Die Suche nach dem legendären „Vault“, die bereits Millionen von Fans der „Borderlands“-Spiele fasziniert hat, kommt nun auch auf die große Kinoleinwand. „Thanksgiving“-Regisseur Eli Roth hat die Videospiel-Reihe mit großer Starbesetzung verfilmt.
Die „Borderlands“-Spiele sind eine bekannte Serie von First-Person-Shootern, die von Gearbox Software entwickelt und veröffentlicht wurden. Die Reihe begann mit dem ersten „Borderlands“-Spiel, das 2009 erschienen ist und hat seitdem mehrere Fortsetzungen und Spin-offs hervorgebracht. In den „Borderlands“-Spielen tauchen die Spielenden in eine postapokalyptische Welt ein, die von einem verrückten und überdrehten Charme geprägt ist. Die Handlung dreht sich oft um das Durchsuchen einer Wüstenwelt, die von kriminellen Banden, mutierten Kreaturen und anderen gefährlichen Gegnern bevölkert wird.
Die Verfilmung von „Borderlands“ hatte eine turbulente Entstehungsgeschichte, die 2011 begann und über mehrere Jahre in der sogenannten „Development Hell“ steckte. Unter der Regie von Eli Roth und mit einem Star-Ensemble, zu dem Cate Blanchett, Kevin Hart und Jamie Lee Curtis gehören, wurde der Film schließlich 2023 tatsächlich gedreht.
Darum geht es:
Lilith, eine berüchtigte Kopfgeldjägerin mit einer mysteriösen Vergangenheit, kehrt widerwillig nach Pandora zurück – dem gefährlichsten und chaotischsten Planeten der Galaxie. Ihr Auftrag: die verschwundene Tochter von Atlas, einem der mächtigsten Wesen des Universums, zu finden. Doch Lilith weiß, dass dies mehr ist als nur ein Auftrag – es ist der Beginn eines Kampfes um das Schicksal des gesamten Kosmos.
Die Rezension:
Mit „Borderlands“ hat Eli Roth das gleichnamige Kult-Videospiel, das für seinen schrägen Humor, seine überzogene Gewalt und seine unverwechselbare Ästhetik bekannt ist, für die große Kinoleinwand adaptiert. Was auf dem Papier nach einer vielversprechenden Grundlage klingt, entpuppt sich auf der Leinwand als ein Film, der weder Fans der Vorlage noch das allgemeine Kinopublikum wirklich zufriedenstellen kann. Trotz großer Marken und solider Fangemeinden ist es bisher den wenigsten Videospielverfilmungen gelungen, als eigenständige Filme zu überzeugen und „Borderlands“ ist ein Musterbeispiel, wie man ein beliebtes Computerspiel nicht adaptieren sollte.
Bereits die Entscheidung, den gewaltgeladenen Ton des Spiels zugunsten einer jugendfreundlichen Altersfreigabe zu entschärfen, zeigt, dass die Prioritäten der Produzenten weniger bei einer authentischen Umsetzung als vielmehr bei einer breiten Vermarktbarkeit lagen. Die Videospielreihe, berüchtigt für ihren anarchischen Stil und ihre teils drastischen Inhalte, wurde auf eine für die Masse bekömmliche Version reduziert.
Mit einem Produktionsbudget von rund 120 Millionen Dollar sind zwar einzelne Szenen visuell beeindruckend gelungen und die Schauplätze bunt und verspielt gestaltet, doch schaffen es weder Handlung noch Figuren, eine eigene Identität zu entwickeln. Die Welt von Pandora, die im Spiel für ihre einzigartige Cell-Shading-Optik bekannt ist, wird im Film zu einer generischen Wüstenlandschaft degradiert, wie man sie im Science-Fiction-Genre schon oft gesehen hat. Wo das Spiel mit seiner stilisierten Optik und seinem anarchischen Design punktet, bleibt der Film erschreckend konventionell.
