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Kritik zu „Guns Up“: Familie, Kugelhagel und Fastfood-Träume

  • Autorenbild: Toni Schindele
    Toni Schindele
  • 12. Juni
  • 4 Min. Lesezeit

In „Guns Up“ prallen suburbane Sehnsüchte auf das Chaos der Unterwelt. Doch was als Versuch beginnt, das Leben endlich in geordnete Bahnen zu lenken, entwickelt sich rasch zum Kampf um Leben und Tod. Plötzlich steht mehr auf dem Spiel als nur der nächste Gehaltsscheck.


Kritik zu „Guns Up“: Familie, Kugelhagel und Fastfood-Träume
Bildnachweis: © Splendid Film

Edward Drake ist ein Filmemacher der zweiten Reihe, der sich durch schnelle Produktionen eine gewisse Sichtbarkeit im Action- und Sci-Fi-Markt erarbeitet hat. In kaum fünf Jahren hat der australische Regisseur eine zweistellige Zahl an Low-Budget-Actionthrillern abgedreht, häufig flankiert von prominenten, jedoch nur kurz auftretenden Altstars, die jedoch zumeist den direkten Weg ins Heimkino fanden. Nun kommt mit „Guns Up“ sein neuer Film sogar wieder ins Kino auf die große Leinwand.


Darum geht es:


Ray Hayes will mehr für seine Familie – und landet mitten im organisierten Verbrechen. Als Schuldeneintreiber verdient er fünf Jahre lang gutes Geld, um sich mit seiner Frau Audrey endlich den Traum vom eigenen Diner zu erfüllen. Doch der geplante Ausstieg wird zum Albtraum, als ein neuer Boss übernimmt, ein Job schiefläuft und Ray plötzlich selbst ins Visier gerät. In einer Nacht voller Kugelhagel und schräger Ganoven kämpfen er und Ehefrau Audrey um ihre Kids, ihr Diner und ihr Leben.


Die Rezension:


Vorhersehbar, gelegentlich charmant, aber kaum ambitioniert – Edward Drakes „Guns Up“ reiht sich nahtlos ein in das Subgenre der sogenannten „Reluctant Hitmen“-Filme, in denen reuige Ex-Gangster oder ehemalige Ordnungshüter der eigenen Vergangenheit zu entkommen suchen und doch stets wieder zur Waffe greifen müssen. Diese Narrative folgen einer dramaturgischen Blaupause, die seit Dekaden das Gangsterkino prägt: dem Wunsch nach Ausstieg folgt die gewaltsame Konfrontation mit der Vergangenheit – inklusive familiärer Verantwortung und moralischer Dilemmata. Auch „Guns Up“ übernimmt diese Formel. Das Drehbuch verlässt sich auf vertraute dramaturgische Mechanismen und bedient gleichzeitig stereotype Vorstellungen von Männlichkeit, Familie und Erlösung, wie sie in der US-amerikanischen Actionfilm-Tradition seit den 1980ern fest verankert sind.


Kritik zu „Guns Up“: Familie, Kugelhagel und Fastfood-Träume
Bildnachweis: © Splendid Film

Die affirmative Darstellung von Waffenbesitz und die moralische Aufladung von Gewalt im Dienst der Familie wirken dabei weniger wie gezielte Provokation denn wie unreflektierte Fortschreibung ideologischer Standardmuster. Inmitten dieser altbekannten Versatzstücke entfaltet der Film einen gewissen Retro-Charme. Gerade in einer Ära der hyperstilisierten Action-Filme wirkt die fast altmodische Inszenierung erstaunlich geerdet. Gleichzeitig ringt „Guns Up“ jedoch spürbar mit seinem eigenen Tonfall  – zwischen lakonischem Witz und bluternstem Thriller fehlt ihm letztlich die stilistische Entschlossenheit, um eine stringente Handschrift zu entwickeln. Bereits nach wenigen Minuten lassen sich zentrale Twists und Konfliktentwicklungen vorausahnen – ein Umstand, der durch die allzu offentsichtliche Exposition und die genretypischen Dialogzeilen noch verstärkt wird.


