Wade Wilson, besser bekannt als Deadpool, kehrt auf die große Kinoleinwand zurück – und das nicht allein. Zwischen Zerstörung, schrillen Zeitreisen und einem alternativen Wolverine liefert der Film alles, was man von der derben Antihelden-Reihe erwartet. Aber hat er noch genug Biss, um das Marvel-Universum aufzumischen?
Die „Deadpool“-Reihe hat sich mit ihrem unkonventionellen Humor, ihrer Selbstironie und ihrer Vorliebe für explizite Action als eine der erfolgreichsten Superhelden-Reihen etabliert. Doch der Weg zum dritten Teil war alles andere als einfach. Nach der Übernahme von 20th Century Fox durch Disney im Jahr 2019 stand die Zukunft der Marke auf der Kippe: Wie würde der derbe Antiheld Deadpool in Disneys familienfreundliches Marvel Cinematic Universe (MCU) passen?
Während Fans um den R-Rated-Charakter bangten, mussten kreative Hürden und Produktionsverzögerungen – unter anderem durch die COVID-19-Pandemie und die Hollywood-Streiks von 2023 – gemeistert werden. Mit Shawn Levy als Regisseur, Ryan Reynolds erneut in der Titelrolle und Hugh Jackman in einem spektakulären Comeback als Wolverine erhielt das Projekt schließlich den nötigen Schub. „Deadpool & Wolverine“ soll nun als Brücke zwischen den X-Men-Filmen von Fox und dem MCU von Disney fungieren. Doch ist das gelungen und hat die „Deadpool“-DNA die Studiofusion überlebt?
Darum geht es:
Im Jahr 2018, als Wade Wilson alias Deadpool die brillante Idee hatte, Cables Zeitreisegerät zu klauen, reiste er auf die wahre Erde-616. Dort hatte er nur ein Ziel: sich den Avengers anzuschließen. Aber statt Schulterklopfen und Stark-Tower-Penthouse gab’s von Happy Hogan eine Ablehnung. Geknickt und mit angekratztem Ego verschwand Wade – und sechs Jahre später hat sich der einstige König der One-Liner ins trübe Leben eines Gebrauchtwagenhändlers zurückgezogen. Doch dann kommt die TVA und entführt Wade zu ihrem neuen Star-Schurken Mr. Paradox. Denn Wade hat versehentlich seine eigene Zeitlinie kaputtgemacht, weil Wolverine tot ist. Ohne Logan zerbröselt Wades Heimatwelt wie ein schlecht gebackener Keks, und Paradox will das Elend abkürzen, indem er die Zeitlinie komplett abfackelt.
Aber Wade wäre nicht Deadpool, wenn er sich von einem schurkischen Kerl mit schlechtem Namen herumschubsen ließe. Also klaut er Paradox‘ TemPad und hüpft durch alternative Realitäten auf der Suche nach einer anderen Version von Logan. Die Reise? Absolut chaotisch: Er trifft eine Logan-Variante nadch der anderen und am Ende stößt Wade auf einen wütenden, kratzbürstigen Wolverine, der genau der richtige Mix aus Zynismus, Muskeln und Adamantium-Krallen ist. Jetzt wird’s episch: Deadpool und Wolverine gegen die TVA, Multiversum-Explosionen und jede Menge Schlägereien, bei denen mehr Gliedmaßen fliegen als in einem Tarantino-Film.
Die Rezension:
Das Marvel Cinematic Universe hat die Popkultur der letzten zwei Jahrzehnte geprägt wie kaum eine andere Filmreihe. Doch die jüngsten Entwicklungen zeigen, dass der einst nahezu unerschütterliche Erfolg bröckelt. „Deadpool & Wolverine“ trägt nun die Bürde, nicht nur die beliebte Deadpool-Reihe nach sechs Jahren fortzusetzen, sondern auch ein Zeichen dafür zu setzen, dass Marvel noch immer in der Lage ist, Qualitätskino zu liefern und der Film startet auch direkt mit einem Knall: In einer spektakulären Vorspannsequenz, die sowohl durch ihre Kreativität als auch durch ihren schwarzen Humor besticht, zerschlägt Deadpool buchstäblich die Vierte Wand.
