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Lena Urzendowsky im Interview zu „Zwischen Uns“

Feinfühlig und voller Wucht zeichnet „Zwischen Uns“ ein außergewöhnliches Mutter-Sohn-Porträt. Eva (Liv Lisa Fries) und ihr 13-jähriger, autistischer Sohn Felix (Jona Eisenblätter) sind unzertrennlich. Während der scheue Felix unter Angst- und Wutattacken leidet und immer wieder aus der Schule wegläuft, kämpft Eva mit aller Kraft für ein stabiles und harmonisches Zusammenleben. Vertrauen und Verzweiflung, Hoffnung und Ohnmacht liegen in ihrer Beziehung nur einen Herzschlag voneinander entfernt. Eine Geschichte über Liebe und Loslassen ... über einen Neuanfang.


Darum geht es im Regiedebüt von Max Fey „Zwischen Uns“, welches am 16. Juni 2022 in die Kinos kommt. Eine wichtige Rolle darin spielt die großartige Schauspielerin Lena Urzendowsky, die im Interview über ihre herausforderndsten Rollen, was das Projekt „Zwischen Uns“ besonders machte und warum man sich den Film ansehen sollte, sprach. Hier kannst du das Video-Interview sehen und darunter gibt es das Gespräch auch in Textform:



Der Film Journalist: Was hat dich am Drehbuch am meisten gereizt?


Lena Urzendowsky: Erstmal habe ich direkt mit Max (Fey), dem Regisseur, telefoniert und er hat mir ein bisschen von dem Stoff erzählt. Dann habe ich das Drehbuch gelesen. Es ist als Schauspielerin immer super bereichernd und schön, wenn man in Lebenswelten abtauchen kann, die erst einmal gar nicht Teil vom eigenen Leben sind.


Das ist grundsätzlich ganz interessant und er (Max Fey) hat mich dann an die Hand genommen und mir dann auch total tolle Kontakte vermittelt, damit ich mit Leuten sprechen konnte, die Einzelhelfer im wirklichen Leben sind. Und das hat mich von vornherein interessiert und das hat mich auch gefreut, dass er (Max Fey) mir das überhaupt zugetraut hat, so eine Rolle zu spielen.

Der Film Journalist: Welche Rolle spielst du?


Lena Urzendowsky: Also ich spiele „Elena“, die, es wird zwar nicht erzählt, wir uns aber immer als Studentin vorgestellt haben. Das bedeutet, dass sie Felix mit in die Schule begleitet und wirklich nur für Felix da ist und komplett durch den Schulalltag führt. Ihn an die Hand nimmt, im Unterricht neben ihm sitzt und in Momenten, in denen er überfordert ist, sie da ist um ihm zu helfen. Um eine Person zu sein, zu dem er im besten Falle Vertrauen hat oder aufgebaut hat, damit sie ihm auch wirklich helfen kann.


Bildnachweis: © NikolasTusl PSSST Film

Und in der Szene, die bereits im Trailer ist, geht es genau darum, dass sie („Elena) unbedingt helfen möchte. Und dass das so schwer ist. Das ist glaube ich auch ein typisches Ding. Leute wollen helfen, aber es ist auch manchmal schwer zu wissen, was eigentlich wirklich Hilfe ist und was eigentlich zu viel ist, mit welchen Mitteln man wirklich helfen kann.

Und bei Asperger ist es ja auch so, dass es bei jedem völlig andere Symptome gibt. So dass es auch eine lange Zeit braucht, bis man sich wirklich kennt und auf eine Art helfen kann, die wirklich hilft.


Der Film Journalist: Wie waren die Dreharbeiten mit Max Fey, der seinen ersten Kinofilm inszenierte?

Lena Urzendowsky: Ich finde das immer toll, also Autorenregie, mit Leuten zu arbeiten, die sich seit Jahren inhaltlich mit dem Stoff befassen, und auch sehr genau wissen, was sie erzählen wollen, wie sie es erzählen wollen. Und bei Max (Fey) war das einfach total der Fall, er hatte eine solch große Liebe zum Detail und es hat einfach Spaß gemacht, mit ihm zu drehen. Aber überhaupt waren die Dreharbeiten wirklich toll. Wir haben ja in München gedreht und es war alles sehr liebevoll. Man hat gemerkt, wie jedes Departement sich in den Film hineinfallen lassen hat. Man merkt es an der Ausstattung, am Licht, an der Kamera – es ist alles sehr gut aufeinander abgestimmt und das macht dann auch die Feinheit dieses Film aus. Das hat man beim Drehen schon gespürt und klar – wenn man einen gemeinsam Vibe hat – ist es das schönste, was man drehen kann!


Der Film Journalist: Wie kann man nach einem anstrengenden Drehtag abschalten?

Lena Urzendowsky: Da gibt es schon so gewisse Tools. Ich hatte einmal eine tolle Schauspiellehrerin, die mir bei „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ an die Hand gegeben hat, dass man sich wie eine Jacke auszieht. Also morgens zieht man eine imaginäre Jacke an, kann auch durch das Kostüm oder die Maske sein und abends nach dem Drehtag legt man all das wieder ab. Und so kann man sich eben ausdenken, dass man eine imaginäre Jacke abstreift.


