Kritik zu „Pumuckl und das große Missverständnis“: Von der Hinterhofwerkstatt aufs Land
- Toni Schindele
- vor 24 Stunden
- 4 Min. Lesezeit
Eigentlich kann ihn niemand sehen – außer, wenn er einmal an einem Leimtopf kleben bleibt. Doch nun ist der rothaarige Kobold wieder für alle sichtbar: auf der großen Leinwand im neuen Kinofilm „Pumuckl und das große Missverständnis“.

Die erste Fernsehfassung „Meister Eder und sein Pumuckl“ lief von 1982 bis 1988 und brachte es auf 52 Episoden à rund 24 Minuten. Nach dem Tod von Gustl Bayrhammer, der den warmherzig-grummeligen Meister Eder verkörperte, versuchte man, die Erfolgsserie auf verschiedene Weise fortzusetzen – etwa mit einer Neuauflage, in der Ferdinand Eder die Werkstatt übernahm. 2023 erlebte die Figur mit der Serie „Neue Geschichten vom Pumuckl“ ein erfolgreiches Comeback. Nun kehrt der rothaarige Kobold auch mit einem eigens für die große Leinwand geschriebenen Film ins Kino zurück.
Darum geht es:
Im Münchner Hinterhof beginnt der Frühling – und mit ihm das nächste große Abenteuer für den frechen Kobold Pumuckl und seinen Schreinermeister Florian Eder. Was als ganz gewöhnlicher Tag mit Marmeladenbrot und Schabernack beginnt, wird schon bald zu einer aufregenden Reise aufs Land: eine vermisste Schildkröte, ein verzweifelter Dirigent, ein gestohlener Maibaum und vier freche Dorfkinder wirbeln alles durcheinander. Während Eder in seiner Heimat mit alten Freunden, einer neuen Werkstatt und dem Duft vergangener Zeiten aufblüht, spürt Pumuckl plötzlich: Vielleicht will Flori gar nicht mehr zurück nach München? Und wenn er bleibt – was wird dann aus ihnen beiden? Und was wird aus dem kleinen Kobold, wenn er plötzlich allein ist?
Die Rezension:
Roter Haarschopf, grüner Pulli, nackte Füße – und ein ikonisches Lachen: Hurra, hurra, er ist wieder da. Pumuckl gehört fest zum kollektiven Gedächtnis. Der neue Kinofilm tritt entsprechend in große Fußstapfen – und füllt sie nur teilweise. Die Original-Serie der 1980er-Jahre lebte vom episodischen Erzählen und der magisch-alltäglichen Werkstattatmosphäre, einem Mikrokosmos aus Lärm, Leimtopf und Lattenrost. Der Film verlässt jedoch früh jenen vertrauten Handwerksbetrieb und verlagert die Handlung ins Ländliche – mitsamt einem Teil jener humorvoll-subversiven Energie, die Pumuckl einst ausmachte. So zeigt sich einmal mehr, dass sich der Charme des Kobolds nur schwerlich auf Langspielfilmlänge übertragen lässt.

Die Geschichte rund um das titelgebende Missverständnis zwischen Pumuckl und Eder ist für Kinder nachvollziehbar und vermittelt eine sinnvolle Botschaft über Kommunikation – doch der eigentliche Kern des Formats, das kreative Chaos zwischen zwei ungleichen Freunden, tritt hinter eine konventionelle Dramaturgie zurück. Am Ende bleibt ein sympathischer, aber zahmer Pumuckl-Film, der seine stärksten Momente dort entfaltet, wo er zu seinen Wurzeln zurückkehrt. Auch im Jahr 2025 vertraut der Film auf die bewährte Mischung aus Realfilm und Animation. Während in den 1980er-Jahren noch klassische 2D-Handzeichnung Bild für Bild ins Realbild integriert wurde, greift die neue Produktion auf digitale Animation zurück – bleibt im Stil jedoch bewusst an die Ästhetik des Originals angelehnt. So sieht Pumuckl weiterhin aus wie der handgezeichnete Kobold von einst.
Auch die Stimme – von Maximilian Schafroth gesprochen und per KI an den legendären Hans Clarin angeglichen – verstärkt den nostalgischen Eindruck. Doch trotz dieses charmanten Rückgriffs auf Altbewährtes gelingt es nur stellenweise, den alten Zauber zu reaktivieren. Wenn Pumuckl etwa einen Maibaum falsch anmalt oder in einem Taubenschlag Chaos stiftet, blitzt sein alter Witz auf – doch solche Momente bleiben rar. Regisseur Markus H. Rosenmüller inszeniert den Film mit einem feinen Gespür für Nostalgie und Bodenständigkeit, bleibt dabei aber auffallend vorsichtig. Statt die anarchische Energie der Figur neu zu interpretieren, setzt er auf warme Bilder, klare Moral und viel Herz. Das sorgt für Vertrautheit, lässt dem Film aber mitunter den Mut zur Wildheit vermissen, der Pumuckl einst so unberechenbar machte. Zu den Stärken des Films gehört aber zweifellos die Besetzung.

Florian Brückner überzeugt als neuer Meister Eder mit stoischer Ruhe und einem warmherzigen Auftreten, das den Ton der Vorlage respektiert, ohne altmodisch zu wirken. Seine Präsenz knüpft stimmig an den legendären Gustl Bayrhammer an und bringt zugleich eine eigene Note ein. Auch das Ensemble um ihn ist gelungen: Gisela Schneeberger bringt als resolute Burgi Charme und Witz ins Geschehen, Matthias Bundschuh sorgt als unbeholfener Nachbar für komische Akzente – besonders im Finale. Ein kleines Highlight ist das Wiedersehen mit Ilse Neubauer, die wie einst in der Kultserie Frau Stürtzlinger verkörpert. Gedreht auf authentischem Bairisch, wahrt der Film seine regionale Verankerung – könnte jedoch jenseits des weiß-blauen Kulturraums mitunter zur Verständnishürde werden.
Fazit:
„Pumuckl und das große Missverständnis“ ist ein liebevoll inszenierter Familienfilm, der Bekanntes bewahrt und behutsam in die Gegenwart überführt. Für Kinder bietet er eine zugängliche Geschichte mit klarer Botschaft, für Erwachsene charmante Reminiszenzen. Auch wenn der freche Funke der Original-Serie nur gelegentlich überspringt, bleibt am Ende ein warmherziger Film, der Pumuckl generationsübergreifend weiterleben lässt.
>>> STARTTERMIN: Ab dem 30. Oktober 2025 im Kino.
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Weitere Informationen zu „Pumuckl und das große Missverständnis“:
Genre: Familienfilm, Abenteuer
Laufzeit: 98 Minuten
Altersfreigabe: FSK 0
Regie: Markus H. Rosenmüller
Drehbuch: Matthias Pacht und Korbinian Dufter
Besetzung: Florian Brückner, Maximilian Schafroth, Ilse Neubauer und viele mehr ...
Trailer zu „Pumuckl und das große Missverständnis“:

