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Das Kinofest 2023: Ein Wochenende, alle Filme, ein Preis – ein Erfolg?

Am vergangenen Wochenende öffneten Kinos in ganz Deutschland ihre Türen für das zweite bundesweite Kinofest. Über zwei Tage hinweg war es möglich, für lediglich fünf Euro sämtliche Filmvorstellungen und Säle zu besuchen – eine Verlockung, die nicht nur eingefleischte Cineasten, sondern auch ein breites Publikum angesprochen haben könnte. Werfen wir also einen genaueren Blick darauf, wie dieses Kinofest abgeschnitten hat. Gab es signifikant mehr Besucher und welchen Einfluss hatte es auf die Kinobranche insgesamt?



Im letzten Jahr erwies sich das erste Kinofest im September 2022 als großen Erfolg, für das innerhalb eines Wochenendes über 1,1 Millionen begeisterte Zuschauer in Scharen in die Kinos stürmten. Angesichts der schweren Zeiten, die die Kinobranche während der Corona-Pandemie durchlitten hatte, entschieden sich die Lichtspielhausverbände, ein besonderes Event ins Leben zu rufen, um die Magie der großen Leinwand wieder in die Köpfe der Menschen zu bringen. Das Ergebnis war das Aktionswochenende „Das Kinofest“, welches auch dieses Jahr im zweiten September-Wochenende stattfand. Trotz der ungewöhnlich sonnigen Spätsommer-Temperaturen zog das Motto „Alle Filme. Alle Kinos. Nur 5 Euro pro Ticket“ erneut ein breites Publikum an.


Trotz geringerer Besucherzahl ein Erfolg

„Bundesweit wurden mit 932.000 Besuchern etwa 15 % weniger Kunden erreicht als im Vorjahr“, bilanziert Kim Ludolf Koch, Geschäftsführer von Cineplex. Dennoch erwies sich das diesjährige Kinofest trotz der leicht rückläufigen Zahlen als großer Erfolg. Denn in den Tagen vor dem Event-Wochenende verzeichneten Kinobetreiber bereits einen Rückgang der Zuschauerzahlen zur Vorwoche um etwa 40 Prozent, da viele Menschen unter anderem die sonnigen Temperaturen des unerwartet aufgekommenen Spätsommers bevorzugt für Freibad- und Seeausflüge nutzten. Betrachtet man das diesjährige Kinofest im Kontext des warmen Spätsommers, ist das Besucherplus von 23 Prozent im Vergleich zur Vorwoche zweifellos als Erfolg zu werten.


Bemerkenswert ist, dass das Kinofest vor allem von seinen erschwinglichen Preisen profitierte und nicht in erster Linie von seinen einmaligen Sonderangeboten. Wie Kim Ludolf Koch betont: „Obgleich die Kinos sehr viele verschiedene Filme gezeigt haben und auch einige neue bzw. Previews dabei waren, waren `Equalizer´, `Barbie´ und `Oppenheimer´“ die am meisten besuchten Vorführungen beim Kinofest 2023.


Publikumslieblinge: Hohe Besucherzahlen für „Barbie“ und „Oppenheimer“:

Bildnachweis: (l) © 2022 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved. / Jaap Buitendijk (r) © Universal Studios. All Rights Reserved.


Der Geschäftsführer von Cineplex schreibt diesen Umstand jedoch nicht nur dem Programm selbst zu, sondern auch der Bewerbung des Event-Wochenendes: „Die Kinos, die bereits früh ihr Programm für das Wochenende gemacht und die Tickets zum Verkauf angeboten haben, haben besser im Besuch abgeschnitten als die, die ihr Programm erst wenige Tage vorher veröffentlicht haben.“


Mehr Stammgäste als Neukunden

Obwohl das Kinofest durch seine attraktiven Preise mehr Besucher anzog, gelang es aber nicht, ein neues Publikum zu gewinnen. Sowohl das erste Kinofest als auch dieses Event-Wochenende boten die Gelegenheit, Menschen für das Kino zu begeistern, die das Lichtspielhaus nicht bereits regelmäßig frequentierten. So meint auch Kim Ludolf Koch in der Nachbetrachtung, „dass vor allem die typischen Kinogänger angesprochen wurden. Im Hinblick auf Verbesserungs-möglichkeiten muss man sagen, dass die Bewerbung im wesentlichen auf Social Media und auf den üblichen Kinokanälen stattgefunden hat. Fernsehwerbung, Außenwerbung in Städten und Ähnliches war kaum vorhanden, was dazu führte, dass überwiegend gut informierte regelmäßige Kinogänger das Fest wahrgenommen haben“.


Auch wenn sich die Kinobranche langsam von den Auswirkungen der Corona-Pandemie erholt hat, steht die große Kinoleinwand mehr denn je vor der Herausforderung, ihren Platz als ultimative Plattform für das Filmerlebnis in der Gesellschaft zu behaupten. Denn Inflation und kostengünstige Streaming-Dienste tragen nicht unbedingt dazu bei, dass mehr Menschen in die Kinosäle strömen. In diesem Kontext sollte das Kinofest in Zukunft verstärkt darauf abzielen, ein Publikum anzusprechen, das nicht bereits von vornherein plant, am Wochenende ins Lichtspielhaus zu gehen. Obwohl das Kinofest von der Branche insgesamt sehr positiv aufgenommen wurde und seine Fortsetzung in den kommenden Jahren geplant ist, erfordert die aktuelle Lage eine verbesserte Strategie, insbesondere im Hinblick auf die Vermarktung des bereits erfolgreichen Konzepts.


Kundenbindung im Wandel der Zeit

Gerade, da nach der Corona-Pandemie und angesichts der derzeitigen Inflation die Geldbeutel der Menschen nicht voller werden, hat das Kinofest eines nochmals verdeutlicht: Statt spontan ins Kino zu gehen, überlegen sich viele nun genau, wann sie sich einen Besuch im Lichtspielhaus leisten können. Kim Ludolf Koch äußerte ebenfalls, dass Kinobesucher gegenwärtig ihr Kommen sehr gezielt planen, da die meisten Tickets bereits im Voraus online erworben wurden. Bei Cineplex lag die „Onlinequote des Filmfest-Wochenendes mit 76 Prozent um 13 Prozentpunkte über dem bisherigen Jahresmittel“.

Daher scheint es nun angebracht, diese Entwicklung zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Vor diesem Hintergrund hat die Kinokette Cineplex bereits vor drei Jahren das Kundenbindungsprogramm Cineplex+ ins Leben gerufen. Wie Geschäftsführer Koch bestätigte, gab es gerade am Event-Wochenende „einen besonders hohen Zuwachs“, wobei insbesondere die Vielnutzer des Programms einen überproportionalen Anteil an den verkauften Tickets hatten. Neben der Notwendigkeit, Kinobesucher frühzeitig über das kommende Programm zu informieren, stellt sich die Frage, ob es mehr Veranstaltungen wie das Kinofest geben sollte. In Frankreich finden im Frühjahr und Herbst vergleichbare Events statt, während es hierzulande wahrscheinlich vorerst bei diesem einen Event-Wochenende bleibt. Es bleibt daher abzuwarten, wie im nächsten Jahr 2024 die Gestaltung und Vermarktung des Kinofests aussehen wird.

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