Ryan Reynolds, Hugh Jackman und Regisseur Shawn Levy:
Das groteske Tänzchen mit den Überresten von Wolverine, begleitet von NSYNCs „Bye Bye Bye“, demonstriert eindrucksvoll, dass Deadpool trotz Disney und MCU nichts von seiner Kompromisslosigkeit eingebüßt hat. Doch genau hier zeigt sich ein Muster, das den gesamten Film prägt – eine Mischung aus beeindruckenden und ungemein unterhaltsamen Einzelmomenten und einem schwachen narrativen Fundament. Die Handlung des Films bewegt sich auf einem genretypischen Terrain, das wenig Überraschungen bereithält. Es geht, wie so oft, um nichts Geringeres als die Rettung der Welt, wobei die Struktur kaum von den bekannten Mustern abweicht. Trotz des Potentials der alternativen Zeitlinien und der kreativen Freiheiten, die das Konzept bietet, beschränkt sich das Drehbuch auf vorhersehbare Wendungen
Die Bedrohung durch eine blass gezeichnete Antagonistin bleibt austauschbar und wirkt wie ein Mittel zum Zweck, um die eigentlichen Stars des Films in Szene zu setzen. Denn das zentrale Highlight des Films ist das titelgebende Zusammenspiel von Ryan Reynolds und Hugh Jackman. Die Chemie zwischen Deadpool und Wolverine ist unbestreitbar und treibt den Film sowohl emotional als auch komödiantisch voran. Der Kontrast zwischen Deadpools unermüdlichem Sarkasmus und Wolverines stoischer Verzweiflung erzeugt eine Dynamik, die den Film über weite Strecken trägt. Insbesondere Wolverine wird als gebrochener Held in einer Alternativwelt dargestellt, in der er alles verloren hat. Besonders in den humorvoll inszenierten Kämpfen, die bis an die Grenzen des Absurden gehen, wird die Gegensätzlichkeit der Charaktere perfekt ausgespielt.
Der Humor ist makaber, die Gewalt stilisiert und die Meta-Ebene omnipräsent. Doch die mit besten Momente kreiert der Film, wenn überhaupt keine Ernsthaftigkeit verfolgt wird und es einfach nur witzig sein soll, dann auch stets mit der perfekt ironischen Musikauswahl: Ob in einer öden Wüste zu den Klängen von AC/DCs „Hells Bells“ mit zerbrochenem Fox-Logo oder in einem unzerstörbaren Minivan, begleitet von „You’re the One That I Want“ – der überragende Musikeinsatz erinnert an die „Guardians of the Galaxy“-Filme.
Von nostalgischen Tracks wie Madonnas „Like a Prayer“ bis zu Green Days „Good Riddance“ im Abspann verstärken die Songs die emotionale Wirkung vieler Szenen und tragen entscheidend zur Atmosphäre bei. Dabei ist der Soundtrack nicht nur Beiwerk, sondern oft integraler Bestandteil der Handlung, der humorvoll und mit einem Augenzwinkern eingesetzt wird.
Fazit:
„Deadpool & Wolverine“ ist ein Film, der sich in seiner eigenen Selbstreferenzialität etwas verliert und wenig Neues zu bieten hat. Trotz Schwächen ist es aber auch ein immer wieder sehr unterhaltsamer Film, der insbesondere Fans des Marvel-Universums ansprechen dürfte. Die Kombination aus zynischem Humor, brutaler Action und unzähligen Anspielungen sorgt für kurzweilige zwei Stunden Popcornkino.
>>> STARTTERMIN: Ab dem 24. Juli 2024 im Kino.
Weitere Informationen zu „Deadpool & Wolverine“:
Genre: Action, Komödie, Science-Fiction, Abenteuer
Produktionsjahr: 2023
Laufzeit: 128 Minuten
Altersfreigabe: FSK 16
Regie: Shawn Levy
Drehbuch: Shawn Levy, Rhett Reese
Besetzung: Ryan Reynolds, Hugh Jackman, Morena Baccarin und viele mehr ...
Trailer zu „Deadpool & Wolverine“:
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