top of page

Kameramann John Mathieson kritisiert Ridley Scotts Arbeitsweise bei „Gladiator II“

John Mathieson, einer der renommiertesten Kameramänner Hollywoods und langjähriger Wegbegleiter von Regisseur Ridley Scott, hat in einem Interview seine jüngste Zusammenarbeit bei „Gladiator II“ scharf kritisiert. Besonders Scotts moderne Herangehensweise an Filmproduktionen nimmt Mathieson ins Visier und nennt sie „achtlos“ und „übereilt“.


Kameramann John Mathieson kritisiert Ridley Scotts Arbeitsweise bei „Gladiator II“
Bildnachweis: © Paul Katzenberger, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Mit seinem unverwechselbaren Stil, der durch starke visuelle Kompositionen und ein tiefes Gespür für Licht und Schatten geprägt ist, hat der Brite John Mathieson zahlreiche Filme entscheidend geprägt. Mathieson arbeitete bereits mit renommierten Regisseuren wie Ridley Scott, John Maybury und Tim Burton zusammen und wurde für seine Werke mit mehreren Auszeichnungen, darunter zwei Oscar-Nominierungen, gewürdigt. Vom epischen Look in „Gladiator“ bis hin zur düsteren Eleganz von „Das Phantom der Oper“ – Mathiesons Vielseitigkeit und technisches Können haben ihn zu einer festen Größe in Hollywood gemacht. In einem Gespräch im Podcast DocFix erläuterte Mathieson nun, dass Scotts Arbeitsweise sich über die Jahre drastisch verändert habe.


Früher sei Scotts Fokus auf die Qualität der Bilder und die kunstvolle Beleuchtung gerichtet gewesen. Heute dominiere dagegen ein Ansatz, der vor allem auf Schnelligkeit abzielt. „Er ist ziemlich ungeduldig und will so viel wie möglich auf einmal machen“, erklärte Mathieson. Dies äußere sich insbesondere in Scotts Vorliebe für den Einsatz mehrerer Kameras bei einer Szene. „Viele Kameras zu haben, hat die Filme meiner Meinung nach nicht besser gemacht“, sagte Mathieson direkt. „Es ist einfach alles husch, husch, husch. Das hat sich an [Ridley Scott] verändert. Aber das ist die Art, wie er es machen will, und ich mag das nicht, und ich denke nicht, dass es viele Leute mögen.“


Mathieson verglich den Multi-Kamera-Ansatz mit einem Besuch im Supermarkt, bei dem man mit einer einzigen Armbewegung alles in den Einkaufswagen räumt, anstatt sorgfältig ein Gericht zuzubereiten. Diese „faule“ Herangehensweise sei jedoch in der Filmindustrie inzwischen verbreitet, da sie es ermögliche, zahlreiche Performances und Schauspieler gleichzeitig aufzunehmen. Allerdings gehe dabei die Liebe zum Detail verloren: „Man kann [bei dem Einsatz mehrerer Kameras] nur von einer Seite beleuchten. Früher brachte die Beleuchtung Tiefe in die Bilder. Das kann man mit mehreren Kameras nicht machen, aber er will es einfach alles schnell erledigt haben.“


Mathieson sprach auch die verstärkte Nutzung von CGI an, um Probleme nachträglich zu beheben, anstatt während des Drehs sauber zu arbeiten. „Kameras stehen im Bild rum, Mikrofone hängen rein, irgendwo ragt ein Set rein, Tonangeln werfen Schatten. Und [bei ‚Gladiator II‘] sagten sie dann: ‚Bereinigt das einfach.‘“ Trotz seiner Kritik erkennt Mathieson Scotts Ausnahmestellung in der Branche an: „Er ist Ridley Scott, und er kann machen, was er will. Die Leute lieben seine Filme.“ Doch der erfahrene Kameramann macht keinen Hehl daraus, dass er mit der aktuellen Herangehensweise des Regisseurs unzufrieden ist.


Comments


bottom of page