Auch der versuchte große Überraschungsmoment in der zweiten Hälfte verliert seine Wirkung, da der Film das dafür notwendige Mysterium nie aufgebaut hat. Die Dialoge des Films sind häufig holzschnittartig, wirken jedoch nicht selten wie bewusste Selbstzitate aus dem Genre-Arsenal – etwa wenn die Kinder mit lakonischem Witz feststellen, ihr Vater sei längst „mit John Wick verheiratet“. Diese Selbstironie hätte, wäre sie konsequenter verfolgt worden, das Potenzial gehabt, dem Film ein eigenständigeres Profil zu verleihen. Doch stattdessen pendelt „Guns Up“ unentschlossen zwischen Genre-Zitat, Klamauk und konventioneller „Reluctant Hitmen“-Prämisse. Dass sich dennoch kaum Langeweile einstellt, liegt weniger an der erzählerischen Dichte als am stringenten Tempo und der relativ kurzen Laufzeit von 92 Minuten. „Guns Up“ bewegt sich zügig von Szene zu Szene, verzichtet auf unnötige Subplots und schafft es, die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten – wenn auch selten durch inhaltliche Finesse.


Kritik zu „Guns Up“: Familie, Kugelhagel und Fastfood-Träume
Bildnachweis: © Splendid Film

Die Schauplätze sind generisch, weitgehend anonymisiert und könnten ebenso gut in einem anderen Actionfilm auftauchen. Die Kameraarbeit erfüllt rein funktionale Aufgaben, ohne durch Komposition, Perspektive oder Bewegung stilbildende Akzente zu setzen. Die Actionsequenzen sind zwar solide choreografiert, doch weder in ihrer Dynamik noch in ihrer Gewaltdarstellung bemerkenswert. Die Entscheidung, auf übertriebene Exploitation-Momente zu verzichten, verleiht dem Film zwar eine gewisse Bodenständigkeit, raubt ihm zugleich aber auch jene Exzentrik, die vergleichbare Genrefilme gelegentlich über ihre konventionellen Erzählmuster hinauszuheben vermag. Dass der Film nicht völlig in der Belanglosigkeit versinkt, liegt vor allem daran, dass „Guns Up“ immer wieder selbstironische Untertöne entwickelt.


Besonders die groteske Gegenüberstellung von suburbaner Normalität und brutaler Gewalt sorgt für einige pointierte Szenen. Der Humor des Films speist sich zu weiten Teilen aus der Konfrontation gegensätzlicher Lebenswelten – etwa wenn Ray sich in einer katholischen Schule für das aggressive Verhalten seiner Tochter rechtfertigen muss – kurz nachdem er selbst eine Gruppe bewaffneter Männer ausgeschaltet hat. Kevin James, bislang eher als gutmütiger Tollpatsch aus Sitcoms und Komödien bekannt, spielt seine Rolle als knuddeliger Killer überraschend souverän. Sein Raymond Hayes wirkt nie wie ein kompromissloser Killer, sondern eher wie ein überforderter Familienvater im Ausnahmezustand. Wie Kevin James als Ray ziemlich früh klarstellt, ist er nicht wie die anderen im Untergrund und das macht ihn sympatisch, da er überhuapt nicht versucht, im Fahrwasser eines James Statham den kalten Auftragskiller zu spielen.


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Bildnachweis: © Splendid Film

Christina Riccis Alice, zunächst nur im Schatten des männlichen Protagonisten agierend, erhält erst in der zweiten Filmhälfte eine stärkere Präsenz, prägt aber dafür das finale Drittel mit lakonischem Charisma und viel Körpereinsatz entscheidend. Zusammen haben Kevin James und Christina Ricci ebenso eine fantastische Chemie. Die übrige Besetzung agiert überwiegend funktional: Timothy V. Murphy spielt mit seiner Figur Lonny Costigan einen klischeehaften Antagonisten, dessen bedrohliche Aura sich hauptsächlich auf eine Augenklappe und markige Drohgebärden stützt. Die restliche Besetzung – darunter Luis Guzmán und eine weitgehend verschenkte Melissa Leo – bleibt auf die Rolle funktionaler Charaktere beschränkt, die eher die Handlung vorantreiben sollen, statt selbst dreidimensionale Figuren zu sein.


Fazit:


Edward Drakes „Guns Up“ spult die Reluctant-Hitman-Formel mit solider Action, schematischen Figuren und flacher Inszenierung routiniert ab, bleibt dabei kurzweilig und immer wieder recht charmant – eine durch und durch generische Action-Komödie, die vor allem von Kevin James und Christina Ricci sowie ihrer gemeinsamen Chemie getragen wird.


>>> STARTTERMIN: Ab dem 12. Juni 2025 im Kino.


Wie hat Dir der Film gefallen? Teile Deine Meinung gerne in den Kommentaren!

Weitere Informationen zu „Guns Up“:

Genre: Action, Komödie

Laufzeit: 92 Minuten

Altersfreigabe: FSK 16


Regie: Edward Drake

Drehbuch: Edward Drake

Besetzung: Kevin James, Christina Ricci, Luis Guzmán und viele mehr ...


Trailer zu „Guns Up“:


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