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Kritik zu „Kundschafter des Friedens 2“: Agenten-Klamauk in der Karibik

Toni Schindele

Neue Mission, alte Bekannte: In „Kundschafter des Friedens 2“ kehrt eine ungleiche Riege ehemaliger DDR-Agenten auf die große Leinwand zurück. Regisseur Robert Thalheim verspricht eine Fortsetzung voller augenzwinkernder Agentenklischees und überraschender Begegnungen.


Kritik zu „Kundschafter des Friedens 2“: Agenten-Klamauk in der Karibik
Bildnachweis: ©Majestic

Robert Thalheim, der 1974 in Berlin geborene und an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin ausgebildete Regisseur, hat sich mit seinen feinsinnigen, historisch wie politisch grundierten Werken längst einen Namen gemacht, indem er in Filmen wie „Netto“, „Am Ende kommen Touristen“ oder „Westwind“ die subtile Verbindung von gesellschaftlicher Analyse und empathischer Figurenzeichnung perfektionierte, wodurch er sein Gespür für soziale Dynamiken, Alltagsrealität und individuelle Konflikte kontinuierlich verfeinerte. Acht Jahre nach seinem überraschend erfolgreichen Kinoerfolg „Kundschafter des Friedens“ aus dem Jahr 2017, der mit humoristischer Leichtigkeit die halbverstaubten, teils nostalgischen Klischees ost- und westdeutscher Spionagekonflikte augenzwinkernd aufgriff und zugleich die Rivalitäten der wiedervereinigten Nation verhandelte, kehrt er nun Anfang 2025 mit einer Art Fortsetzung zurück.


Während der erste Teil mit rund 400.000 verkauften Tickets und einem starbesetzten Ensemble rund um Henry Hübchen als Jochen Falk insbesondere durch eine überzeichnete, aber dennoch liebenswert ironische Agentenkomödie bestach, verspricht „Die Kundschafter des Friedens 2“ nicht nur eine Wiedervereinigung der vertrauten Gesichter, sondern auch eine radikale Verlagerung der Handlung auf neues Terrain: Statt alter DDR- und BRD-Fronten, die in Teil eins noch als amüsante Folie für charmante Wortgefechte und vertrackte Geheimdienstmissionen dienten, verlegt Thalheim das Agentenspiel konsequent in eines der letzten kommunistischen Refugien, nämlich Kuba.


Darum geht es:


Einst waren sie die Elite der Geheimagenten: Die Kundschafter des Friedens, die sogar Fidel Castro das Leben retteten, galten als Legenden. Doch ihre glorreichen Tage liegen lange zurück. Jetzt, im Ruhestand, führt sie eine Beerdigung auf Kuba nicht nur zurück in die Vergangenheit, sondern mitten in ein neues Abenteuer. Ihre Mission? Die letzte Bastion des Sozialismus vor skrupellosen Geschäftemachern und Verrätern zu bewahren. Doch alte Feinde und neue Gefahren fordern sie bis an ihre Grenzen.


Die Rezension:


In „Kundschafter des Friedens 2“ kehren die titelgebenden Figuren zurück, die einst als DDR-Kundschafter des Ministeriums für Staatssicherheit fungierten – eine ironische Hommage an eine vergangene Ära, die nun als humorvolle Agentenparodie auf der Leinwand wiedererweckt wird. Regisseur Robert Thalheim und Co-Drehbuchautor Peer Klehmet setzen dabei auf eine Mischung aus Selbstironie und Leichtigkeit, die bereits im Vorgänger erfolgreich war. Der Film knüpft an die Tradition der ersten Tragikomödie an, die dieses Mal nicht nur nostalgische Elemente der DDR-Geschichte aufgreift, sondern auch die von Kuba.


Kritik zu „Kundschafter des Friedens 2“: Agenten-Klamauk in der Karibik
Bildnachweis: ©Majestic

Ursprünglich bezeichnete der Begriff Kundschafter des Friedens die Auslandsagenten des Ministeriums für Staatssicherheit, also die Spione der DDR, die im Kalten Krieg für Überwachung und politische Einflussnahme im Ausland zuständig waren. Sie waren zentrale Akteure im Kalten Krieg, deren Aufgabe es war, Informationen zu sammeln, Oppositionelle zu überwachen und die ideologischen Interessen der DDR zu verteidigen. Ihre Geschichten sind geprägt von geheimen Missionen, technischen Raffinessen und dem Einsatz unter extremen Bedingungen. Robert Thalheim greift diese Kundschafter des Friedens nun zum zweiten Mal auf und bleibt dabei wieder genauso ironisch und unkritisch wie schon beim ersten Film.


