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Kritik zu „Damsel“: Abenteuer in der Drachenhöhle

Im neuen Fantasy-Abenteuer „Damsel“ von Netflix wird das klassische Märchenmotiv auf den Kopf gestellt. Anstatt einer Prinzessin, die von einem Prinzen gerettet wird, nimmt die Protagonistin ihr Schicksal hier selbst in die Hand und stellt sich einem feuerspeienden Drachen entgegen.


Kritik zu „Damsel“: Abenteuer in der Drachenhöhle
Bildnachweis: ©2023 NETFLIX, INC.

Millie Bobby Brown und Netflix – eine Kombination, die einfach perfekt zu sein scheint. Seit ihrem Durchbruch im Jahr 2016 mit der ikonischen Rolle als Eleven in der Netflix-Serie „Stranger Things“ hat die junge Schauspielerin die Zuschauer weltweit begeistert. Mit der bevorstehenden fünften und letzten Staffel von „Stranger Things“ bleibt die Serie ein fester Bestandteil der Streaming-Plattform, und Browns Präsenz auf Netflix ist längst zu einem Markenzeichen geworden.


2020 präsentierte Netflix „Enola Holmes“ mit Brown in der Titelrolle als die ebenso kluge wie furchtlose Schwester des berühmten Sherlock Holmes. Von den fünf Filmen, die Brown bislang in ihrer Filmografie vorweisen kann, wurden ganze drei für Netflix produziert. Ihr neuestes Projekt „Damsel“ verspricht nun ein aufregendes Fantasy-Abenteuer. In diesem Film schlüpft Brown in die Rolle einer Prinzessin. Ist das sehenswert?


Darzm geht es:


In einem fernen Königreich wird Prinzessin Elodie an den geheimnisvollen Prinzen Henry aus einem rivalisierenden Reich verheiratet. Doch statt einer märchenhaften Zukunft erwartet sie ein düsteres Schicksal: Die Königin und der König des Nachbarlandes planen, Elodie einem gefährlichen Drachen zu opfern, um ihr Reich zu retten. Als Elodie von diesem grausamen Vorhaben erfährt, ist es bereits zu spät.


Kritik zu „Damsel“: Abenteuer in der Drachenhöhle
Bildnachweis: ©2023 NETFLIX, INC.

In der finsteren Höhle des Drachens, weit entfernt von jeglicher Rettung, stellt sich Elodie ihrem Schicksal. Doch die Suche nach einem Ausweg aus den Klauen des Monsters führt sie auf einen gefährlichen Pfad voller Herausforderungen und unerwarteter Verbündeter. Wird es Prinzessin Elodie gelingen, dem grausamen Schicksal zu entkommen und sich selbst zu retten, Oder wird sie für immer in der Dunkelheit der Drachenhöhle gefangen bleiben?


Die Rezension:


So wie beim recht ähnlich konzipierten „The Princess“ aus dem Jahr 2022 das klassische Märchen-Setup herausgefordert wurde, konzentriert sich auch „Damsel“ auf die Befreiung einer Prinzessin aus den Fesseln ihres vorbestimmten Schicksals. Doch hier findet die Geschichte nicht in einem Turm, sondern größtenteils in der gefährlichen und gleichermaßen geheimnisvollen Höhle eines Drachens statt. War bereits die Hulu-Produktion mit Joey King in der Hauptrolle inhaltlich eher schlicht und auf die Action konzentriert, um die Protagonistin durch ein turbulentes Abenteuer zu führen, ist auch „Damsel“ ein sehr stark auf die Hauptdarstellerin fokussiertes Survival-Abenteuer, für das die lose herum gebettete Handlung und das mittelalterliche Setting lediglich Beiwerk sind.


Dabei entführt uns der Film zunächst in eine farbenfrohe Welt, die fast überbewusst märchenhaft wirkt, nur um dann mit einem radikalen Bruch im Genre zu wechseln. Gedreht wurde „Damsel“ zwischen März und Juni 2022 an verschiedenen Orten in Portugal, dennoch sind die realen Schauplätze in der Filmfassung kaum noch zu erkennen. Die üppigen Felder, das majestätische Schloss von Aurea und die imposanten Gebirgszacken scheinen mehr aus dem Computer zu stammen. Trotz eines Budgets von 60 bis 70 Millionen Dollar wirken einige Effekte etwas aus der Zeit gefallen und nicht auf dem Niveau eines Kino-Blockbusters.


