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Kritik zu „King Richard“: Der beste Will Smith aller Zeiten?

Ganze sechs Mal ist der kommende Film mit Will Smith in der Hauptrolle bereits für die 94. Oscar-Verleihung nominiert und am 24. Februar 2022 kommt „King Richard“ in die deutschen Kinos. Ein Film, der vom Aufstieg der Schwestern Venus und Serena Williams erzählt, von Tennis und von ihrem Vater Richard, der eine sehr spannende, aber auch ambivalente Person war...


Die Geschichte setzt inmitten eines Alltags der Familie Williams ein. Richard Williams trainiert mit seinen Töchtern Serena und Venus auf einem heruntergekommenen Platz Tennis. Zwei seiner insgesamt fünf Töchter, doch auf sie legt er die Hoffnung und Überzeugung, dass sie einmal Tennis-Champions werden würden. Dabei hat er einen durchaus strengen und harten Erziehungsplan. Denn dies müsse er sein, um zu verhindern, dass seine Kinder auf der Straße landen würden. Mit harter Hand möchte er sie zum Wohlstand führen. Ein schweres Vorhaben, wenn man aus Compton stammt. Compton ist ein Vorort von Los Angeles, in welchem sehr viele arme Menschen wohnen. Hier herrscht aber nicht nur eine große Armut, sondern es ist auch ein Brennpunkt der Kriminalität. In den 80er Jahre war die Stadt vor allem wegen der hohen Bandenkriminalität bekannt. Von hier aus eine größere Karriere anzustreben, ist sehr schwer, kaum möglich. Und immer wieder muss sich Richard den die Straßen beherrschenden Gangs stellen, die ihre Stellung auf der Straße klarmachen wollen. Er versucht, seine Kinder zu schützen, doch dabei bekommt er die Gangmitglieder deutlich zu spüren und kam nicht nur einmal knapp mit dem Leben davon...


Als er noch ein kleiner Junge war, wurde er verprügelt, nur weil er schwarz war und einen weißen Menschen berührte. Die Welt, in der seine Töchter aufwachsen, ist eine andere und doch ist Rassismus allgegenwertig.


Richard, der seine beiden Töchter Venus und Serena gerne an die Weltspitze des Tennis führen will, rechnet man deshalb keine großen Chancen aus. Gerade nicht im Tennis, ein unfassbar technisch wie kostspieliger Sport, wie man ihm sagte. Und selbst wenn man unbegrenzt finanzielle Möglichkeiten habe, sei es sehr, sehr unwahrscheinlich, den Erfolg zu erzielen, der Richard vorschwebt. Es sei fast, als würde er sagen, er hätte gleich zwei neue Mozarts entdeckt und so gaben ihm verschiedene Trainer immer und immer wieder eine Absage. Doch Richard hält unbeirrt an seinem Plan fest.


„Okay, sie machen einen Fehler, aber machen sie ruhig“.

Richard Williams.


Bereits vor ihrer Geburt schrieb er einen Plan, der sie nach Wimbledon bringen sollte und bei jedem Wetter und jeder Gelegenheit arbeitet er daran, ihn zu verwirklichen. Selbst hat er nie Tennis gespielt, doch die Faszination an dem Sport trieb ihn an und er las sich alles durch, was er zum Thema Tennis finden konnte. Er trainiert sie selbst unermüdlich und pocht dabei auf eine offene Fußstellung der beiden...


Doch mit ihm und auf den alten, wie gefährlichen Plätzen in Compton können sie kaum ihre Schritte nach vorne schreiten. Sie brauchen einen Trainer, dringend. Und so platzen sie einfach in das laufende Training von Paul Cohen und er redet in einer Pause so lange auf ihn ein, bis er sich doch noch ein paar Bälle der beiden ansieht. Sie können den Tennistrainer begeistern, doch zwei kann er nicht kostenfrei trainieren. Doch Venus will er trainieren. Sie haben einen Trainer, einen ersten Meilenstein von Richards Plan ist erreicht. Doch der Weg nach oben ist lange, schwierig, herausfordernd und nur die aller wenigsten schaffen es nach oben...


