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Kritik zu „Die Legende der Weihnachtshexe“

Nachdem die Weihnachtshexe Paola hierzulande bereits 2019 auf ihrem magischen Besen auf die großen Leinwände flog, konnte sie Kinder und Familien begeistern. Dieses Jahr kehrt sie nun in die Kinos zurück, doch die Geschichte handelt 500 Jahre Jahre vor dem ersten Teil, denn das neue Kinoabenteuer ist ein Prequel, welches die Ursprungsgeschichte der Legendenfigur aus Italien erzählt.


© Little Dream Pictures Dream GmbH


In Italien freuen sich Kinder alljährlich auf die Weihnachtshexe, die in der Nacht zum 6. Januar Geschenke bringt. Während gute Hexen in Italien wichtiger Bestandteil der Folklore und Märchen sind, ist ihr Ruf hierzulande ein anderer. Ein bekanntes Beispiel wäre die böse Hexe aus dem Grimms-Märchen „Hänsel und Gretel“. Vor drei Jahren kam die Weihnachtshexe erstmals im Kinofilm „Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe“ nach Deutschland.


Im ersten Film geht um Miss Paola, die tagsüber als Schullehrerin in einer italienischen Stadt arbeitet, sich jedoch nachts in eine über 500 Jahre alte Hexe verwandelt, um um Mitternacht die braven Kinder mit Süßigkeiten zu beschenken, während sie bei den Unartigen mit ungewöhnlichen Überraschungen aufwartet. Pünktlich zur Weihnachtszeit kommt nun die Weihnachts-Fantasy-Komödie „Die Legende der Weihnachtshexe“ in die Kinos. Der zweite Kinofilm ist ein Prequel, welches 500 Jahre in die Vergangenheit springt und die Ursprungsgeschichte der Weihnachshexe erzählt.


Darum geht es:


Die zweite Geschichte um Paola beginnt im Italien des 18. Jahrhunderts: Nachdem ihre Mutter sie als Neugeborenes in einer Holzschale in einem Fluss aussetzte, musste sich Paola als Waisenmädchen früh selbst zurechtfinden. Dem listigen wie mutigen jungen Mädchen fiel dies allerdings nicht schwer. Dem eigenen Wohl verschrieben ist sie die geborene Diebin, immer auf der Suche nach Gold, um irgendwann ein gutes Leben in Rom führen zu können. Als sie bei ihrem bisher größten Raubzug die goldene Madonna stehlen wollte, wird sie ertappt. Der Hexerei bezichtigt soll sie auf dem Scheiterhaufen brennen. In letzter Sekunde kann sie von einer mysteriösen Frau auf fliegendem Besen gerettet werden.


© Little Dream Pictures Dream GmbH


Im Haus von Hexe Dolores kommt Paola wieder zu sich und findet schnell heraus, dass ihre Retterin schon viele Kinder vor der Hexenjagd retten konnte. Als ihr von Dolores angeboten wird, auf ihrem Hof mit den weiteren Waisenkindern leben zu können, entdeckt sie die noch fehlende Zutat für ihren geplanten Raubzug: Magie. Doch auf ihrer Suche nach Gold wird der skrupellose Hexenjäger Baron de Michelis auf sie aufmerksam, der ihrer Spur folgt. Als er ihre neugewonnene Familie bedroht, muss sie ihr Schicksal als Weihnachtshexe annehmen, um den Hexenjäger besiegen zu können...


Die Rezension:


Während Paola im ersten Teil als warmherzige Hexe den Kindern Geschenke brachte, führt der zweite Film sie als sturrköpfiges Mädchen ein, welches stets auf das eigene Wohl bedacht ist. Ihr Weg, weg vom Egoismus zur Heldenfigur der Weihnachtshexe, ist das zentrale Thema des knapp zweistündigen Kinoabenteuers für die gesamte Familie. Die Ursprünge der Weihnachtshexe liegen in einer uralten Prophezeiung, mit welcher der Film die Geschichte eröffnet. Damit sich die Weissagung allerdings erfüllen kann, muss sich Paola ihrem Schicksal stellen.


© Little Dream Pictures Dream GmbH


Eingeführt als eigennützige Diebin ist sie allerdings nicht die klassische Märchenprinzessin, muss nicht vom Prinzen gerettet werden und rettet sich lieber selbst. Amüsant spielt der Film unter anderem mit Geschlechterklischees. So kommt es Paola beispielsweise gar nicht in den Sinn, die ständigen Heiratsanträge ihres jungen Freundes Chicco anzunehmen. Doch ihr eigener Prozess der Wandlung zur Weihnachtshexe wird nur relativ knapp abgehandelt und resultiert dann auch kaum aus innerer Läuterung.


