Vor 50 Jahren erschütterte „Der Exorzist“ die Filmwelt und schrieb Filmgeschichte. Regisseur William Friedkin schuf ein Werk, das bis heute als Meilenstein des Genres gilt. Jetzt kam eine neue Fortsetzung in die Kinos. Lohnt sich der neue Ableger „Der Exorzist: Bekenntnis“?
Bildnachweis: © 2023 Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten.
Vor genau einem halben Jahrhundert schockte „Der Exorzist“ das weltweite Kinopublikum und etablierte sich als Meilenstein in der Geschichte des Horrorfilms. Als der Film erstmals auf die Leinwände kam, löste er heftige Reaktionen aus. Berichte von verstörten Besuchern, die aus den Kinosälen flohen und sogar übergeben mussten, machten den Film für viele erst recht interessant, andere wollten ihn verbieten, hielten ihn für Teufelszeug. Dennoch blieb der Erfolg des Films unbestreitbar. Mit bahnbrechendem Kassenerfolg, zehn Oscar-Nominierungen und dem historischen Status als erster Horrorfilm, der in der Kategorie „Bester Film“ nominiert wurde, setzte er Maßstäbe. Ein neues Subgenre wurde geboren, das seitdem fast jährlich neue Filme über Dämonenaustreibungen hervorbringt.
Nun, in diesem Herbst, eröffnet „Der Exorzist: Bekenntnis“ ein neues Kapitel des Schreckens. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, die Kultreihe fortzusetzen, stehen die Erwartungen hoch. Besonders, da der Regisseur David Gordon Green, der zuvor die legendäre „Halloween“-Reihe erfolgreich wiederbelebte und eine neue Sequel-Trilogie auf die große Kinoleinwand brachte, für das Projekt verantwortlich ist. Dabei bleibt die Herangehensweise von David Gordon Green genauso wie bei „Halloween“ – denn alle Fortsetzungen werden ignoriert. „Der Exorzist: Bekenntnis“ knüpft inhaltlich an den ersten Film von 1973 an und führt die Geschichte nach fünfzig Jahren weiter.
Darum geht es:
Zwölf Jahre liegt der Tod von Victor Fieldings Frau bereits zurück. Seitdem muss er seine Tochter Angela alleine großziehen. Doch just in dem Moment, als er beginnt, wieder ein Stück Normalität in seinem Leben zu finden, verschwinden Angela und ihre Freundin Katherine tief im dunklen Wald. Tage des bangen Wartens und der Ungewissheit verstreichen, bis die beiden Mädchen schließlich wieder auftauchen, mit leerem Blick und ohne jegliche Erinnerung an das, was sich zwischen den finsteren Bäumen abgespielt hat.
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Doch etwas ist mit ihnen zurückgekehrt. Eine schattenhafte und unheimliche Präsenz, die nicht von dieser Welt zu sein scheint, hat den Wald ebenfalls verlassen. Die Anzeichen von Veränderungen im Verhalten der Mädchen sind unübersehbar. Ängstlich und verwirrt beginnen sie, seltsame Dinge zu sagen und zu tun, die niemand erklären kann.
In seiner Verzweiflung bleibt Victor nur noch eine letzte Hoffnung: Chris MacNeil, eine Frau, die bereits einmal mit übernatürlichen Mächten konfrontiert war und lebendig daraus hervorging. Sie ist die Einzige, die möglicherweise Antworten auf die rätselhaften Ereignisse im Wald hat und die finstere Macht, die den Mädchen gefolgt ist, besiegen kann. Doch was hat sich wirklich im Wald abgespielt, und welche Gefahr lauert nun auf Victor und seiner Tochter Angela?
Die Rezension:
„Der Exorzist: Bekenntnis“ soll nicht nur eine Fortsetzung sein, sondern den Start einer ganzen Sequel-Trilogie markieren. Eine ambitionierte Ankündigung, die bereits nach dem ersten Teil überdacht werden sollte. Im Schatten von „Halloween“ hätte man hoffen können, dass David Gorden Green mit dem sechsten Anlauf endlich eine Fortsetzung abliefert, die dem Original gerecht wird. Stattdessen zeichnet sich dieser Film als einer der schwächsten im gesamten „Der Exorzist“-Franchise ab.
Regisseur David Gorden Green am Set von „Der Exorzist: Bekenntnis“:
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Der Film spiegelt auf eindrucksvolle Weise die Probleme wider, die das von Sequels und Prequels dominierte Hollywood-Kino plagt. Mit einer Spielzeit von quälend langen 112 Minuten verweilt „Der Exorzist: Bekenntnis“ mehr in der Prämisse als in einer substantiellen Handlung. Ein Manko, das sich wie ein roter Faden durch den gesamten Film zieht. Die Erzählung versucht, uns mit den Hauptfiguren vertraut zu machen, doch diese Einführung verliert sich oft in einem Leerlauf, der weder den Zuschauer fesselt noch einen tieferen Einblick in die Charaktere gewährt.
Da ist es beinahe absurd zu beobachten, wie der Film zehn Minuten damit verbringt, eine Figur vorzustellen, die kurz darauf stirbt. Noch unverständlicher ist die erste halbe Stunde des Films, in der Charaktere etabliert werden, die später keinerlei Relevanz mehr haben, da sich im zweiten Akt alle Figuren den gängigen Klischees des Exorzismus-Genres unterordnen und die zuvor aufgebauten Charakterzüge dadurch irrelevant werden.
