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Kritik zu „Catch The Killer“: Ein Thriller mit Gesellschaftskritik

„Catch The Killer“ ist der englischsprachige Debütfilm des argentinischen Regisseurs Damián Szifron, der bereits 2015 mit seinem schwarzhumorigen Episodenfilm „Wild Tales – Jeder dreht mal durch!“ für den Oscar als bester nicht-englischsprachiger Film nominiert wurde. Nach einer längeren Pause meldet sich Szifron nun zurück, um „Catch The Killer“ zu präsentieren. Doch wer aufgrund des Titels lediglich einen gewöhnlichen Krimi erwartet, wird schnell feststellen, dass dieser Film weit mehr zu bieten hat.


Bildnachweis: © TOBIS Film GmbH


Gemeinsam mit Drehbuchautor Jonathan Wakeham hat der Regisseur nicht nur die Regie, sondern auch das Drehbuch maßgeblich mitgestaltet. Das Ergebnis ist ein Film, der zwar inhaltliche Parallelen zu etablierten Erfolgsformeln des ausgetretenen Krimi-Thriller-Genres aufweist, jedoch keinesfalls übersehen werden sollte. Dabei sollte mittlerweile ein Name wie Damián Szifron hellhörig machen, wenn er ein neues Werk auf die große Kinoleinwand bringt.


Auch wenn sein neuestes Werk nicht den gleichen humorvollen Ton wie „Wild Tales – Jeder dreht mal durch!“ anschlägt, ist dieser Film ebenfalls weit mehr als nur ein weiterer Eintrag in ein Genre. Szifron hat erneut eigene Wege verfolgt. Doch wo kommt er heraus und lohnt sich für „Catch The Killer" ein Kinobesuch?


Darum geht es:


Inmitten des lodernden Raketenzaubers einer nächtlichen Silvesternacht und die Millionenstadt Baltimore immer mehr im Feuerwerkstaumel versank, erwachte eine düstere Bedrohung. Ein unsichtbarer Schatten, ein Scharfschütze, hat von einem verhängnisvollen Hochhausbalkon aus das Feuer eröffnet und 29 Menschen in den Tod gerissen. In dieser unheilvollen Stunde wird Eleanor, die Einzige, die sich in die verworrenen Gedanken des mörderischen Unbekannten hineinversetzen kann, rasch von Lammark, dem eiskalten Chefermittler des FBI, rekrutiert.


Bildnachweis: © TOBIS Film GmbH

Ihre eigene düstere Vergangenheit lastet schwer auf ihren Schultern, aber Eleanor ist bereit, sich dem mörderischen Puzzle zu stellen, das die Stadt in Angst und Schrecken versetzt. Trotz ihrer begrenzten Erfahrung wird sie in die Sondereinheit aufgenommen, die dem Killer auf den Fersen ist. Doch der Takt der Zeitbombe tickt erbarmungslos, und innerhalb des Teams entfachen sich heftige Streitigkeiten. Schon bald schlägt der Mörder erneut zu, dieses Mal in einem überfüllten Einkaufszentrum. Der Druck auf das Fahndungsteam steigt ins Unermessliche, und Eleanor muss sich den Dämonen ihrer eigenen Vergangenheit stellen, um die mörderische Bestie zu bezwingen, bevor sie erneut zuschlagen kann …

Die Rezension:


Damián Szifron führt uns in seinem neuesten Film „Catch The Killer“ auf eine intensive Reise in die Schattenseiten der US-amerikanischen Gesellschaft. Die Prämisse des Films, die sich um Massenschießereien dreht, ist ein brisantes Thema, das die USA in den letzten Jahren zunehmend plagt. Szifron nutzt dieses Szenario nicht nur als Basis für einen spannenden Thriller, sondern auch als Plattform für eine schonungslose Gesellschaftskritik.


Bildnachweis: © TOBIS Film GmbH


Der Film fängt das aktuelle Zeitgeschehen perfekt ein und konfrontiert die Zuschauer mit den Misständen, die in der US-Gesellschaft existieren. Ehrgeizge und sich an Positionen klammernde Politiker, das FBI, sensationshungrige Medien, chauvinistische Gruppen und insgesamt der militärisch-industrielle Komplex werden allesamt kritisch beleuchtet. Szifron gelingt es, diese Kritik geschickt in die Handlung einzuflechten, ohne dabei den Fokus auf die spannende Jagd nach dem Killer zu verlieren.