Regisseurin Paola Randi gelingt dennoch ein spaßiger Fantasy-Film, der sich nicht allzu ernst nimmt und das Publikum auf ein großes Abenteuer mitnimmt. Während der erste Film einen Hauch abgedreht, eine skurille Geschichte um Weihnachten, Weihnachtsmann und Weihnachtshexe in der Gegenwart erzählte, taucht das Sequel ins Fantasy-Genre ein. Kurzweilig inszeniert kann die turbulente Handlung eine junge Zielgruppe sicher fesseln, auch wenn der Film für seine einfach gehaltene Handlung etwas zu lang geraten ist. An manchen Stellen hätte man etwas straffen können, um sich auf das Wesentliche zu besinnen.


© Little Dream Pictures Dream GmbH


Da Hexe Dolores sowohl für Paola als auch für die Handlung keine wirklich wichtige Rolle einnimmt, stehen in der Geschichte vor allem die titelgebende Paola und ihr Jäger Baron de Michelis im Zentrum. Gerade dem Antagonisten wird überraschend viel Raum gegeben, ihm wird „sogar“ ein Motiv für sein Handeln zugestanden. Auch wenn er für einen Kinderfilm recht brutal und gnadenlos sein kann, bekommt er auch seine albernen Momente, die das junge Publikum unterhalten dürften. So wohnt der bucklige Baron noch bei seinen Eltern und verkriecht sich nach einem Albtraum im Bett seiner Eltern, die es allerdings faustdick hinter den Ohren haben ...


Dennoch verleiht Monica Bellucci ihrer silberhaarigen, gutherzigen Hexe eine starke Ausstrahlung. Auch wenn die alternde Hexe immer mehr unter Gedächtnisschwund leidet, bleibt Dolores die mütterliche Autorität und kann Paola wichtige Botschaften vermitteln. Paola selbst wird von der inzwischen sechzehnjährigen italienischen Influencerin Zoe Massenti verkörpert, die der Junghexe ein charismatisches, sympathisches Auftreten verleiht. Während gerade sie mit viel Elan ihre Rolle verkörpert, ist das Spiel der restlichen Waisenkindern eher unterdurchschnittlich.


© Little Dream Pictures Dream GmbH


Mit viel Liebe zum Detail gelangen der Produktion fantasiereiche Handlungsorte, die Kostüme waren trotz ihrer Schlichheit schön gestaltet und entführen spielend ins Italien Mitte des 18. Jahrhunderts. Waren die visuellen Effekte im ersten Film noch recht billig produziert, ist „Die Legende der Weihnachtshexe“ ein rundum hübsch gestalteter Film geworden. Ob die Befreiungsaktion vom Scheiterhaufen oder rasante Besenflüge - die Effekte sind realistischer und dadurch magischer. Besonders wirkungsvoll gelang die Inszenierung magischer Pulver mit unterschiedlichen Wirkungen ...


Doch was im spannenden Abenteuer etwas verloren geht, ist die Weihnachtsstimmung. Zu sehr stehen die Ursprünge der Weihnachtshexe im Fokus, doch so ist gerade das Finale, welches einen Bogen zu jenem Christfest schlägt, ein unrunder Abschluss. Die Fäden der aufgebauten Handlung laufen zwar zusammen und werden clever abgeschlossen, jedoch wird der rechte Moment für ein homogenes Ende verpasst. Doch gerade der jungen Zielgruppe könnte der poppige Schlusspunkt dennoch zusagen.


Fazit:


Zwischen Hexenjägern und den Ursprüngen der Legendenfigur entführt uns die italienische Regisseurin Paola Randi in eine fantasievolle Coming-Of-Age-Geschichte mit Guten und Bösen. Trotz Monica Bellucci und einem engagiertem Spiel von Zoe Massenti ist das Schauspiel qualitativ eher schwankend, die visuelle Umsetzung ist duchaus hübsch gelungen und atmosphärisch. „Die Legende der Weihnachtshexe“ ist ein spaßiger Fantasy-Film für die gesamte Familie, auch wenn er ein wenig zu lang geraten ist.


6 von 10 Punkten


„Die Legende der Weihnachtshexe“ ist seit dem 10. November 2022 in den Kinos.





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