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Review-Bombing eskaliert: Disneys „Schneewittchen“ wird zum Ziel massiver Online-Abwertung

  • Autorenbild: Toni Schindele
    Toni Schindele
  • 8. Apr.
  • 3 Min. Lesezeit

Die Realverfilmung von Disneys „Schneewittchen“ gerät zunehmend unter Druck. Neben schwachen Einnahmen an den Kinokassen sieht sich der Film nun auch massiven Review-Angriffen im Netz ausgesetzt – mit rekordverdächtig negativen Folgen.

Review-Bombing eskaliert: Disneys „Schneewittchen“ wird zum Ziel massiver Online-Abwertung
Bildnachweis: © 2024 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved.

Bereits kurz nach Kinostart fiel die Bewertung auf der Filmplattform IMDb auf historisch niedrige 1,6 von 10 Punkten – basierend auf mehr als 324.000 Stimmen. Laut IMDb erhielten 91 Prozent dieser Bewertungen lediglich einen Stern, was den Verdacht auf ein gezieltes Review-Bombing nahelegt. Damit übertraf „Schneewittchen“ selbst notorisch schlecht bewertete Filme wie „Disaster Movie“ mit 1,7 Punkten. Darunter kommen nur noch Filme wie unter anderem „Daniel der Zauberer“ und „Smolensk“ mit je 1,2 Punkten. Das zugrunde liegende Phänomen des Review-Bombings ist nicht neu, hat aber im Fall von „Schneewittchen“ eine neue Dimension erreicht. Review-Bombing bezeichnet die gezielte, massenhafte Abgabe negativer Bewertungen innerhalb kurzer Zeit, häufig aus ideologischen, politischen oder emotionalen Motiven – nicht primär auf Basis filmischer Qualität. Besonders häufig betroffen ist Metacritic. Die Website, die aggregierte Kritiken von Fachjournalisten und Nutzern kombiniert, wurde mehrfach zur Zielscheibe.


Ein bekanntes Beispiel ist das Videospiel „The Last of Us Part II“ aus dem Jahr 2020 von Naughty

Dog. Obwohl das Spiel von der Fachpresse gefeiert wurde, wurde es binnen weniger Stunden nach Veröffentlichung mit Tausenden von 0/10-Nutzerbewertungen bombardiert. Erst durch die Einführung einer 36-stündigen Wartezeit für neue User-Reviews reagierte Metacritic auf den Missbrauch. Rotten Tomatoes erlebte ein ähnliches Problem bei der Veröffentlichung von „Captain Marvel“. Noch vor dem offiziellen Kinostart fiel die Bewertung der Zuschauerbewertung auf unter 30 Prozent, während der Kritiker-Score bei über 70 Prozent lag. IMDb, als Plattform für Film- und Serienbewertungen, sah sich mit Review-Bombings unter anderem bei der Amazon-Serie „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ konfrontiert. Bereits am ersten Tag sank der Schnitt auf 6,8 – bei über 60.000 Bewertungen. Viele 1-Stern-Reviews enthielten rassistische Anspielungen gegen die diversere Besetzung.


Auch im Fall von „Schneewittchen“ entzündete sich früh Kritik an der Besetzung der

Review-Bombing eskaliert: Disneys „Schneewittchen“ wird zum Ziel massiver Online-Abwertung
Bildnachweis: © 2024 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved.

kolumbianisch-US-amerikanischen Schauspielerin Rachel Zegler, verbunden mit Vorwürfen, Disney betreibe eine ideologisch motivierte Erzählstruktur. Zusätzliche Spannungen folgten auf Interviews der Hauptdarstellerinnen sowie die Darstellung der sieben Zwerge – Entscheidungen, die in bestimmten Online-Gruppen als Angriff auf Tradition und Erzählkonventionen gewertet wurden. Ein zentrales Problem des Review-Bombings ist die Verwischung der Grenze zwischen legitimer Kritik und manipulativer Bewertung. Während negative Rezensionen grundsätzlich Ausdruck der Meinungsfreiheit sind, zeigt sich beim Review-Bombing ein oft auffälliges Muster: Sehr kurze, inhaltsarme Texte, viele gleiche Phrasen, ein plötzlicher Anstieg von Tausenden Ein-Stern-Bewertungen in kürzester Zeit. Themen wie Diversität, Feminismus, LGBTQ+-Repräsentation oder Wokeness werden nicht selten zur Projektionsfläche kultureller Grabenkämpfe.


Digitale Bewertungsplattformen dienen dabei als Schlachtfeld einer emotional aufgeladenen Öffentlichkeit, die ihre Unzufriedenheit kanalisiert. Gleichzeitig gibt es auch Gegenbeispiele, in denen kollektive Bewertungen berechtigte Missstände aufdecken. So wurde das Videospiel „NBA 2K20“ für seine aggressiven Mikrotransaktionen kritisiert und durch massenhaft schlechte Bewertungen abgestraft. Die Proteste hatten zur Folge, dass Publisher wie 2K Games Anpassungen in zukünftigen Versionen vornahmen. Plattformen wie Metacritic, Steam oder Rotten Tomatoes haben zudem in den letzten Jahren Gegenmaßnahmen ergriffen: Verzögerte Freischaltung von Nutzerbewertungen, algorithmische Erkennung verdächtiger Muster, Moderation, Kommentarsperren. Auch IMDb reagierte nun mit einem Warnhinweis über „ungewöhnliche Bewertungsaktivität“ und entfernte den Film aus der Liste der am schlechtesten bewerteten Produktionen. Die Wucht der digitalen Reaktion ist dabei nicht nur imagewirksam, sondern kann konkrete wirtschaftliche Folgen haben.


Auch an den Kinokassen droht „Schneewittchen“ ein Flop zu werden. Der Film startete mit 43 Millionen US-Dollar in den USA – ein mittelmäßiger Wert angesichts eines Budgets von geschätzt über 200 Millionen US-Dollar. Nach drei Wochen liegt das weltweite Einspielergebnis bei lediglich rund 168 Millionen US-Dollar. In Deutschland blieb die Resonanz ebenso verhalten. Etwa 460.000 Zuschauer besuchten bislang den Film, was einem Umsatz von rund 4,7 Millionen US-Dollar entspricht. Im Vergleich dazu konnte der ebenfalls familienorientierte „Ein Minecraft-Film“ bereits am Startwochenende doppelt so viele Besucher verzeichnen. Experten gehen davon aus, dass „Schneewittchen“ nicht die Break-even-Schwelle erreichen wird. Um wirtschaftlich erfolgreich zu sein, müsste der Film laut Branchenanalysen rund 700 bis 800 Millionen US-Dollar weltweit einspielen – ein Ziel, das angesichts der aktuellen Dynamik kaum realistisch erscheint.

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