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Kritik zu „Butchers: Raghorn“: Kannibalismus-Horror aus Kanada

Stell dir vor, du hast mitten im tiefsten Wald einen Autounfall – überlebt, aber fernab jeglicher Zivilisation. Klingt schon ungemütlich? Warte, bis die hungrigen Kanibalen um die Ecke biegen! In Adrian Langleys „Butchers: Raghorn“ wird aus einer brenzligen Situation schnell ein köstlich blutiges Abenteuer. Glaub mir, hier gibt’s nicht nur Wildschweine auf der Speisekarte!


Kritik zu „Butchers: Raghorn“: Kanibalismus-Horror aus Kanada
Bildnachweis: © 24 Bilder

Adrian Langley ist ein kanadischer Regisseur, der sich vor allem in den Genres Horror, Thriller und Action einen Namen gemacht hat. Seit den frühen 2000er Jahren hat er zahlreiche Independent-Produktionen inszeniert. Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählen die Filme „Don’t Hang Up“ aus dem Jahr 2019 und „Butchers“ aus dem darauffolgenden Jahr 2020. Insbesondere „Butchers“ wurde bei Genre-Fans für seine brutale Darstellung und unerschütterliche Stimmung geschätzt, was Langley zu einem interessanten Namen für Fans des Indie-Horrorgenres macht.


Nun, etwa vier Jahre nach dem ersten Teil, präsentiert Langley eine Fortsetzung mit dem Titel „Butchers Book Two: Raghorn“. Diese neue Geschichte, die neue Charaktere und Handlungsstränge einführt, wird in Deutschland schlicht nur unter dem Titel „Butchers: Raghorn“ von 24 Bilder in die Kinos gebracht, da der erste Film hierzulande nie erschien. Mit großem UNCUT-Siegel auf dem Poster kommt der zweite Teil der „Butchers“-Trilogie aus Kanada nun ohne Jugendfreigabe mit FSK 18 in die Kinos, pünktlich einige Wochen vor Halloween.


Darum geht es:


Nach einem verheerenden Autounfall in einem dunklen, abgelegenen Waldstück finden sich fünf Kleinkriminelle auf der Flucht vor dem Gesetz in einer schier aussichtslosen Lage wieder. Doch was sie nicht wissen: Sie sind nicht allein. Hinter den Bäumen lauern Augen, die sie beobachten. Geräusche, die nicht von Tieren stammen, hallen in der stillen Finsternis wider. Schon bald geraten sie in die Fänge von Kannibalen. Gefangen in einem maroden Haus, weitab jeglicher Zivilisation, wird ihnen klar, dass sie nicht nur überleben müssen – sie sind die Beute. Die Kannibalen machen keinen Hehl aus ihren Absichten: Das Ziel ist klar, die Neuankömmlinge zu Fleisch zu verarbeiten ...


Die Rezension:


Adrian Langleys „Butchers: Raghorn“ ist ein Film, der von Anfang an keine Gnade walten lässt und eine unbarmherzige Gewaltorgie entfesselt, die klar auf ein Zielpublikum ausgerichtet ist: Slasher-Fans, die nach blutigen und kompromisslosen Szenen suchen. Der Film verweilt nicht lange bei der Ausarbeitung seiner Grundprämisse, sondern konzentriert sich auf das, was er am besten kann: Schockieren. Blut fließt in Strömen und die Gewalt wird explizit gezeigt. „Butchers: Raghorn“ setzt auf eine typische Slasher-Formel, in der die Charaktere – in diesem Fall die Entführer und ihre Gefangenen – schnell zu Opfern werden.


Kritik zu „Butchers: Raghorn“: Kanibalismus-Horror aus Kanada
Bildnachweis: © 24 Bilder

Die Opfer sind bis auf eine Ausnahme selbst zwielichtige Figuren, die Entführer und Kriminelle sind. Diese Ambivalenz schafft eine Distanz zum Publikum, das keine klare emotionale Verbindung zu den Charakteren aufbauen kann. So bleibt es dem Zuschauenden überlassen, wie man die Gewalt bewertet und ob man sich mit den Opfern identifiziert oder nicht. Denn der Film scheint sich seiner Klischees bewusst zu sein und bedient diese auch. In „Butchers: Raghorn“ begegnet man den für Horrorfilme typischen, unüberlegten Entscheidungen der Figuren, von offensichtlichen Fallen bis hin zu fahrlässiger Selbstgefährdung. Die Dialoge sind geprägt von einer vulgär-derben Sprache, gerade das übermäßige Verwenden des Wortes „fuck“ könnte als Running Gag durchgehen, wäre es nicht so ermüdend repetitiv.


