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Toni Schindele

Kritik zu „Alien: Romulus“: Cailee Spaeny tritt in große Fußstapfen

Mit „Alien: Romulus“ kehrt eines der bekanntesten Science-Fiction-Horror-Franchises der Filmgeschichte auf die große Leinwand zurück. Doch kann Regisseur Fede Alvarez den hohen Erwartungen gerecht werden oder verirrt sich der Film in den Schatten seiner Vorgänger?


Kritik zu „Alien: Romulus“: Cailee Spaeny tritt in große Fußstapfen
Bildnachweis: © 20th Century Studios

Seit Ridley Scott 1979 mit „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ den Grundstein für eines der ikonischsten Sci-Fi-Horror-Franchises legte, hat sich die Reihe in vielfältiger Weise weiterentwickelt. Von James Camerons actionreichem Nachfolger „Aliens“ bis hin zu den philosophischen Exkursen in Scotts Prequels „Prometheus“ und „Alien: Covenant“ hat jeder Beitrag seinen eigenen Stempel aufgedrückt. Doch trotz zahlreicher Erweiterungen und Experimente bleibt die Essenz der Reihe unverändert: die klaustrophobische Angst vor dem unbekannten Grauen. Nun versucht Fede Alvarez mit „Alien: Romulus“ den nächsten und neunten Ableger inszeniert.


Fede Álvarez, der durch seine Arbeit an Horrorfilmen wie „Don't Breathe“ und dem „Evil Dead“-Remake von 2013 bekannt und beliebt wurde, schraubt die Erwartungen an „Alien: Romulus“ durch seine Beteiligung selbst hoch. Der Film soll mit gänzlich neuen Figuren das Franchise nach dem nur recht durchwachsenen letzten Teil wiederbeleben. Aber wie gut ist sein „Alien“-Debüt gelungen?


Darum geht es:


Im dunklen Abgrund des Weltalls stößt eine Gruppe junger Weltraumkolonialisten auf einen scheinbaren Schatzfund – die riesige, verlassene Raumstation Romulus. Rain, Andy, Tyler, Kay, Bjorn und Navarro glauben, das große Los gezogen zu haben. In den stillen Hallen der Station türmen sich Reichtümer, alte Technologie und kostbare Relikte – ein Fund, der ihr Leben für immer verändern könnte. Doch der Schein trügt. Während sie tiefer in das labyrinthartige Innere der Station vordringen, beginnt sich eine dunkle Wahrheit zu entfalten. Die Romulus ist nicht leer.


Kritik zu „Alien: Romulus“: Cailee Spaeny tritt in große Fußstapfen
Bildnachweis: © 20th Century Studios

Etwas lauert in den Schatten – eine Kreatur, wie sie das Universum kaum je gesehen hat. Unaufhaltsam, tödlich und vollkommen feindselig. Zunächst sind es nur Geräusche – ein metallisches Kratzen, ein bedrohliches Grollen. Doch bald stehen sie der tödlichsten Kreatur des Universums gegenüber und ein nervenzerreißender Kampf um Leben und Tod beginnt ...


Die Rezension:


Mit „Alien: Romulus“ wagt sich Regisseur Fede Alvarez an die Herausforderung, das altbewährte Konzept der bedrohlichen, außerirdischen Xenomorphs erneut aufleben zu lassen und trotzdem auch eine eigene Handschrift in das Franchise einzubringen. Die Erwartungen an den Film sind hoch, vor allem nach dem gemischten Echo auf Ridley Scotts Prequels „Prometheus“ und „Alien: Covenant“. Dagegen ist „Alien: Romulus“ weniger ein direkter Nachfolger als vielmehr ein für sich stehender Film, der zeitlich zwischen „Alien“ aus dem Jahr 1979 und „Aliens“ von 1986 angesiedelt ist. Dabei zeigt sich schon in den ersten Minuten, dass Alvarez den Ursprung der Reihe nicht aus den Augen verliert.


Kritik zu „Alien: Romulus“: Cailee Spaeny tritt in große Fußstapfen
Bildnachweis: © 20th Century Studios

Mit einer bedrohlichen, langsamen Kamerafahrt durch die dunklen Korridore einer verlassenen Raumstation wird eine dichte Atmosphäre geschaffen, die sofort Erinnerungen an die Nostromo und das unheilvolle Gefühl des ersten Aufeinandertreffens mit den Xenomorphen weckt. Doch diese Stille wird jäh unterbrochen – ein früher Bruch mit der bisherigen Tonalitat, der den Ton des Films entscheidend prägt. Anders als Scott oder Cameron setzt Alvarez in „Alien: Romulus“ von Beginn an auf Tempo. Die klassische, beinahe quälend langsame Spannungsaufbau der früheren Filme weicht einer direkteren, actionlastigeren Inszenierung. Alvarez’ Inspiration durch das Videospiel „Alien: Isolation“ ist spürbar.


Die klaustrophobischen Korridore der Raumstation und die einsame Atmosphäre erinnern stark an das Spiel, das durch seine dichte Stimmung und den Fokus auf Survival-Horror besticht. Diese Parallele funktioniert im Film gut, bringt jedoch auch einen strukturellen Nachteil mit sich. Während das Spiel seine Spannung durch interaktive Elemente und lange Stealth-Sequenzen aufbaut, muss der Film denselben Effekt allein durch seine visuelle Inszenierung erzielen. Das Resultat ist eine Serie von Spannungsmomenten, die zwar audiovisuell beeindrucken, jedoch gelegentlich an Substanz vermissen lassen. Die Geschichte von „Alien: Romulus“ folgt im Kern einem bekannten Konzept: Eine Crew, bestehend aus jungen Menschen, gerät in eine bedrohliche Lage, aus der es scheinbar kein Entkommen gibt.