Ich finde, was bei „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ sehr geholfen hat, war, dass wir uns (am Set) wirklich gut verstanden haben. Wir haben (bei den Dreharbeiten) auch sehr eng aneinander gewohnt und da war es einfach sehr hilfreich, wenn man abends noch zusammen gekocht hat, noch etwas zusammen gegessen hat und sich gegenseitig den Tag erzählen konnte. Den Tag gemeinsam ausklingen lassen konnte.

Bildnachweis: © NikolasTusl PSSST Film

Was aber auch immer hilft, ist eine heiße Wanne. Ein heißes Bad kann total schön sein, gerade wenn man auch draußen dreht. Oft ist es sehr kalt und man hat Kostüme an, die dem Wetter nicht angepasst sind und dann hat man den ganzen Tag über gefroren und so ist es schön, wenn man am Abend die Muskeln etwas entspannen kann.

Ich finde aber auch, dass gute Vorbereitung hilft. Wenn man klar weiß, wen man spielt, welche Rolle man spielt, weiß man auch klar, was ist Lena und was ist die Rolle. Was habe ich heute gespielt und wo ist auch die Grenze zu meiner eigenen Persönlichkeit.

Der Film Journalist: Was war deine herausforderndste Rolle?

Lena Urzendowsky: Also „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ und die Rolle „Stella“ war sicherlich am herausforderndsten. Einfach auch, weil es eine Serie ist, welche wir über ein halbes Jahr gedreht haben. Und ein Kinofilm hat dreißig Drehtage im Schnitt und da hatten wir über einhundert Drehtage. Das ist ein ganz anderes Paket an Drehtagen, aber auch an Energie, die man halten muss und es ist ja auch ein schwieriges und ernstes Thema, was man immer so nah an sich heranlässt. Das ist auf jeden Fall fordernd gewesen bei „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“, trotzdem habe ich die Rolle „Stella“ einfach geliebt. Ich habe es so gerne gespielt.

Wenn die Bücher gut sind und man eine Rolle hat, in der man viel spielen darf, ist das trotz aller Zweifel interessant, als Schauspielerin an die Grenzen zu gehen. Sich auszuprobieren, um die Dinge zu machen, von denen man erst denkt, „ich weiß gar nicht, wie sich das anfühlt, kann ich das überhaupt?“


Das ist auch ein kleines Abenteuer jedes Mal. Was für mich aber auch eine sehr fordernde Rolle war in „Kokon“ die Rolle „Nora“. Das war für mich einfach die erste Kinohauptrolle und das erste Mal eine Rolle, bei der ich auch sehr viel miteinbezogen wurde. Was ganz toll war, mit Leonie Krippendorff, der Regisseurin. Wir haben sehr viel über Körperlichkeit gesprochen und es war auch das erste Mal, dass ich körperlich sehr frei, was Nacktheit anbelangt, war. Das war auf eine andere und auch wichtige Art und Weise eine auch fordernde Rolle für mich.

… über das Projekt „Zwischen Uns“:


Das stimmt, was du sagst, es ist mir wichtig mich schauspielerisch viel auszuprobieren und ganz verschiedene Rollen zu spielen. „Elena“ ist natürlich interessant, weil es auch seit langem eine Rolle war, die meinem Alter entspricht. Beziehungsweise sogar etwas älter ist. Und es ist natürlich auch schön, wenn einem mehr und mehr Erwachsenenrollen angeboten werden. Außerdem, ich habe das Drehbuch gelesen und ich mochte die Geschichte extrem.

Der Film Journalist: Warum sollte man sich „Zwischen Uns“ ansehen?


Lena Urzendowsky: Ich finde, es ist ein Film, bei dem ich das Gefühl habe, es ist wichtig, dass er erzählt wird, es ist wichtig, dass Leute den sehen. Es ist ein Thema, zu dem viele Leute keinen Zugang haben und diese Fragestellung, was der richtige Weg ist und gibt es diesen überhaupt?

Bildnachweis: © NikolasTusl PSSST Film

Setzt man diesem Jungen Felix ein Stigma auf, weil er in eine Sonderschule geht, oder überfordert man ihn, wenn er auf eine klassische Schule geht. Das sind Fragen, mit denen man im Alltag gar nicht in Berührung kommt, weil es nicht Teil des eigenen Lebens ist. Ich glaube, dass er (der Film) einen sehr gut an die Hand nimmt und Felix und seiner alleinerziehenden Mutter Eva sehr nahe kommt und sehr feinfühlig diese Geschichte erzählt, ohne dass er Emotionen aufdrückt. Ich finde, der Film hat fast etwas dokumentarisches, wie er auch gedreht ist und etwas sehr lebensnahes. Etwas, was ich im deutschen Kino selten finde und ich würde mich voll freuen, wenn viele Leute sich darauf einlassen und ins Kino gehen.


Der Film „Zwischen Uns“ ist ab dem 16. Juni 2022 im Kino.

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