Das lange Warten auf „Avatar 2: The Way of Water“ hat endlich ein Ende gefunden und James Camerons spektakuläre Fortsetzung des kommerziell erfolgreichsten Films aller Zeiten ist unter großem Zuschauerandrang in den Kinos angelaufen. Visuell wieder revolutionär führt auch der zweite Ableger wieder in die magische Welt von Pandora ein, doch ist der Film auch erzählerisch beeindruckend?
©2022 20th Century Studios. All Rights Reserved.
Vor dreizehn Jahre kam mit „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ ein Film in die Kinos, der eindrucksvoll aufzeigte, welche Magie die 3-D-Technologie auf der großen Leinwand erwecken kann. Die spektakuläre Science-Fiction-Geschichte, die uns auf den fiktiven Planeten Pandora zu ihren blauen Bewohnern brachte, begeisterte auf der gesamten Welt und wurde mit knapp drei Milliarden wieder eingespielten US-Dollar der kommerziell erfolgreichste Film aller Zeiten. Kaum verwunderlich also, dass es bereits seit vielen Jahren Pläne für eine Fortsetzung gibt.
Wie Regisseur James Cameron bereits Jahre vor Erscheinen des ersten Films ankündigte, würde er seine „Avatar“-Geschichte gerne in einer Trilogie erzählen und da sich der gewünschte Erfolg bekanntermaßen einspielen ließ, wurde recht schnell mit der Entwicklung neuer Geschichten begonnen. Ursprünglich wurde anvisiert, dass der zweite Film bereits im Jahr 2015 in die Kinos kommen sollte, doch da Cameron bald weit mehr als zwei Fortsetzungen vorschwebten, wurde der Plan schnell wieder verworfen. Fünf Filme soll die gesamte „Avatar“-Filmreihe einmal umfassen, vier neue Filme wurden daher angekündigt.
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Ende des Jahres 2020 sind die Dreharbeiten zum zweiten Film „Avatar: The Way of Water“ abgeschlossen worden, doch bei einem solch aufwendigen Blockbuster wie der Fortsetzung von „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ hat die Produktion noch einige Zeit in Anspruch genommen, gerade da die zauberhafte Welt Pandoras schließlich hauptsächlich am Computer entsteht. Jetzt ist der Streifen aber endlich da - doch ist es, wie angekündigt, das Kinoereignis einer ganzen Generation?
Darum geht es:
Mehr als ein Jahrzehnt ist verstrichen, seit der ehemalige Soldat Jake Sully nach Pandora kam. Seinen menschlichen Körper hat er hinter sich gelassen, ist nun selbst ein Na’vi. Damals kam er im blauen Avatar auf den Planeten, um die Ureinwohner auszuspionieren, doch als er sich in Neytiri verliebte, veränderte sich für ihn alles. Inzwischen sind die Menschen lange wieder vertrieben und Jake und Neytiri haben eine Familie gegründet.
Ihr ältester Sohn ist Neteyam, der bereits früh viel Verantwortung übernehmen muss, gerade auch für seinen draufgängerischen Bruder Lo'ak und seine kleine Schwester Tuktirey. Außerdem hat die junge Familie das Na’vi-Mädchen Kiri adoptiert und in gewisser Weise gehört der Menschenjunge Javier auch zur Familie. Bei der Vertreibung der Menschen war er zu jung und blieb daher auf Pandora und wuchs mit den Na’vi-Kindern auf.
Das Na’vi-Mädchen Kiri:
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Das Leben auf Pandora könnte so schön sein, doch eines Tages kehren die Menschen nach Pandora zurück. Nicht nur, um den Planeten weiter auszubeuten, auch um ihn zu kolonisieren, da die Erde inzwischen unbewohnbar geworden ist. Nachdem Colonel Miles Quaritch während der ersten Pandora-Expedition ums Leben kam, hat nun General Ardmore das Zepter übernommen. Um dieses Mal nicht von den Einheimischen besiegt zu werden, hat sie aus DNA geklonte Na’vi-Soldaten geschaffen. Einer von ihnen ist aus dem genetischen Material von Miles Quaritch und so hat er auch seine Erinnerungen und sinnt Rache: Mit einer unbarmherzigen Truppe gnadenloser Söldner macht er sich auf die Jagd, um Jake und Neytiri zur Strecke zu bringen ...
Die Rezension:
Auch wenn seit dem Erscheinen von „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ inzwischen dreizehn Jahre verstrichen sind, kamen in den letzten Jahren kaum noch 3-D-Filme heraus. Wenn man überhaupt noch einen Film mit der 3-D-Brille sehen konnte, handelte es sich meistens um eine für die 3-D-Fassung konvertierte Fassung. Doch „Avatar – The Way ofVater“ ist wirklich wieder ein 3-D-Film, der die Magie der Technologie erweckt. Dafür wurde extra für die Dreharbeiten eine Spezialkamera entwickelt, die direkt zwei verschiedene Bilder aufnimmt, die zusammen zu einem 3-D-Bild werden. Somit konnte direkt am Set in 3-D gedreht werden und es musste nicht erst digital nachbearbeitet werden.
