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Kritik zu „Bird Box: Barcelona“: Die Apokalypse geht in Spanien weiter

Netflix hat vor einigen Jahren mit dem Horrorthriller „Bird Box - Schließe deine Augen“ einen der größten Streaming-Hits gelandet, der bisher von über 89 Millionen Haushalten angesehen wurde. Nun ist die Fortsetzung da – könnte daraus wieder ein Erfolg werden?


Bildnachweis: © ANDREA RESMINI/NETFLIX


Vor etwa fünf Jahren veröffentlichte Netflix den Horrorthriller „Bird Box - Schließe deine Augen“ mit Sandra Bullock in der Hauptrolle. Der Film basierte auf einem gleichnamigen Roman von Josh Malerman und entführt die Zuschauer in eine postapokalyptische Welt, in der mysteriöse Monster die Bevölkerung heimsuchen. Die Ungeheuer zwingen ihre Opfer dazu, sich selbst umzubringen, indem sie sie lediglich anschauen. Ursprünglich war der Film als eigenständiges Werk gedacht und stand lange Zeit allein auf Netflix zur Verfügung. Nun folgt mehr oder weniger überraschend eine Fortsetzung.

Bereits seit einiger Zeit verstärkt Netflix die Produktion von Inhalten im spanischen und südkoreanischen Raum. Während bereits ein südkoreanisches Remake von „Haus des Geldes“ veröffentlicht wurde, gibt es nun ein spanisches Spin-off zu „Bird Box“, das sich aber nicht vor oder nach dem ersten Teil abspielt, sondern eher parallel dazu. Lohnt sich der neue Ableger?

Darum geht es:


Nachdem unsichtbare Monster weite Teile der Weltbevölkerung ausradiert haben, indem sie jeden, der ihnen ins Auge fällt, dazu bringen, ihr eigenes Leben zu beenden, sind einige Monate vergangen. Seither streifen Sebastian und seine Tochter Anna durch die verlassenen Straßen Barcelonas. Das Tragen einer Augenbinde scheint das einzige wirksame Mittel gegen die Bedrohung zu sein. Doch die Monster sind nicht allein das Schreckensszenario - auch die verbleibenden Menschen, abgestumpft und ausschließlich auf ihr eigenes Überleben bedacht, stellen eine Gefahr dar …


Die Rezension:


Der zweite Film beginnt, wie bereits angekündigt, in etwa parallel zur Geschichte mit Sandra Bullock. Die Eröffnungsszene ist besonders gelungen und fast das Beste des Films. Ganz leise und intim wird unser Protagonist Sebastián eingeführt, der mit seiner Tochter Anna in einer menschenleeren, sonnendurchfluteten Turnhalle steht und ihr Rollschuhe übergibt. Diese subtile Szene stellt die beiden vor und gibt uns einen ersten Eindruck von ihnen.


Bildnachweis: © LAB CREATIVE STUDIO/NETFLIX


Anschließend wird die menschliche Bedrohung eingeführt. Eine Gruppe von Menschen hat sich selbst das Augenlicht genommen, um immun gegen die Monster zu sein. Dadurch können sie ohne Vorsicht durch die Welt gehen und sich nehmen, was sie wollen. Diese Gruppe hätte eine spannende und potenziell interessante Gegnerschaft sein können, wenn auch nicht besonders originell. Leider wird diese Bedrohung jedoch kaum weiterentwickelt oder überhaupt weiter integriert. Ihre Motive bleiben völlig unbekannt und sie sind einfach nur böse, weil sie eben böse sind.