Die Handlung, die eine wild zusammengewürfelte Gruppe von Helden dabei begleitet, eine Bedrohung für ihre Welt zu bekämpfen, ist so generisch und klischeebehaftet, dass sie kaum in Erinnerung bleibt. Selbst mit viel gutem Willen lässt sich dem Film keine echte erzählerische Substanz zusprechen. Besonders auffällig ist, wie stark sich der Film bei anderen Franchises bedient. Szenen, die an „Mad Max“ oder „Guardians of the Galaxy“ und „Star Wars“ erinnern, sind zahlreich – doch statt cleverer Hommagen wirken sie wie bloße Kopien, die eher viel mehr daran erinnern, dass es bessere Alternativen gibt.
Der Versuch, Humor und Action zu verbinden, bleibt ebenso halbherzig. Insbesondere der Roboter Claptrap, ein Fan-Liebling aus den Spielen, wird zur nervigen Reizfigur. Seine Dialoge oder besser gesagt One-Liner, die in der deutschen Synchronisation noch mehr an Schärfe verlieren, sorgen bestenfalls für Augenrollen. Der Humor, einer der zentralen Bestandteile der Vorlage, verfehlt ebenfalls sein Ziel. Statt bissiger Satire oder cleverem Wortwitz dominieren platte Sprüche und Fäkalhumor die Dialoge. Ein Beispiel ist eine ausgedehnte Szene, in der Claptrap unter Durchfall leidet – ein szenischer Tiefpunkt, der die fehlende Kreativität und den Mangel an Respekt für die Vorlage offenbart.
Die Besetzung, von denen viele große Namen sind, kann den Film ebenfalls kaum retten. Besonders enttäuschend ist, wie wenig die preisgekrönten Schauspielerinnen Cate Blanchett und Jamie Lee Curtis zeigen können – ihre Rollen sind eindimensional und bieten kaum Raum für schauspielerische Nuancen, wenngleich man den beiden nicht die Spielfreude absprechen kann. Kevin Hart als Roland wirkt deplatziert, lediglich Ariana Greenblatt als Tiny Tina bringt mit jugendlicher Energie etwas Leben in das Geschehen, doch das reicht nicht aus, um den Film zu retten. Es bleibt unverständlich, warum eine solch namhafte Besetzung für ein Drehbuch mit derart wenig Substanz gewonnen werden konnte.
Während die Spiele es schaffen, inmitten von Chaos und Witz eine gewisse Verbindung zu ihren Charakteren herzustellen, bleibt die filmische Adaption kalt und distanziert. Die Figuren werden kaum eingeführt, ihre Motivationen wirken aufgesetzt und der Versuch, im letzten Drittel eine emotionale Wendung einzubauen, kommt zu spät und wirkt unauthentisch. Anstatt auf einen spannungsvollen Höhepunkt hinzuarbeiten, verliert sich die Handlung in überstilisierten Effekten, die keinerlei emotionales Gewicht tragen.
So reihen sich spektakulär inszenierte, aber inhaltslose Szenen aneinander, die aber wenig Spannung erzeugen. Technisch lässt sich „Borderlands“ nichts vorwerfen. Die Action-Sequenzen sind solide inszeniert, die Kostüme und Sets fantasievoll gestaltet. Doch fehlt es dem Film an Fokus und Konsequenz. Am Ende bleibt der Film zwar optisch ansprechend, aber inhaltlich leer.
Fazit:
„Borderlands“ zeigt exemplarisch, warum Videospielverfilmungen oft scheitern. „Borderlands“ ist eine enttäuschende Videospielverfilmung, die weder die Essenz der Vorlage einfängt noch als eigenständiger Film überzeugt. Was ein energiegeladenes, unkonventionelles Spektakel hätte sein können, ist letztlich nur eine laute, aber inhaltslose Aneinanderreihung von Klischees.
>>> STARTTERMIN: Ab dem 22. August 2024 im Kino.
Weitere Informationen zu „Borderlands“:
Genre: Action, Fantasy, Science-Fiction, Abenteuer
Produktionsjahr: 2023
Laufzeit: 102 Minuten
Altersfreigabe: FSK 12
Regie: Eli Roth
Drehbuch: Eli Roth, Joe Abercrombie
Besetzung: Cate Blanchett, Kevin Hart, Ariana Greenblatt und viele mehr ...
Trailer zu „Borderlands“:
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