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Durch technisch clevere Entscheidungen gelang James Cameron ein einzigartiges Erlebnis für die große Leinwand, welches wie in einem schönen Traum in eine andere Welt entführt. War der erste Teil bereits visuell eindrucksvoll, revolutioniert der zweite Film die bereits hohen Standards. Nach den Wäldern Pandoras handelt die zweite Geschichte im Wasser, beschreibt wortwörtlich den Way of Water.
„Der Weg des Wassers hat keinen Anfang und kein Ende.“
Schon immer hatte James Cameron ein Faible fürs Wasser und Unterwasserwelten, drehte er nicht zuletzt auch Filme wie „Abyss – Abgrund des Todes“ und „Titanic“, doch auch darüber hinaus interessierte er sich für das Abtauchen unter die Meeresoberfläche. So tauchte er als erster Mensch vor rund zehn Jahren alleine in einem Tiefsee-U-Boot über 10.000 Meter in die Tiefen des Ozeans. In seinem zweiten „Avatar“-Film kann er nun seine Begeisterung für die Unterwasserwelt mit seiner visionären Idee des Filmemachens verbinden, das Ergebnis ist atemberaubend.
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Ist die Dramaturgie stellenweise auch holprig und Dialoge klingen etwas hölzern, Camerons ehrliche Liebe fürs große Kino ist spürbar und mitreißend. In fotorealistischen Bildern zaubert er wahre visuelle Wunder, Pandora war noch nie so plastisch, die Na’vi sind deutlich realistischer und greifbarer gelungen und stehen in keinem Vergleich zum bereits beeindruckenden ersten Film. „Avatar: The Way of Water“ ist eine Hommage ans Kino, an die Magie der großen Leinwand und lässt sicher das eine oder andere Cineasten-Herz höherschlagen. Aber auch sonst kann man sich wohl kaum an der visuellen Pracht, den wundervollen Wesen, Pflanzen und mystischen Orten sattsehen.
Die Handlung aber ist auch im zweiten Film recht simpel gestrickt, nicht so visionär wie die Optik und erzählt nach generischem Aufbau einen klassischen Heldenepos mit Gut und Böse. Cameron erfand erzählerisch das Rad nicht neu, geht keine neuen Wege und fokussiert sich stattdessen auf all das, was bereits im ersten Film so gut funktionierte.
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Wie er bereits vor längerer Zeit im „The Marianne Williamson Podcast“ erzählte, hätte er fast das gesamte Autorenteam für die Sequels wieder rausgeschmissen: „Als ich mich daran setzte, die Fortsetzungen zu schreiben, wusste ich zu der Zeit, dass es drei werden sollten; und daraus wurden dann letztlich vier. Ich habe eine Autorengruppe zusammengestellt und sagte, ‚Ich will von niemandem Ideen oder Vorschläge hören, solange wir dabei sind, herauszufinden, was beim ersten Film funktioniert hat, was ineinandergriff und warum es funktionierte.“
Während der erste Film neben dem Konflikt der Menschen und Na’vi die Liebesgeschichte zwischen Jake und Neytiri erzählte, beschreibt der zweite Film eine Familiengeschichte. Auch wenn die Sullys eine gewisse Dynamik miteinander entwickeln können, bleibt der Versuch, charakterliche Tiefe zu entwickeln, zu konstruiert, sodass die Konflikte zwischen Jake und seinen Kindern nur selten wie ein authentischer Wortwechsel wirken.
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Auch sonst ist deutlich ersichtlich, dass die Macher nie im Sinn hatten, eine tiefgehende Familiengeschichte mit großen Motiven zu erzählen, ebenso wie der ewige Konflikt der Menschen und Na’vi eher ein Aufhänger als ein Handlungsstrang ist. Aber wer den ersten „Avatar“ liebte, wird auch den zweiten Teil mögen. Denn auch, wenn man in „Avatar – The Way of Water“ vieles finden kann, was man kritisieren könnte, ist es in gewisser Weise dennoch vernachlässigbar. James Cameron wollte berauschendes Popcorn-Kino auf die große Leinwand bringen und er hat abgeliefert!
Gerade auch, da es Cameron trotz inhaltlicher Schwächen gelang, über die imposante Lauflänge von 193 Minuten die Spannung stets aufrecht zu halten und mit einem Epos zu begeistern, das zu keinem Zeitpunkt langweilt.
Fazit:
Wie James Cameron versprach, ist „Avatar – The Way of Water“ wirklich ein einzigartiges Kinoereignis, eine Revolution der Möglichkeiten auf der großen Leinwand. Auch wenn die Handlung recht dünn geraten ist, kann der zweite Ableger der Science-Fiction-Reihe doch mit nie da gewesner visueller Wucht berauschen, gar überwältigen.
8 von 10 Punkten
„Avatar – The Way of Water“ ist seit dem 14. Dezember 2022 in den Kinos.
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