Über sechs Staffeln hinweg erzählte die Historiendrama-Serie „Downton Abbey“ von der Adelsfamilie Crawley. Vom titelgebenden Schloss, seinen Bewohnern und der Geschichte der Zeit: „Downton Abbey“ brachte nach insgesamt 52 Folgen die Geschichte zu einem Finale, doch man entschied sich, die Geschichte auf der Kinoleinwand fortzuführen. So produzierte man mit einem Budget von nur 13 Millionen Dollar einen Kinofilm, der an die Serie anknüpft, und brachte die Erfolgsserie auf die große Leinwand.
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Auch das Kinopublikum ließ sich für die Geschichte begeistern, und als der Film schließlich beeindruckende 194 Millionen US-Dollar wieder einspielte, war schnell klar: Die Geschichte um die Familie Crawley ist noch lange nicht beendet. So machte sich Julian Fellows, der bereits die Serie schrieb und mitproduzierte, daran, einen weiteren Kinofilm umzusetzen. Im September 2020 war das Drehbuch geschrieben, doch die Dreharbeiten verzögerten sich durch die anhaltende Corona-Pandemie und man einigte sich, dass der zweite Kinofilm gedreht werden wird, sobald alle Beteilgten vollständig geimpft wären. Über ein halbes Jahr später begannen dann die Dreharbeiten und konnten am 16. Juli 2021 erfolgreich abgeschlossen werden und nun kam der zweite Kinofilm nach der erfolgreichen Serie „Downton Abbey 2: Eine neue Ära“ am 28. April 2022 in die Lichtspielhäuser.
Die Geschichte setzt einige Zeit nach dem königlichen Besuch von King George und Queen Mary auf Downton Abbey im Jahr 1928 wieder ein und schlägt ein neues Kapitel der britischen Adelsfamilie Crawley auf, welches wieder für viel Aufruhr im malerischen Herrenhaus sorgen wird, eine neue Ära einläuten wird und letztlich emotional Abschied nehmen wird...
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Der erste Weltkrieg ist überstanden und die neue Zeit steht an, doch auch wenn Downton Abbey vom kriegerischen Treiben verschont blieb, nagte die Zeit am opulenten Herrenhaus, das Dach muss dringend erneuert werden. Als dann ein Filmregisseur an die Familie heran tritt, da er seinen nächsten Stummfilm gerne auf Downton drehen würde, lehnt Robert Crawley zunächst dankend ab, doch die winkende Vergütung bringt die Familie Crawley nach langem Hadern dann doch dazu, den „Filmleuten“ die Pforte zu öffnen. Das Filmteam rückt an, Schauspieler, Regisseure, Stars – die moderne Welt hält Einzug in Downton Abbey.
Violet Crawley lüftet unterdessen ein langes Geheimnis, denn sie hat eine pompöse Villa in Südfrankreich an der Côte d’Azur geerbt, mit welcher viele weitere mysteriöse Fäden der Geschichte der Crawleys verbunden sind, die die Geschichte der Familie für immer verändern könnte. Während Lady Mary Crawley auf Downton bleibt, um während des Filmdrehs eine schützende Hand über das Herrenhaus zu halten, bricht Familie Crawley zu einer Reise nach Frankreich auf...
Die außergewöhnliche Familiengeschichte wird weitererzählt und es ist erneut gelungen, den großen Cast um Maggie Smith, Michelle Dockery, Hugh Bonneville und zum Beispiel Jim Carter zurückzubringen, doch mit dem Filmdreh erwarten uns auch viele neue Gesichter.
Elizabeth McGovern, die Cora Crawley verkörperte, arbeitete dieses Mal mit ihrem Mann gemeinsam am Set, da dieser – Simon Curtis – die Regie des zweiten Films übernahm. Ein neues Gesicht im eingespielten Team, welcher aber mit der Inszenierung historischer Stoffe bereits vertraut war. Und es gelang ihm hervorragend die Stimmung der Serie einzufangen und in die Leinwandfortsetzung zu geben, der mit viel Feingefühl die Familie, den Adel, die britischen Gepflogenheiten und letztlich auch das titelgebende Herrenhaus inszenierte. Im Stile der Serie wurde dann auch gedreht und erzählt – manchmal wirkt es etwas zu episodisch.