Juan Carlos Fresnadillo hat bei „Damsel“ Regie geführt:

Kritik zu „Damsel“: Abenteuer in der Drachenhöhle
Bildnachweis: ©2023 NETFLIX, INC.

Ausgearbeiteter und mit mehr Detailverliebtheit ist dagegen die Höhle des Drachens, mit leuchtenden Glühwürmchen und einer mit funkelnden Kristallen übersäten Felswand. Am deutlichsten wird der Produktionsaufwand neben dem ausgeklügelten Höhlensystem des Drachen in der Kostümabteilung sichtbar. Hier wurden nicht nur für den Anfang ansprechende Kostüme entworfen, sondern auch Elodies Odyssee in der Höhle und ihr sichtbarer Verschleiß gekonnt in Szene gesetzt. Die Inszenierung bleibt kurzweilig, obwohl die Handlung durch den generischen Aufbau etwas an Spannung raubt und mehr an das Quest-System eines Videospiels erinnert als an eine stringente Handlungsentwicklung.


Jedoch hat „Damsel“ ein Hauptproblem: Millie Bobby Brown kann als Prinzessin Elodie keine wirklich eigenständige Persönlichkeit entwickeln, da sie sich nicht genug von den Narrativen ihrer früheren Rollen abgrenzen kann, um eine völlig neue Figur zu entwickeln. Stattdessen verschwimmen die Grenzen zwischen Enola Holmes, Madison Russell und Eleven, wodurch die Protagonistin mehr wie ein Hybrid aus verschiedenen bereits bekannten Charakteren wirkt. Brown zeigt zwar Spielfreude und verleiht der Figur Energie, um der feministischen Botschaft des Films gerecht zu werden, doch sowohl ihr Spiel als auch die Vermittlung der feministischen Botschaft wirken eher konstruiert als authentisch.


Kritik zu „Damsel“: Abenteuer in der Drachenhöhle
Bildnachweis: ©2023 NETFLIX, INC.

Millie Bobby Browns Präsenz dominiert das Geschehen, während das hochkarätige Ensemble um sie herum kaum schauspielerische Akzente setzen kann. Robin Wright und Angela Bassett bleiben in ihren flachen Rollen unterfordert und treten kaum in Erscheinung, während Brown eher als sie selbst denn als ihre Figur erscheint. Der feministische Ansatz, insbesondere durch die Darstellung des weiblichen Drachen, ist ein interessanter Aspekt des Films, jedoch bleibt die Umsetzung oft plump.


„Damsel“ lässt wenig Raum für Überraschungen, schon zu Beginn wird die feministische Botschaft so offensichtlich verkündet, dass nachfolgend keine und das vorhersehbare Finale hinterlässt den Eindruck einer überdehnten Kurzgeschichte. Die Welt und ihre Figuren wirken unausgereift, was dazu führt, dass das Potenzial der Geschichte nicht ausgeschöpft wird. Die kalkulierte Produktion des Films lässt wenig Raum für Experimente und stützt sich auf bewährte Fantasy-Elemente. Es scheint, als hätten Netflix und die Verantwortlichen hinter dem Film massiv auf Millie Bobby Brown als Zugpferd gesetzt. Dies mag für Fans der Schauspielerin und Liebhaber seichter Fantasy-Kost ausreichen, doch für Zuschauende, die mehr Substanz erwarten, bietet „Damsel“ vermutlich zu wenig.


Fazit:


In „Damsel“ sind die Bilder und insbesondere der episch dröhnende Soundtrack von David Fleming schlicht viel zu groß für das vergleichsweise simple Survival-Abenteuer, das sich vor allem durch seinen Versuch, eine progressivere Note anzuschlagen, verzettelt und dabei auch kaum von der omnipräsenten Millie Bobby Brown getragen werden kann.


>>> STARTTERMIN: Ab dem 8. März 2024 auf Netflix.


Weitere Informationen zu „Damsel“:

Genre: Fantasy, Action, Abenteuer

Produktionsjahr: 2022

Laufzeit: 108 Minuten

Altersfreigabe: Netflix-Altersempfehlung ab 12 Jahren


Regie: Juan Carlos Fresnadillo

Drehbuch: Dan Mazeau

Besetzung: Millie Bobby Brown, Ray Winstone, Angela Bassett, Robin Wright und viele mehr ...


Trailer zu „Damsel“:


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