Besonders auffällig sind die Dialoge, die teils pathetisch und philosophisch wirken, um dann plötzlich in spritzige Sätze zu münden – eine Selbstironie, die dem Film gut steht. Auch wenn die Tätersuche der Genrekonvention folgt, schafft es Szifron, die Geschichte mit kunstvoller Gestaltung aufzufrischen. Geoffrey Lammark, der FBI-Agent, der die Ermittlungen leitet, ist ein herausragend pathetischer Charakter, der gleichzeitig die Kritik an sensationsgeilen Medien verkörpert. Hier zeigt der Film eindrucksvoll, warum Ermittlungsarbeiten nicht von Unwissenden kommentiert werden sollten.


Bildnachweis: © TOBIS Film GmbH


„Catch The Killer“ stellt die USA nicht als die beste Nation der Welt dar, sondern als ein reiches Land mit tiefen Rissen. Die Darstellung extremen Nationalisten, die sich offen zur Schau stellen, verknüpft Patriotismus und Chauvinismus auf blutige Weise. Trotz der Schwere des Themas behält der Film einen unwiderstehlichen Sog, nicht zuletzt dank der beeindruckenden Kamerabilder von Javier Julia.


Der Film basiert auf dem realen Horror des Anschlags von Las Vegas aus dem Jahr 2017, bei dem ein Schütze aus Enttäuschung über die Ungleichbehandlung von Kasinokunden das schrecklichste Massaker in der modernen US-Geschichte verübte. Szifron bedient sich dabei in seiner Geschichte geschickt bekannter Thriller-Elemente, bringt jedoch auch raffinierte Wendungen und interessante Charakterdynamiken ins Spiel. Die Chemie zwischen den Hauptdarstellern Shailene Woodley und Ben Mendelsohn ist spürbar und erreicht im Finale ihren dramatischen Höhepunkt.


Bildnachweis: © TOBIS Film GmbH


Leider hätte der Film sich mehr Mühe geben dürfen, Woodleys Figur besser einzuführen. Ihre Motive bleiben zu lange im Schatten der Gesellschaftskritik verborgen, obwohl sie im Finale eine zentrale Rolle spielen. Hier hätte eine ausführlichere Charakterentwicklung den Film noch stärker gemacht.

Fazit:


Insgesamt ist „Catch The Killer“ ein packender Thriller, der mit seiner eindringlichen Gesellschaftskritik und starken schauspielerischen Leistungen überzeugt. Szifron zeigt, dass er die Standards des Genres beherrscht und gleichzeitig in neue, fesselnde Richtungen führen kann. Ein Film, der zum Nachdenken anregt und unterhält. Trotz des etwas unpassenden Titels – der ursprüngliche Arbeitstitel „Misanthrope“, übersetzt als „Menschenfeind“, hätte besser gepasst – sollte man sich den neuen Film von Damián Szifron keinesfalls entgehen lassen.


7 von 10 Punkten


„Catch The Killer“ ist seit dem 5. Oktober 2023 in den Kinos.



1 comentário


Convidado:
07 de jun.

Habe den Film als Alles andere als "packend" empfunden. Gerade die Protagonistin wird von Minute zu Minute nervtötender. Ihre Figur wirkt wie eine pupertierende 13 jährige, die sich aus Selbstüberschätzung in ein überforderndes Ereignis geworfen hat und ab da an nur noch mit Unfähigkeit, begrenztem Horizont und Selbstmitleid glänzt. Sei es, wenn sie für nötig hält, ohne Atemmaske in ein komplett verrauchtes Gebäude zu rennen, nur um dann am Zielort zusammen zu brechen, wenn sie unnötiger Weise ihre Befugnisse überschreitet oder den leitenden Ermittler mit sexistischen Sprüchen beschmeißt "wenn sie mich nur ficken wollen, brauchen sie es nur sagen." Nur damit sich dieser sich ganz im Sinne des Zeitgeistes als Schwuler outen kann. Auch die Fahndung nach dem Killer erfolgt…

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