Henny Reents im Interview zu „Einsame Nacht“: „Ich liebe es, mich in eine Geschichte zu vertiefen“
- Toni Schindele

- 30. Sept.
- 4 Min. Lesezeit
„Für mich ist das jedes Mal wieder unglaublich faszinierend“, erzählt Henny Reents über die Dreharbeiten zum neuen ARD-Zweiteiler „Einsame Nacht“ – ihrem dritten Einsatz als Ermittlerin Kate Linville.

Seit mehr als zwanzig Jahren gehört Henny Reents zu den prägenden Gesichtern des deutschen Fernsehens. Spätestens seit sie 2021 die Hauptrolle der Kate Linville in der erfolgreichen ARD-Krimireihe nach Charlotte Link übernommen hat, ist sie einem Millionenpublikum bekannt. Nach „Die Suche“ und „Ohne Schuld“ steht sie nun zum dritten Mal im Mittelpunkt der Reihe: Im Zweiteiler „Einsame Nacht“, der am 2. und 3. Oktober 2025 im Ersten zu sehen ist, ermittelt Reents erneut im englischen Norden. Über ihre Rolle, die Dreharbeiten in England und darüber, warum man diesen neuen Fall keinesfalls verpassen sollte, hat Henny Reents in diesem Interview erzählt.
Der Film Journalist: Einmal zum Einstieg: Wenn Sie einen Abend ganz für sich hätten – wie sähe Ihre perfekte „Einsame Nacht“ aus? Ein gutes Buch lesen, etwas Besonderes kochen oder doch ein Krimiabend im Fernsehen?
Henny Reents: Wenn ich einen Abend ganz für mich allein hätte, würde ich mich wahrscheinlich mit einem guten Buch einmuckeln. Ich liebe es, mich in eine Geschichte zu vertiefen – das ist für mich die schönste Form von Entspannung. Manchmal schaue ich auch gerne Filme oder Dokumentationen. Aber am liebsten nehme ich mir ein Buch, Ruhe, eine Decke und Zeit zum Eintauchen. Das Besondere an Büchern ist für mich, dass sie einen sanft in eine andere Welt tragen, in der der Alltag ganz still wird. Dieses Gefühl ist für mich etwas ganz Besonderes.
Der Film Journalist: „Einsame Nacht“ ist nicht Ihr erster Auftritt als Kate Linville. Was war Ihr erster Gedanke, als feststand, dass auch dieser Roman verfilmt wird und konnten Sie die umfangreiche Romanvorlage vor den Dreharbeiten lesen?
Henny Reents: Als ich erfahren habe, dass dieser Roman verfilmt wird, war mein erster