Während in verschiedenen Sprachen journalistische Schlagzeilen eingesprochen werden, um die Exposition zu beschreiben, bekommen wir Einblicke in das apokalyptische Barcelona. Die einst wunderschöne Küstenstadt ist zu einer grauen Ruinenstadt geworden, die beeindruckend dargestellt wird. Obwohl das Setting in Barcelona effektiv genutzt wird und einige wichtige und bekannte Orte in ihrer apokalyptischen Variante gezeigt werden, bleibt Barcelona letztendlich nicht mehr als ein nettes Gimmick. Dennoch hebt sich der Film dadurch ab und vermittelt tatsächlich ein spanisches Flair, anstatt wie ein weiterer US-Film zu wirken.


Bildnachweis: © LUCIA FARAIG/NETFLIX


Die Handlung nimmt bereits zu Beginn zwei überraschende Wendungen, die die zunächst erwartete Geschichte auf den Kopf stellen. Leider werden die damit aufgeworfenen Dilemmas jedoch nie wirklich gut ausgespielt. Mario Casas, der Sebastián verkörpert, kann zwar seine charismatische Seite ausspielen, wirkt aber in ambivalenten Szenen recht limitiert. Auch sonst kann der hauptsächlich spanische Cast schauspielerisch nicht mit der Besetzung des ersten Teils um Sandra Bullock und John Malkovich mithalten.


Ohne die Wendungen zu verraten, muss gesagt werden, dass sie der Dynamik der Geschichte nicht guttun, da kaum mit ihnen gespielt wird und sie nicht ausreichend ausgeschöpft werden. Dadurch geht auch die anfänglich angedeutete Vater-Tochter-Dynamik verloren und die stattdessen gewählte Horrorkomponente kann diese nicht ersetzen, sondern bietet sehr generisch aufgebaute Szenen.


Bildnachweis: © ANDREA RESMINI/NETFLIX


Obwohl eine übergeordnete Prämisse existiert, ist die darauf aufbauende Handlung von repetitiver Natur und führt immer wieder in dasselbe Szenario, das mal mehr und mal weniger intensiv inszeniert wird. Die eigentliche Bedrohung durch die Monster ist jedoch recht interessant. Gerade, da wir sie nie selbst zu sehen bekommen. Während einige versuchen, sie mit Theorien zur Quantenmechanik und der Manifestation von Wunschvorstellungen zu erklären, betrachten andere sie als Engel und wieder andere als Monster. Auch dieses Motiv wird zu keinem Zeitpunkt ausreichend behandelt.

Der Suspense-Aspekt gelingt fast gar nicht, da das Geschehen viel zu vorhersehbar ist. Allerdings ist die Action sehr gut inszeniert und sieht trotz des nicht dezenten Einsatzes von viel CGI beeindruckend aus. Das Finale des Films folgt letztendlich dem Muster, das heutzutage häufig in Filmen zu sehen ist.


Bildnachweis: © LUCIA FARAIG/NETFLIX


Es wurde geschickt gestaltet, um die Tür für einen möglichen Nachfolgefilm zu öffnen, der sowohl in Barcelona als auch an anderen Schauplätzen in größerem Franchise-Umfang entwickelt werden könnte. Wenn das Publikum die spanische Variante des Films ebenfalls gut aufnimmt, könnte dies möglicherweise den Weg für weitere Ableger und die Fortsetzung der Geschichte ebnen.

Fazit:


Der zweite Film der Reihe hat durchaus seine Momente, wie die einführende Szene und das spanische Flair, aber auch Schwächen in der Handlungsentwicklung und schauspielerischen Leistung. Die Bedrohung bleibt oberflächlich, ebenso wie die Wendungen. Die Unsichtbarkeit der Monster und ihre Interpretationen sind interessant, aber nicht ausreichend behandelt. Schlussendlich ist der Film ein typischer Netflix-Beitrag, der zwar wenig kreativ ist, aber dennoch einige gute Ideen enthält. Er bleibt jedoch ein oberflächlicher, massentauglicher Horrorfilm, der im Erfolgsfall als Grundlage für ein Franchise dienen könnte.


5 von 10 Punkten


„Bird Box: Barcelona“ ist seit dem 14. Juni 2023 exklusiv auf Netflix.





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