Kritik zu „Alien: Romulus“: Cailee Spaeny tritt in große Fußstapfen
Bildnachweis: © 20th Century Studios

Die Charaktere sind dabei, wie so oft in Horrorfilmen, eher funktionale Archetypen als tief ausgearbeitete Figuren. Dennoch gelingt es Alvarez, mit der Hauptfigur Rain, gespielt von Cailee Spaeny, einen emotionalen Anker zu setzen. Ihre Entwicklung vom unsicheren Crewmitglied zur entschlossenen und selsbtbewussten Kämpferin erinnert stark an Sigourney Weavers Ellen Ripley, ohne jedoch eine bloße Kopie zu sein. Spaenys Performance gibt dem Film emotionale Tiefe und verleiht der bekannten Handlung eine persönliche Note. Die größten Stärken von „Alien: Romulus“ liegen in der atmosphärischen Dichte und dem geschickten Einsatz von Licht und Schatten. Kameramann Galo Olivares nutzt Dunkelheit nicht nur als Mittel zur Verschleierung, sondern als eigenständiges erzählerisches Element, das die Bedrohung der Aliens verstärkt.


Lange, stille Passagen, die von plötzlichen, brutalen Attacken unterbrochen werden, erzeugen eine Spannung, die sich stetig steigert. Doch gerade diese Stärke wird in entscheidenden Momenten untergraben. Actionsequenzen sind oft hektisch geschnitten und lassen den Zuschauer gelegentlich orientierungslos zurück. Die Choreografie der Kämpfe ist solide, aber wenig innovativ.Die Raumstation wirkt sowohl futuristisch als auch abgenutzt, was dem Film eine glaubwürdige Atmosphäre verleiht. Die Aliens selbst sind dank einer Mischung aus praktischen Effekten und CGI so bedrohlich und grotesk wie nie zuvor. Besonders in den Nahaufnahmen entfaltet das Design der Xenomorphs seine volle Wirkung.


Kritik zu „Alien: Romulus“: Cailee Spaeny tritt in große Fußstapfen
Bildnachweis: © 20th Century Studios

Hier zeigt sich Alvarez’ Gespür für detailverliebten Horror, der die Abscheulichkeit der Kreaturen in den Vordergrund rückt. Dies wird durch eine dichte Klangkulisse unterstützt, die mit metallischen Geräuschen und dröhnenden Sounds das Gefühl von Isolation und Gefahr verstärkt. Die musikalische Untermalung von Benjamin Wallfisch erweist sich als zweischneidiges Schwert. Einerseits greift Wallfisch klassische Motive von Jerry Goldsmith und James Horner auf, wodurch eine klangliche Verbindung zu den früheren Filmen entsteht. Andererseits setzt der Score stark auf laute, dissonante Passagen, die in ihrer Intensität manchmal über das Ziel hinausschießen.


Die Musik dominiert einige Szenen, anstatt sie subtil zu untermalen, was zu einem ungewollt bombastischen Gesamteindruck führt. In den ruhigeren Momenten jedoch entfaltet der Score eine bedrückende Wirkung, die die Isolation und Ausweglosigkeit der Protagonisten effektiv unterstreicht. Doch trotz dieser audiovisuellen Stärken bleibt die Handlung von „Alien: Romulus“ oft vorhersehbar. Viele der Plotpunkte folgen bekannten Mustern der Reihe: Eine schleichende Bedrohung, ein Verrat innerhalb der Crew und eine finale Konfrontation mit dem Xenomorph. Während dies für Fans der Reihe nostalgische Momente schafft, fehlt es an wirklich innovativen Ideen, die den Film über die Rolle eines gut gemachten Reboots hinausheben.


Kritik zu „Alien: Romulus“: Cailee Spaeny tritt in große Fußstapfen
Bildnachweis: © 20th Century Studios

Einige Handlungsstränge verlaufen zudem ins Leere und lassen ungenutztes Potenzial zurück. Dennoch hat „Alien: Romulus“ auch viele Stärken. Der Film zeigt, dass Alvarez die DNA des Franchise versteht und respektiert. Während „Alien: Romulus“ in vielen Bereichen überzeugt, bleiben Fragen zur Zukunft der Reihe offen. Kann Alvarez im nächsten Teil die Schwächen der Handlung ausgleichen und innovativere Wege einschlagen? Die Antwort darauf bleibt abzuwarten, doch „Alien: Romulus“ bot genug, um sich auf den nächsten Ableger freuen, in dem auch wieder Cailee Spaeny mit von der Partie sein werden.


Fazit:

Mit Alien: Romulus“ liefert Fede Alvarez einen flotten und kurzweiligen neuen Ableger, der sich an der Schnittstelle von Nostalgie und Innovation bewegt. Trotz erzählerischer Schwächen gelingt es ihm, die Essenz der Reihe einzufangen und gleichzeitig neue Impulse zu setzen. Zudem ist die Einführung von Cailee Spaeny als neue Hauptdarstellerin gut gelungen.

>>> STARTTERMIN: Ab dem 15. August 2024 im Kino.


Weitere Informationen zu „Alien: Romulus“:

Genre: Action, Fantasy, Science-Fiction, Horror

Produktionsjahr: 2023

Laufzeit: 120 Minuten

Altersfreigabe: FSK 16


Regie: Fede Alvarez

Drehbuch: Fede Alvarez, Rodolfo Sayagues

Besetzung: Cailee Spaeny, David Jonsson, Archie Renaux und viele mehr ...


Trailer zu „Alien: Romulus“:


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