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Noch verwirrender ist, dass eine zweite Familie, die später im Finale ebenfalls eine entscheidende Rolle spielt, dagegen keine wirkliche Einführung bekam. So hat die finale Wendung wenig Wucht und unterstreicht nochmals die Eindimensionalität der Charaktere.
Durch die zwei Familien entsteht jedoch das Hauptmotiv der zwei besessenen Mädchen, was jedoch nicht nur deshalb völlig blass ist, da wir bis zur teuflischen Einholung nur eines der Kinder wirklich kennenlernen konnten, sondern auch, weil es lediglich ein generisches Gimmick darstellt, das kaum ausgeschöpft wird. Es unterstreicht jedoch die typischen Sequel-Ambitionen, sprichwörtlich höher, schneller, weiter zu wollen, doch am Ende hätte sich der Film lieber auf eine Figur konzentrieren sollen, denn „Der Exorzist: Bekenntnis“ ist auch mit zwei besessenen Mädchen nicht schockierender als Friedkins Original, da hier immer nur generisch auf Effekt gesetzt wird, ohne wirklich einmal mit feinem Gespür Grusel zu kreieren.
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Die Rückkehr einer Figur aus dem ersten Film, eine weitverbreitete Praxis in Sequels, um Nostalgie und Kontinuität zu erzeugen, fällt hier jedoch eher deplatziert aus. Die Rückkehr von Chris MacNeil, einst eine facettenreiche und mitfühlenswerte Figur, ist zwar auf den ersten Blick eine willkommene Erinnerung an das Original, aber im Kontext des neuen Films verliert sie ihren Glanz. So ist es wirklich bedauerlich, wie wenig von Chris MacNeil übrig bleibt, einer Figur, die im Original noch Mitgefühl und Spannung auslöste. Was bleibt, ist ein kurzer Auftritt, begleitet vom Wiedererkennungsmoment des Musikthemas der Reihe, was zwar für Fans nostalgisch sein mag, jedoch wenig zur eigentlichen Handlung beiträgt und eher wie eine erzwungene Hommage wirkt, die als diese nicht funktioniert.
Leider enttäuscht „Der Exorzist: Bekenntnis“ auch als Horrorfilm. Die Spannung, Atmosphäre und beklemmende Horrorstimmung bleibt auf der Strecke. Der Film opfert unnötig viel Zeit für Nebenhandlungsstränge, vernachlässigt jedoch die Inszenierung des Horrors im eigentlichen Geschehen. Im Finale bietet er wenig Neues oder Schockierendes und bedient sich lediglich des Genrestandards, verlässt sich zu sehr auf hektische und generische Schreckmomente, anstatt auf subtilere und stimmungsvolle Elemente zu setzen.
Regisseur David Gorden Green (r) und Ellen Burstyn (l):
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Der Originalfilm schuf legendäre Szenen, die noch lange in Erinnerung blieben. „Der Exorzist: Bekenntnis“ hingegen bleibt uninspiriert. Die Besessenheits- und Exorzismus-Szenen entsprechen den üblichen Klischees, mit verzerrten Stimmen, unheimlichen Verrenkungen und sprichwörtlich gebetsmühlenartigen Litaneien.
Handwerklich betrachtet mag der Film solide sein, wobei die Kameraarbeit positiv hervorsticht, jedoch können die generische Filmmusik, die das ikonische Franchise-Thema kaum integriert, und der schlichtweg katastrophale Schnitt diese Stärken nicht überdecken. Der ständige Wechsel zwischen leisen Szenen und lauten Geschehnissen wirkt nicht – wie vermutlich erhofft – gruselig, sondern eher irritierend und nervend. Auch darüber hinaus ist „Der Exorzist: Bekenntnis“ ungemein zerschnitten.
Bildnachweis: © 2023 Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten.
Zudem ist die Glorifizierung der katholischen Kirche und ihrer Priester als Helden nicht nur fragwürdig, sondern verleiht dem Film einen Anstrich von Parteilichkeit, der in diesem Genre fehl am Platz ist. Während Religion, Gott und Kirche im Exorzismus-Genre eine wichtige Rolle spielen, sollte dies nicht als Plattform für unkritische Huldigung dienen. „The Pope´s Exorzist“ hat in diesem Jahr gezeigt, wie man sich zeitgemäß und durchaus kritisch zur katholischen Kirche äußern kann.
Fazit:
Oberflächlich betrachtet hat „Der Exorzist: Bekenntnis“ zwar alle obligatorischen Elemente eines Exorzismus-Films abgehakt, jedoch keinen wirklich guten Film hervorgebracht. Abgesehen von einigen wenigen Momenten und Szenen, die an das Original erinnern, bleibt der Film größtenteils losgelöst von seinen Wurzeln. David Gorden Green verfehlt die Chance, das Erbe des Originals auf zeitgemäße und überzeugende Weise fortzusetzen und der Streifen bleibt letztendlich eine wirklich herbe Enttäuschung, die zumal noch eine äußerst fragwürdige Darstellung der katholischen Kirche hat.
3 von 10 Punkten
„Der Exorzist: Bekenntnis“ ist seit dem 5. Oktober 2023 in den Kinos.
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