent unter Beweis stellen. Sein perfektes Thema? Sein neu entdeckter Freund, der imaginäre Caveman aus der Steinzeit, der ihm hilft, die Geheimnisse der Beziehungen zu entschlüsseln. Während Bobby sich in skurrile Dialoge mit seinem urzeitlichen Kumpel vertieft, fragt sich das Publikum gespannt: Ist dieser Kerl wirklich ein Comedy-Genie oder einfach nur ein merkwüdiger Chaot?
Die Rezension:
Manchmal bleibt einem nach dem Betrachten eines Films nur das Kopfschütteln. Ein solches Gefühl überkommt einen nach dem Abspann von „Caveman“, einer Produktion, die in ihrer Intention, humorvoll über Geschlechterunterschiede zu berichten, tatsächlich in ein tiefes Loch von überholten und problematischen Stereotypen fällt. Die deutsche Filmkomödie hat in den letzten Jahren beachtliche Fortschritte gemacht und immer wieder bewiesen, dass sie mehr zu bieten hat als nur flachen Humor.
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Leider wirft „Caveman“ von Regisseurin Laura Lackmann all diese Fortschritte über Bord und präsentiert einen Film, der nicht nur merkwürdig chaotisch, sondern auch problematisch in seiner Darstellung von Geschlechterrollen ist. Die Grundidee des Films ist nicht von Grund auf schlecht. Es geht um die humorvolle Betrachtung von Geschlechterunterschieden. Allerdings verliert der Film sich schnell in überholten Klischees und Stereotypen, die eher peinlich als lustig sind.
Da muss man sich wirklich fragen, warum das dreißig Jahre alte Bühnenstück erst jetzt, einige Jahre nach der Hochphase solcher Männer-Frauen-Witze, den Weg auf die große Leinwand gefunden hat. Moritz Bleibtreu findet sich in „Caveman“ in einer Rolle wieder, die kaum seiner Talente würdig ist, wenngleich auch nicht unerwähnt bleiben sollte, das die namhafte deutsche Besetzung auch schauspielerisch weit unter ihren Möglichkeiten bleibt. Doch es ist nicht nur der überzeichnete Charakter von Bobby, der stört, sondern auch die gesamte Erzählweise des Films.
Bildnachweis: © 2021 Constantin Film Verleih GmbH/Jürgen Olczyk
Anstatt cleveren und unerwarteten Spaß zu bieten, setzt der Film auf und leichten Lacher und greift auf billige Vulgarität zurück, um humorvoll zu wirken. Szenen, in denen Bobby direkt in die Kamera spricht und vermeintlich typisch maskuline und typisch feminine Verhaltensweisen erklärt, wirken wie aus einer anderen Zeit. Die Versuche, solche Szenen mit comichaften Elementen zu würzen, wie dem Einsatz von „Boing-Doing“ Geräuschen, machen die Sache nur noch schlimmer. Ein besonders bezeichnendes Beispiel dafür ist eine Szene, in der Bleibtreu auf der Toilette flatuliert und dabei direkt in die Kamera lächelt. Zuschauende, die solch einen Humor schätzen, mögen während der 100-minütigen Laufzeit von „Caveman“ auf ihre Kosten kommen. Dennoch sollte man meinen, dass wir über solche humoristischen Ansätze bereits hinaus sind.
So ist die rückwärtsgewandte Perspektive auf Geschlechterbeziehungen das Hauptproblem des Films. Anstatt ein differenziertes Bild zu zeichnen, scheint „Caveman“ zufrieden zu sein, sich auf veraltete und oft beleidigende Stereotypen zu stützen. Frauen werden als emotional instabil und irrational dargestellt, während Männer als einfältig und unbeholfen erscheinen. Solche Darstellungen sind nicht nur überholt, sondern auch schädlich, da sie zur Verfestigung veralteter Geschlechterrollen beitragen.
Bildnachweis: © 2021 Constantin Film Verleih GmbH/Jürgen Olczyk
Die deutsche Filmlandschaft hat in den letzten Jahren beeindruckende Fortschritte gemacht und zeigt immer deutlicher, welches Potenzial in ihr steckt. Filme wie „Im Westen Nichts Neues“, „Das Lehrerzimmer“ und „Sonne und Beton“ sind nur einige Beispiele für die Qualität und Tiefe, die das deutsche Kino zu bieten hat. „Caveman“ spiegelt aber leider eine Seite des deutschen Kinos wider, die nicht seinem eigentlichen Potential entspricht. Es ist schade, dass trotz der vielen herausragenden Produktionen solche Filme immer wieder das Bild des deutschen Films in der Öffentlichkeit prägen und die Bemühungen anderen Kunstschaffenden überschatten.
Fazit:
„Caveman“ ist ein problematischer Rückfall in veraltete Stereotypen und rückwärtsgewandte Denkweisen, was nicht nur schädlich für die Filmindustrie, sondern auch für die Gesellschaft als Ganzes ist. Abschließend möchte ich resümieren, das es sehr ernüchternd ist, dass solch ein Projekt, das so weit von den Erwartungen und Standards des modernen Kinos entfernt ist, umfangreich von der deutschen Filmförderung unterstützt wird, während viele wirklich kreative Projekte beim Antrag scheitern.
2 von 10 Punkten
„Caveman“ ist seit dem 26. Januar 2023 in den Kinos.
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