Bildnachweis: © Telepool


Auf der zugrundeliegenden, wahren Geschichte des Aufstiegs von Serena und Venus Williams erzählt „King Richard“ wie ihr Vater versucht, sie nach oben zu führen. Es ist also eine Geschichte, die die beiden weltberühmten Tennisspielerinnen lange im Hintergrund lässt. Doch irgendwann muss sich Richard fragen, wann sein Lebenswerk getan ist und er die beiden aus ihrem Schatten treten lassen muss. Es ist nicht primär ein Film über den Aufstieg von Venus und Serena Williams, sondern es ist ein Film, der den durchaus ambivalenten Vater beleuchtet. Zwischen der unbedingten Entschlossenheit, seiner scharfkantigen und resoluten Art der Erziehung, seiner rauen Vergangenheit, in der die Unterscheidung der Herkunft brutale Eckpfeiler seines Charakters wurden, formt sich aus Richard eine vielseitige und tragische Figur. Er formt das Leben seiner Töchter und will ihr Leben in die von ihm geplanten Wege geben, doch was macht das aus den Töchtern und wie weit sollten und dürfen Eltern überhaupt gehen?


All diese Tiefe der Figur nimmt Will Smith hinein in seine Interpretation und schafft einer seiner besten schauspielerischen Leistungen seiner bereits langen Karriere. Er kann den Film beeindruckend tragen, so dass der Fokus auf Richard Williams funktioniert. Will Smith ist ohne Frage das Herzstück dieses Films.


Der oft so „coole“ Schauspieler schlüpft dieses Mal in eine tragische, ambivalente wie egozentrische Rolle und er füllt sie voll aus. In den viel zu engen Shorts und seines komplexen Auftretens gibt er ihm etwas ganz eigenes, eine Seite, die der Schauspieler zuvor noch nie so ausreifen konnte. Die Zwiespältigkeit und der Patriarch in einem Menschen, der ein sehr klares Weltbild hat, kann er sehr bildlich machen.


Ungeheuer präsent gibt er Richard einen besonderen Charme, der von Anfang bis zum Ende gelingt. Der unermüdliche, strenge und auch absolut agierende Richard der ersten Hälfte glänzt wie der emotionale Richard der zweiten Hälfte, die in einem Dialog mit seiner Frau Oracene ihren beeindruckenden Höhepunkt markiert, als sie ihn mit seiner egozentrischen Art und dem Trauma seiner von Rassismus geprägten Vergangenheit konfrontiert.


Aunjanue Ellis spielt Richards Frau Oracene, die sich lange im Hintergrund hält und nur immer wieder, dann aber deutlich, die Schattenseiten von Richard andeutet. Doch gerade auch in dem angesprochenen Dialog kann sie glänzen!


Etwas holprig beginnt der Film seine Geschichte und nur die humorvolle Seite von Will Smith kann den Film in seiner Bahn halten. Vom erst gezeigten Alltag in den letztlich roten Faden zu gelangen funktionierte, wenn auch steinig.

Steinig ist auch der Aufstieg von Serena und Venus Williams, doch gerade der Aufstieg wird recht simpel, wenn auch effektiv gezeichnet. So kann man seine Zeit brauchen, um in die Geschichte hineinzukommen, doch mit dem ersten Meilenstein beginnt der Film seine sich immer stetig steigernde Dramaturgie, die dann in einem finalen Tennisspiel ihr Finale findet.


Die beiden Schwestern rücken erst im Finale in den Fokus und auch, wenn das dem Fokus der Geschichte geschuldet ist, bleibt gerade Serena Williams blass. Sie ist es, die nicht bevorzugt wird und ihr unbändiger Wille, dennoch an die Weltspitze zu kommen, wird eher beiläufig eingestreut. Im Finale hat sie dann noch einen Dialog mit ihrem Vater, der für das Ziel des Films wichtig ist, aber nur sich nur bedingt in die Geschichte des Film eingliedern kann. Trotz des Fokus auf Richard Williams hätte mehr über die Schwestern nicht geschadet.