Simon Curtis – Der Regisseur von „Downton Abbey 2: Eine neue Ära“:
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Das Team vor der Kamera ist nach all den Jahren längst eingespielt und brilliert auf allen Ebenen, so dass man sich wieder völlig neu von den Figuren verzücken lassen kann, aber auch als langjähriger Zuschauer wieder aufgefangen wird. Von Lesley Nicol, die als die robuste Köchin Mrs. Patmore glänzt, über Michelle Dockery, die als die verantwortungsbewusste, traditionelle Lady Mary Crawley begeistert, über die geniale Maggie Smith, die einmal mehr ihre Rolle der Violet Crawley verkörpert. Aber auch die neuen Gesichter wurden sehr gut gecastet und Domenic West als der Filmstar Guy Dexter passt ebenso wie Laura Haddock als Myrna Dalgleish perfekt. Gerade ihre umgangssprachlichen Dialoge und ihre Starallüren inmitten der gesetzten Sprache und dem Auftreten der britischen Adelsfamilie sind sehr unterhaltsam pointiert geschrieben und inszeniert.
Laura Haddock als Myrna Dalgleish:
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Ein Stummfilm soll auf Downton gedreht werden, in einer Zeit, als der Tonfilm gerade aufkommt und den Stummfilm zu verdrängen beginnt, eine spannende Zeit, die jedoch nur recht oberflächlich beleuchtet wird. Der Tapetenwechsel nach Frankreich an die Côte d’Azur gliedert sich dabei nur bedingt homogen in die Handlung ein. Nach 52 Serien-Eposden und einem Kinofilm verlässt erstmals die Geschichte England und erzählt das Geschehen in einer Villa in Frankreich weiter. Und leider hatte der Besuch in der Villa hat letztlich zu wenig Bedeutung für die Handlung, und auch wenn die Reise nach Frankreich uns ein sonniges Vergnügen bot, war es zu wenig „Downton Abbey“.
Die Kostümabteilung ist eines der Herzstücke von „Downton Abbey“. Auch der zweite Film bot wieder beeindruckende, schön gestaltete Kostüme. Der britische Filmkomponist John Lunn, der bereits die Musik für die Serie komponierte, zeichnet auch für die musikalische Untermalung des zweiten Kinofilms verantwortlich. Dabei gelang ihm ein wundervoller Soundtrack mit den bekannten „Downton Abbey“-Klängen. Eine fabelhafte Untermalung, die nicht aufdrängt, aber unabdingbar für die stimmungsvolle, emotionale Seite des Film ist.
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Dabei versucht „Downton Abbey 2: Eine neue Ära“ eine filmische Rückkehr des britischen Adels zu bieten, der zum wohlfühlen ist und dabei bleiben die Geschehen einigermaßen konsequenzlos, so dass der Film weg vom Drama dieses Mal eine Seifenoper mit wundervollen Kostümen, behagenden Bildern und viel Herz ist. Zum Ende wird es doch noch sehr dramatisch. Ein rührseliger Moment, wenn auch etwas kitschig. Aber das ist mit Blick auf die romantisierte Darstellung des britischen Adels ein zu vernachlässigbares Argument, wenn man in „Downton Abbey 2: Eine neue Ära“ eine historische Seifenoper zum wohlfühlen sucht.
Fazit:
„Downton Abbey 2: Eine neue Ära“ gelingt es, ein würdiger Abschluss der Familienchronik der Crawleys zu sein. Es ist ein wundervoller Abschluss, mit wunderschönen Kostümen und einmal mehr einem tollen Cast, bei welchem mal wieder Maggie Smith allen die Show stiehlt...
7 von 10 Punkten
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