Die beiden Antagonisten, Clyde und Crusher, sind die treibenden Kräfte des Films. Beide wirken von Beginn an bedrohlich, wobei besonders Crusher durch seine kaum menschlichen Züge eine gruselige Aura entwickelt. Seine gewaltigen Kräfte und die mysteriöse Inszenierung – er wird oft nur aus bestimmten Blickwinkeln gezeigt – tragen dazu bei, dass er eine fast übernatürliche Bedrohung darstellt. Clyde hingegen wird als sadistischer Voyeur dargestellt, der sich an den Grausamkeiten seines Bruders ergötzt. Die beiden Brüder bleiben jedoch weitgehend unbeleuchtet. Ihre Herkunft und Motive werden nur angedeutet, was zu einer gewissen Oberflächlichkeit führt. Es ist allzu offensichtlich, dass die Handlung weniger daran interessiert ist, die Antagonisten zu erklären, sondern mehr daran, sie als Symbol für das ultimative Böse darzustellen.


Kritik zu „Butchers: Raghorn“: Kanibalismus-Horror aus Kanada
Bildnachweis: © 24 Bilder

Für Zuschauende, die nicht an extreme Gewalt gewöhnt sind, dürfte „Butchers: Raghorn“ schwer verdaulich sein. Die expliziten Szenen lassen keinen Raum für Interpretation oder subtile Andeutungen – der Film zeigt, was er zeigen will und das in all seiner Grausamkeit. Die Grenzüberschreitungen, die der Film bewusst inszeniert, machen ihn zu einer Herausforderung, die sich vor allem an ein Nischenpublikum richtet. Fans des Slasher-Genres, die sich nach blutiger Unterhaltung sehnen, werden hier voll auf ihre Kosten kommen. Doch genau das könnte auch das größte Problem des Films sein: Für alle, die mehr von einem Horrorfilm erwarten als nur eine Aneinanderreihung von Gore-Szenen, bietet „Butchers: Raghorn“ wenig.


In erster Linie geht es um die Faszination für Gore – also explizit brutale und verstörende Gewaltdarstellungen. Menschen sind von Natur aus neugierig auf das Unbekannte und Extremere. Gewalt und Tod gehören zu den stärksten Tabuthemen in unserer Gesellschaft. Wenn diese Themen visuell dargestellt werden, lösen sie beim Zuschauenden oft starke emotionale Reaktionen aus. Für manche Menschen ist das Ansehen von Gore eine Möglichkeit, sich mit diesen dunklen Aspekten des Lebens auseinanderzusetzen, ohne selbst in Gefahr zu sein. Es handelt sich um eine Art kathartische Erfahrung, bei der man sich mit Ängsten und der eigenen Sterblichkeit konfrontiert.


Kritik zu „Butchers: Raghorn“: Kanibalismus-Horror aus Kanada
Bildnachweis: © 24 Bilder

Ein Paradoxon entsteht: Einerseits fürchten Menschen den Verlust der Kontrolle – sei es körperlich, emotional oder psychisch – andererseits übt das Szenario aus sicherer Distanz eine morbide Faszination aus. In Filmen symbolisiert das Gefesseltsein den totalen Kontrollverlust und trifft auf eine tiefsitzende Angst. Gleichzeitig bietet der filmische Abstand eine gedankliche „Simulation“, um extreme Emotionen zu durchleben, ohne realer Gefahr ausgesetzt zu sein. Diese Mischung aus Abscheu und Faszination sorgt für eine Art „Thrill“, der sich für einige wie eine spannende Herausforderung anfühlt, den man erneut erleben will, um die eigenen Grenzen des Erträglichen zu testen. Der Gedanke, solche extremen Bilder zu sehen und trotzdem „durchzuhalten“, gibt ein Gefühl von Kontrolle. In diese Kerbe schlägt auch Adrian Langleys „Butchers: Raghorn“.


Fazit:


„Butchers: Raghorn“ ist ein kompromissloser Gewaltexzess, der ohne Umwege auf blutige Schockmomente abzielt. Die Charaktere bleiben dabei flach, während die Antagonisten als eindimensionale Bedrohungen inszeniert werden. Wer nach mehr als bloßer Härte sucht, wird hier enttäuscht, doch für Gore-Liebhabende ist der Film ein Volltreffer.


>>> STARTTERMIN: Ab dem 3. Oktober 2024 im Kino.


Weitere Informationen zu „Butchers: Raghorn“:

Genre: Horror

Produktionsjahr: 2023

Laufzeit: 88 Minuten

Altersfreigabe: FSK 18


Regie: Adrian Langley

Drehbuch: Adrian Langley

Besetzung: Nick Biskupek, Michael Swatton, Hollie Kennedy und viele mehr ...


Trailer zu „Butchers: Raghorn“:


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