Venus Williams wird von Richards Töchtern am meisten beleuchtet und wenn sie zum Finale hin immer mehr aus dem Schatten ihres Vaters treten kann, gelingt ihr trotz der relativ wenigen Zeit viel Stärke in die Szenen zu legen. Die fünfzehnjährige Schauspielerin Saniyya Sidney gibt ihrer Interpretation von Venus Williams etwas kraftvolles, wie selbstbewusstes und sie strahlt einfach echte Lebensfreude aus, so dass es, wenn es ernster wird, auch emotional stärker wird.


„Nun, ich war kein großartiger Daddy, aber ich habe nie etwas anderes getan,

als zu versuchen, dich zu beschützen.“

Richard Williams zu Venus Williams.


Neben der Familie sind es die Trainer, die für den Aufstieg wichtig sind und gerade Jon Bernthal, der den Trainer Rick Macci spielt, kann die Balance aus Komik und Drama halten. Er ist wie Richard selbst ein recht egozentrischer Mensch und das Aufeinandertreffen zwischen ihnen macht einfach Spaß.


Bildnachweis: © Telepool


Der Film kann seinen roten Faden verdeutlichen und die anfangs noch glatten Figuren beginnen, an Tiefe zu gewinnen. Die Geschichte kann aber auch bis zum Finale hin ein feines Hybrid aus den humoristischen und ernsten, dramatischen Seiten aufrechterhalten und so kann die Handlung letztlich über gleich mehrere Faktoren eine emotionale Wucht entwickeln, die dem Film Nachdruck verleiht.


Nicht aufdringlich, sondern sehr clever wird außerdem das wichtige Thema des Rassismus in die Geschichte eingeflochten und immer wieder einmal kommt dies auf. Auch hier sticht Will Smith wieder einmal in einem großartigen Dialog mit möglichen Investoren hervor, in dem er fragt, warum es denn so „außergewöhnlich“ sei, dass seine Töchter so gut seien. Gerade in dieser Szene nimmt man sich sehr echt dem Thema des unterschwelligen Alltagsrassismus an.

„Als nächstes musst du lernen nicht nur für dich zu stehen, sondern für jedes kleine schwarze Mädchen auf der Welt“.

Richard Williams zu Venus Williams.


Bildnachweis: © Telepool


Eingefangen wird die Kamera mit einer sehr soliden Kameraarbeit, die weder verspielt noch künstlerisch heraussticht, aber dennoch sehr überlegt ist. Herausstechend ist vielmehr die optische Umsetzung der 90er Jahre, die prächtig gelang und so kann man sich gut in die Zeit hineinfühlen. Gerade der Kontrast vom ärmlichen Compton zu den elitären Tennisplätzen ist sehr gut visuell gelungen.

Es ist ein Film, der den Aufstieg zweier der größten Tennis-Champions aller Zeiten zeigt und dafür zeigt er erstaunlich wenig Tennis , jedoch auch nicht zu wenig. Der Film schafft es, die Spiele schön in Szene zu setzen, so dass auch nicht tennisaffine Menschen sich vom Spiel begeistern lassen können, ohne jedoch überschüttet zu werden. „King Richard“ ist nicht primär ein Film über Tennis, doch es ist ein Film, der den Sport sehr spannend und faszinierend einfing. Gerade das finale Tennisduell kann eine unglaubliche Spannung aufbauen und zwischen Freud und Leid wirklich für Nervenkitzel sorgen!


Das zwiespältige Weltbild des Richard Williams wird fokussiert behandelt und so resultiert in „King Richard“ ein recht ungewöhnliches und kontrovers umgesetztes Biopic. Denn was wäre, wenn die beiden Schwestern nicht den weltweiten Erfolg erlangt hätten?


Fazit:

„King Richard“ stellt den Vater von Serena und Venus Williams in den Fokus und seine Interpretation von Will Smith ist oscarreif, das eindeutige Herzstück des Biopic, was sowohl mit Komik wie Dramatik begeistern kann.


„Ich denke, ich habe das Spiel, um jeden zu schlagen. Ich muss es nur spielen.“

Venus Williams.

7 von 10 Punkten



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