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Kritik zu „From the World of John Wick: Ballerina“: Ana de Armas im Kugelhagel

  • Autorenbild: Toni Schindele
    Toni Schindele
  • 5. Juni
  • 5 Min. Lesezeit

Eine Welt aus Neonlicht und klaren Regeln, in der sich die Schicksale von Auftragskillern kreuzen: Das „John Wick“-Universum öffnet seine Pforten für eine neue Geschichte. Dieses Mal geht es jedoch nicht um John Wick selbst, sondern um Eve Macarro.


Kritik zu „From the World of John Wick: Ballerina“: Ana de Armas im Kugelhagel
Bildnachweis: ©Leonine

Das „John Wick“-Franchise hat sich längst als eine der prägenden Marken des modernen Actionkinos etabliert. Mit einer unverwechselbaren Mischung aus stilisierter Gewaltchoreografie, mythologisch aufgeladenen Untergrundstrukturen und dem stoischen Antlitz von Keanu Reeves als ikonischem Auftragskiller schuf die Reihe ein filmisches Universum, das immer und immer erfolgreicher wurde. Jeder Film der „John Wick“-Reihe war kommerziell erfolgreicher als sein Vorgänger, sowohl hinsichtlich der Einspielergebnisse als auch der Zuschauerzahlen. Jetzt kommt mit „From the World of John Wick: Ballerina“ das erste Spin-off aus diesem Kosmos auf die große Leinwand.


Doch hinter den Kulissen wurde der Weg zu diesem Film von zahlreichen Turbulenzen begleitet: Nachdrehs, Besetzungswechsel und eine Kontroverse um ein ungewöhnlich restriktives Kritiker-Embargo nährten den Verdacht, dass „From the World of John Wick: Ballerina“ von Anfang an unter keinem günstigen Stern stand. Doch merkt man dem neuen Ableger die holprige Entstehungsgeschichte an, oder ist nach dem gefeierten vierten Teil der Hauptreihe ein weiteres Actionfilm-Meisterwerk gelungen?


Darum geht es:


Nach dem Massaker an ihrer Familie ist Eve Macarro die letzte Überlebende. Unter dem Schutz des Continental-Managers Winston landet sie bei der gefürchteten Ruska Roma – einer Organisation, die sie zur gnadenlosen Auftragskillerin ausbildet. Getrieben von Vergeltung und dem Hunger nach Gerechtigkeit, kämpft sich Eve durch eine Welt voller Blut, Intrigen und tödlicher Gegner.


Die Rezension:


Mit „From the World of John Wick: Ballerina“ erweitert Len Wiseman das Action-Universum der Auftragskiller in Anzug und strengem Regelwerk um eine eigenständige Geschichte, die sich jedoch unübersehbar in der stilistischen wie inhaltlichen DNA der Hauptreihe verankert. Diese Geschichte, zeitlich zwischen dem dritten und vierten Teil der „John Wick“-Saga angesiedelt, versucht sich spürbar daran, einerseits das Franchise konsequent größer zu machen und andererseits eine eigenständige Hauptfigur zu etablieren. Das Drehbuch von unter anderem Shay Hatten, der bereits an den letzten „John Wick“-Filmen mitarbeitete, bleibt dem Grundmuster des Rachethrillers treu: Die Handlung kreist um Eve Macarro, verkörpert von Ana de Armas, deren Aufstieg von der traumatisierten jungen Frau zur unaufhaltsamen Killerin eine Variation der Erzählung ist, die bereits der allererste „John Wick“-Film beschrieb.


Kritik zu „From the World of John Wick: Ballerina“: Ana de Armas im Kugelhagel
Bildnachweis: ©Leonine

Doch anders als Keanu Reeves’ legendärer Auftragsmörder, dessen Ruf ihm in jeder Szene vorausgeeilt war, muss Eve ihre Fähigkeiten erst unter Beweis stellen. Dieser erzählerische Ansatz, der dem Publikum eine neue Identifikationsfigur präsentieren könnte, bleibt allerdings nur auf dem Papier interessant. Denn „From the World of John Wick: Ballerina“ interessiert sich kaum für die Entwicklung seiner Protagonistin jenseits der Frage, wie spektakulär sie ihren Gegnern das Leben aushauchen kann. Das Potenzial, eine weibliche Perspektive im testosterongetränkten Action-Kosmos zu etablieren, bleibt größtenteils ungenutzt, da das Drehbuch Eve allenfalls oberflächlich mit einer familiären Hintergrundgeschichte ausstattet, die jedoch dramaturgisch ohne nennenswerte Konsequenzen verpufft.


Die Frage nach Eves familiärer Herkunft bleibt trotz zweier dramaturgischer Anläufe unbeantwortet, was dem Film die Chance nimmt, Eves Motive psychologisch zu unterfüttern und ihr Handeln moralisch greifbarer zu machen. Dabei deutet Ana de Armas immer wieder an, die innere Zerrissenheit einer von Rache getriebenen Frau greifbar machen zu können, indem sie Momente von Verletzlichkeit und Wut in ihr Spiel legt, doch wie schon in den Hauptfilmen wurde auch im Spin-off wenig Mühe in die Dialoge gesteckt. Die kämpferische Physis von Ana de Armas fügt sich dagegen wirklich überzeugend in die Welt der Auftragsmörder ein und steht der Performance ihrer männlichen Pendants in nichts nach. Trotz ihrer eher zierlichen Statur gelingt es ihr, die Action sehr glaubwürdig zu tragen.