Gedanke: Was für eine unglaublich wunderbare Aufgabe! Vor allem in England zu drehen und diese Welt einzutauchen, mit der ich sonst nie in Berührung gekommen wäre, hat sofort eine große Neugier in mir geweckt. Die Romanvorlage habe ich trotz knapper Zeit gelesen. Das war mir wichtig. Denn beim Lesen entstehen innere Bilder, die mir halfen, die Figur ihrem Kern besser zu verstehen. An diesem neuen Fall hat mich besonders gereizt, dass er eine enorme Sogkraft hat. Man taucht in die Gedankenwelt jeder einzelnen Figur ein, spürt diese düstere, atmosphärische Spannung, die oft bis ins Abgründige reicht. Ich hatte großen Respekt davor, mich dieser Aufgabe zu stellen.
Der Film Journalist: Bücher und Filme haben jeweils ihre eigenen Stärken. Welche Aspekte der Vorlage lassen sich Ihrer Meinung nach im Film vielleicht sogar intensiver umsetzen als im Roman?
Henny Reents: Wichtig war der Regie, bestimmte Essenzen aus dem Roman herauszuarbeiten – das, was die Geschichte im Kern trägt. Der Film bringt eigene Elemente ein, die die Wirkung noch verstärken. Zum Beispiel gibt es diesen Jungen, der so wundervoll singt. Sein Gesang zieht sich wie ein Grundthema durch den gesamten Film. Das verleiht dem Film eine unglaubliche emotionale Kraft und verstärkt die Atmosphäre auf eine Weise, die im Buch so nicht möglich ist.
Der Film Journalist: Im vierten Fall geht es stark um das Motiv der Einsamkeit. Charlotte Link betont, dass selbst souveräne Figuren den Schmerz des Alleinseins in sich tragen. Wie sehen Sie das bei Kate Linville?
Henny Reents: Bei Kate Linville wird dieser Schmerz des Alleinseins zunehmend spürbar. Sie wird sich immer bewusster dessen und versucht, sich ihm zu stellen. Für mich macht gerade diese Ambivalenz die Figur so spannend. Sie ist souverän, beobachtend, ruhig, spürt Dinge sehr genau, trägt aber zugleich ihre eigenen inneren Konflikte und Verletzlichkeiten mit sich. Das ist zutiefst menschlich und macht die Figur für mich so lebendig und vielschichtig. Immer wieder ist es diese Mischung aus Stärke und Verwundbarkeit, die Kate Linville ausmacht und die mich besonders in ihren Bann zieht.
Der Film Journalist: Die Filme richten sich zwar an ein deutsches Publikum, werden aber in England gedreht – dort, wo die Geschichten auch spielen. Wie erleben Sie die Dreharbeiten in England?
Henny Reents: Für mich ist das jedes Mal wieder unglaublich faszinierend. Wir haben etwa zwei

Monate von der Herbst bis in die Vorweihnachtszeit in der Umgebung von Leeds gedreht. Die Stadt und die Landschaft tragen ihren ganz eigenen rauen Charme. Die Natur und Umgebung, die einerseits schön, andererseits auch mystisch und melancholisch wirkt. Genau dieses Spannungsfeld spiegelt die Abgründe und Zerrissenheit der Figuren wider. Und gleichzeitig war es am Set selbst unglaublich warm und vertraut. Wir hatten ein großartiges englisches Team, herzlich, bodenständig und sehr humorvoll. Dieser Kontrast zwischen der rauen, düsteren Filmwelt und der liebevollen, entspannten Atmosphäre am Set hat die Arbeit für mich besonders intensiv und bereichernd gemacht.
Der Film Journalist: In „Einsame Nacht“ geht es deutlich mehr zur Sache als in den vorherigen Teilen. Waren die Dreharbeiten mit den teils sehr gewaltvollen Szenen herausfordernder und wie haben Sie sich darauf vorbereitet?
Bild 3 Henny Reents: Die teils sehr gewalttätigen Szenen erfordern eine sorgfältige Vorbereitung. Alles wird vorher mit der Regie und meinen Spielpartnern genau abgesprochen und choreografiert. Innerhalb dieses sicheren Rahmens kann ich mich als Schauspielerin emotional dann fallen lassen. Ihre Angst, ihre Wut, ihr Ringen spüren und gleichzeitig auf eine spielerische Art agieren. Für mich hat es fast etwas von Räuber und Gendarm. Man ist voll im Spiel, spürt den Körper und die Energie der Szene. Diese Mischung aus Dramatik und Spiel eröffnet einen besonderen Raum, in dem ich Kate lebendig werden lassen kann. Je konfliktreicher die Situation, desto interessanter und faszinierender ist es für mich als Schauspielerin eine Figur zu verkörpern.
Der Film Journalist: Am 2. und 3. Oktober zeigt Das Erste den Zweiteiler „Einsame Nacht“ zur Prime Time, in der Mediathek sind die Folgen schon jetzt verfügbar. Warum sollte man Kate Linvilles neuen Fall auf keinen Fall verpassen?
Henny Reents: „Einsame Nacht“ ist spannend, düster, abgründig und sehr atmosphärisch erzählt. Man wird sofort in den Sog der Geschichte gezogen, und gleichzeitig berührt sie auf eine sehr menschliche Weise. Das macht für mich diesen Fall so besonders.





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