Wer hier jedoch eine wirkliche Auseinandersetzung mit den euphemistisch bezeichneten Agenten erwartet, dürfte enttäuscht werden, da auch die Fortsetzung vor allem wieder seichte Unterhaltung bietet. Geht man mit dieser Erwartungshaltung in den Film, so dürfte besonders der Einstieg recht unterhaltsam sein, in dem die Kundschafter ein Attentat auf Fidel Castro vereiteln, als dieser 1972 nach Rostock kommt, um der DDR die Ernst-Thälmann-Halbinsel zu schenken. Diese Episode mag kurios klingen, hat jedoch einen realen Hintergrund. Die Ernst-Thälmann-Halbinsel existierte tatsächlich als ein Symbol der Freundschaft zwischen Kuba und der DDR während ihrer sozialistischen Ära.


Kritik zu „Kundschafter des Friedens 2“: Agenten-Klamauk in der Karibik
Bildnachweis: ©Majestic

Insgesamt spielt die Handlung erneut viel mit historischen Anspielungen und Anekdoten aus der DDR-Geschichte, allerdings oft eher für Klamauk, als dass sie wirkliche historische Begebenheiten wiedergibt. Darüber hinaus bedient sich Thalheim recht pro­mi­nent an Filmgenres wie Agenten- und Heistfilme, indem er bekannte Motive und Klischees spielerisch adaptiert. Mal gelingt dies ironisch und clever, mal ist es jedoch eher plump und wenig originell. Doch trotz bekannter Motive und einer gewissen Vorhersehbarkeit in der Handlung verliert „Kundschafter des Friedens 2“ nie wirklich seinen Charme und seine Leichtigkeit.


Besonders die erste Hälfte des Films spielt noch viel mit Selbstironie und hat ein feines Gespür für das Zusammenspiel der Hauptfiguren, während die zweite Hälfte etwas von ihrer ursprünglichen Struktur abdriftet. Die Handlung verliert dabei an Stringenz und die humoristischen Elemente wirken teils aufgesetzt, übertrieben und enden letztlich in einer skurrilen Revolutionsromantik. Die Dialoge, die im ersten Teil der Filmreihe durch Witz und Cleverness überzeugten, fallen in der Fortsetzung zudem etwas ab und sind insgesamt etwas weniger spitz und pointiert, sondern verstärkt eher auf der Suche nach leichten Lachern.

Kritik zu „Kundschafter des Friedens 2“: Agenten-Klamauk in der Karibik
Bildnachweis: ©Majestic

Zu oft griffen Robert Thalheim und Peer Klehmet für das Drehbuch auf Plattitüden und flache Wortspiele zurück, die den Figuren – abgesehen von Henry Hübchens Jochen Falk – wenig Raum zur Entfaltung lassen und sie stereotyp auf ein Motiv reduzieren. Das Herzstück der Inszenierung ist, wie bereits beim Vorgänger, das spielfreudige Ensemble. So merkt man Henry Hübchen, Katharina Thalbach, Thomas Thieme und Winfried Glatzeder durchaus an, dass sie Spaß an der Sache haben. Auch wenn es manchmal inhaltlich völlig überdreht, überzogen und vor Kitsch trieft, hat man mit den vier alternden Ex-Agenten doch großen Spaß.


Fazit:


„Kundschafter des Friedens 2“ liefert erneut eine rasante Mischung aus humorvollen Spionage-Anspielungen und leiser Wehmut, überzeugt jedoch eher durch die charmante Spielfreude der Besetzung um Henry Hübchen und Katharina Thalbach als durch eine runde und clevere Inszenierung. Robert Thalheims Fortsetzung ist vor allem seichte Ostalgie-Unterhaltung.


>>> STARTTERMIN: Ab dem 23. Januar 2025 im Kino.


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Weitere Informationen zu „Kundschafter des Friedens 2“:

Genre: Komödie

Laufzeit: 96 Minuten

Altersfreigabe: FSK 12


Regie: Robert Thalheim

Drehbuch: Robert Thalheim und Peer Klehmet

Besetzung: Henry Hübchen, Katharina Thalbach, Corinna Harfouch und viele mehr ...


Trailer zu „Kundschafter des Friedens 2“:


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