Kritik zu „From the World of John Wick: Ballerina“: Ana de Armas im Kugelhagel
Bildnachweis: ©Leonine

Neonlichter, pulsierende Techno-Sounds und eine hochstilisierte Kameraarbeit – stilistisch verortet sich „From the World of John Wick: Ballerina“ erwartungsgemäß in jener überhöhten Bildsprache, die das Franchise etabliert hat. Die Action selbst bleibt aber fraglos das Herzstück des Films. Exzessive, präzise choreografierte Gewalt, die das Publikum nicht nur unterhalten, sondern auch durch ihre Überzeichnung stilistisch faszinieren soll. Dass die Choreografien mit großem Aufwand und handwerklichem Geschick realisiert wurden, ist unübersehbar; die Actionszenen sind handfest, häufig wuchtig und visuell beeindruckend. Mit Messern, Pistolen, Maschinengewehren und gar Flammenwerfern wird ein infernales Spektakel inszeniert, das kaum Raum zum Atmen lässt. Besonders die Schauplätze in Prag und Hallstatt stechen hervor.


Im Finale eskaliert der Film schließlich in einem überdrehten Showdown, bei dem ein ganzes Alpendorf zum Schauplatz eines Killer-Massakers wird. Jede Figur, jedes Gebäude und jede noch so unscheinbare Gasse wird zur Kampfzone. Der Fokus auf Masse statt Klasse lässt die Choreografien zwar spektakulär, aber zugleich repetitiv erscheinen, sodass der filmische Rausch allmählich an Wirkung verliert. Selbst die kreativen Einfälle – etwa eine Flammenwerfer-gegen-Feuerwehrschlauch-Sequenz – können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film sich weitgehend auf seine Schauwerte verlässt, während der narrative wie emotionale Gehalt der Geschichte auf der Strecke bleibt.


„From the World of John Wick: Ballerina“ ist durch und durch Produkt einer Franchise-Ökonomie, die eher auf Wiedererkennbarkeit als auf frische Ideen setzt. Wer sich in erster Linie auf ein Action-Feuerwerk freut, wird hier aber zweifellos fündig. Neben der neuen Protagonistin Eve Macarro tauchen aber auch bekannte Gesichter aus der Hauptreihe auf, darunter Keanu Reeves als John Wick selbst. Zwar generiert sein Gastauftritt eine gewisse nostalgische Wirkung und ein Wiedererkennungsmoment für die Fans, doch nimmt er der eigentlichen Protagonistin auch spürbar den Raum, wirkt fast wie ein doppeltes Sicherheitsnetz der Produzenten und dem Bedürfnis entsprungen, dem Publikum eine Brücke zur Hauptreihe zu bauen.


Kritik zu „From the World of John Wick: Ballerina“: Ana de Armas im Kugelhagel
Bildnachweis: ©Leonine

Dass Reeves im direkten Kampf gegen Eve sogar überlegen erscheint, konterkariert zusätzlich die angestrebte Emanzipation der Protagonistin dieser Geschichte. Auch Ian McShane und Anjelica Huston sind als Nebenfiguren eingeflochten, fungieren aber eher als Erinnerungsstütze an die Hauptreihe denn als dramaturgische Bereicherung. Auch Norman Reedus bleibt in seinem Auftritt letztlich ungenutzt. Bei den Antagonisten hat man die Anstrengung vor allem auf maximale Eskalation gelegt, die Einführung einer mysteriösen Sekte bleibt generisch, die Charakterisierung des Antagonisten reduziert sich auf stereotype Bösewichtszüge ohne innere Logik. Der Kanzler als Hauptantagonist wirkt wie ein Abziehbild des typischen Bösewichts im Actionfilm-Genre.


Fazit:


„From the World of John Wick: Ballerina“ ist ein visuell stilsicheres, actiongeladenes Spin-off, das die DNA der Reihe atmet, ohne ihr jedoch neue erzählerische Impulse zu verleihen. Die neue Protagonistin Eve bleibt trotz Ana de Armas’ überzeugender Physis und charismatischem Spiel eine blasse Figur, der augenscheinlich von den Machern selbst nicht zugetraut wurde, den Film alleine zu tragen.


>>> STARTTERMIN: Ab dem 05. Juni 2025 im Kino.


Wie hat Dir der Film gefallen? Teile Deine Meinung gerne in den Kommentaren!

Weitere Informationen zu „From the World of John Wick: Ballerina“:

Genre: Action

Laufzeit: 125 Minuten

Altersfreigabe: FSK 18


Regie: Len Wiseman

Drehbuch: Shay Hatten und Derek Kolstad

Besetzung: Ana de Armas, Ian McShane, Keanu Reeves und viele mehr ...


Trailer zu „From the World of John Wick: Ballerina“:



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