Kritik zu „Monster Summer“: Retro-Grusel fürs junge Publikum
- Toni Schindele
- 17. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 2 Tagen
Ein idyllischer Sommer, eine düstere Bedrohung und ein Hauch von 80er-Jahre-Abenteuerkino: Mit „Monster Summer“ hat sich Ex-Disney-Star David Henrie erneut hinter die Kamera gewagt und seinen zweiten Spielfilm inszeniert.

David Henrie wurde bekannt als Justin Russo in der Disney-Serie „Die Zauberer vom Waverly Place“ sowie als Larry in „Raven blickt durch“. Außerdem spielte er in populären Serien wie „How I Met Your Mother“, „Navy CIS“ und „Dr. House“ und wirkte in Filmen wie „Kindsköpfe 2“, „Little Boy“ und „Walt Before Mickey“ mit. Nach Jahren vor der Kamera hat er sich inzwischen auch hinter dieser als Regisseur etabliert. Nach seinem Debütfilm „This Is the Year“, einem nostalgisch geprägten Coming-of-Age-Roadmovie, legt er nun mit „Monster Summer“ seinen zweiten Spielfilm vor, der sich wieder an eine junge Zielgruppe richtet, aber auch gruseln soll.
Darum geht es:
Sommerferien, Sonne und plötzlich eine dunkle Bedrohung: Noah und seine Clique entdecken, dass eine unheimliche Macht ihr friedliches Städtchen ins Visier genommen hat und es ausgerechnet auf sie, die Kinder, abgesehen hat. Gemeinsam mit dem eigenwilligen Ex-Polizisten Gene Carruthers stellen sie sich dem drohenden Unheil. Können sie ihre Heimat retten, bevor es zu spät ist?
Die Rezension:
David Henries „Monster Summer“ entpuppt sich als eine bewusste Rückbesinnung auf das jugendorientierte Abenteuerkino der 1980er und 1990er Jahre, das in den Vereinigten Staaten mit Filmen wie „Die Goonies“ seinen festen Platz in der Popkultur fand. Dabei verlässt sich der Film stark auf bekannte Erzählmuster des US-amerikanischen Jugendkinos: eine Gruppe Heranwachsender, die ohne elterliche Aufsicht ein übernatürliches Geheimnis in ihrer Kleinstadt lüften muss, wobei Fahrradfahrten, nächtliche Erkundungen und kameradschaftlicher Zusammenhalt als zentrale Elemente fungieren. Die narrative Struktur verläuft weitgehend linear, gelegentliche falsche Fährten sollen Spannung erzeugen, bleiben aber zumeist durchschaubar. Vor allem im Mittelteil zeigt das Drehbuch deutliche Schwächen in der Originalität – zu vertraut sind die Szenenabläufe, zu vorhersehbar die Konfliktverläufe.

Erst im letzten Drittel gelingt es der Inszenierung, das Tempo zu erhöhen und die Spannung spürbar zu verdichten. Was „Monster Summer“ aber fehlt, ist eine klare Handschrift, die den Film über seine Versatzstücke hinaushebt. Die lose Referenz auf die 1990er Jahre bleibt weitgehend dekorativ, wirkt zwar einerseits als bewusste nostalgische Anspielung, andererseits nutzt das Drehbuch diese Verortung nicht konsequent aus, wodurch der zeitliche Rahmen bisweilen beliebig erscheint und kaum als narrativer Mehrwert fungiert. Die thematischen Zwischentöne zu Freundschaft und familiärem Zusammenhalt wirken eingefügt, ohne sich organisch aus der Handlung zu entwickeln, und bleiben inhaltlich eher schematisch als prägnant.
Für ein junges Publikum mag der Film ausreichend Spannungsmomente und Identifikationsfiguren bieten, doch Zuschauern außerhalb dieser Kernzielgruppe dürfte „Monster Summer“ kaum nachhaltig im Gedächtnis bleiben. In stilistischer Hinsicht ist die Bildsprache von Kameramann Larry Blanford durchweg auf atmosphärische Wirkung ausgelegt. Mit weiten, oft fast postkartenhaften Aufnahmen der Küstenlandschaften und der Kleinstadtarchitektur gelingt es Blanford, eine bildliche Tiefe zu erzeugen, die die Szenerie zum integralen Bestandteil der Erzählung erhebt. Gerade in jenen Momenten, in denen die Jugendlichen mit ihren Fahrrädern durch die sommerlichen Straßen ziehen oder die Handlung in die von Dunkelheit durchzogenen Wälder wechselt, entfaltet sich ein visuelles Wechselspiel zwischen Leichtigkeit und unterschwelliger Bedrohung.
Komponist Frederik Wiedmann unterstreicht diesen Wechsel zwischen Leichtigkeit und Bedrohung mit einem variablen Score, der sowohl verspielte als auch unheilvolle Klangmotive integriert. Besonders auffällig ist der Spannungsaufbau über unterschwellige musikalische Verunsicherung, die das narrative Rätsel um die vermeintliche Hexe subtil begleitet, ohne plakativ zu dominieren. Ein wesentlicher Faktor für den funktionierenden Unterhaltungswert von „Monster Summer“ liegt zudem in der Besetzung. Allen voran Mason Thames, der aktuell mit dem „Drachenzähmen leicht gemacht“-Realfilm größere Bekanntheit erlangt, prägt mit jugendlicher Energie und glaubwürdiger Naivität die zentrale Rolle.

Mason Thames' Darstellung verleiht dem Film jene empathische Anbindung, die dem dramaturgischen Konstrukt an anderer Stelle fehlt. Seine Figur Noah wirkt zwar gelegentlich überzeichnet, besitzt aber ein ausreichend starkes Profil, um als emotionaler Anker der Erzählung zu fungieren. Neben ihm gelingt es Mel Gibson, seinem Ex-Polizisten einen Hauch von Melancholie und väterlicher Fürsorge zu verleihen, was einige emotionale Momente erlaubt. Unterstützt wird das Ensemble durch Lorraine Bracco, die als exzentrische, in dunkler Garderobe auftretende Kinderbuchautorin eine eigenwillige Note einbringt. Die übrigen jugendlichen Nebencharaktere bleiben auf stereotype Züge reduziert.
Fazit:
„Monster Summer“ ist ein nostalgisch aufgeladenes, visuell atmosphärisches Mystery-Abenteuer für eine junge Zielgruppe, das zwar immer wieder recht charmant ist, aber erzählerisch formelhaft, thematisch blass und ohne eigene Handschrift bleibt und vor allem von der Spielfreude von Hauptdarsteller Mason Thames lebt.
>>> STARTTERMIN: Ab dem 19. Juni 2025 im Kino.
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Weitere Informationen zu „Monster Summer“:
Genre: Abenteuer, Mystery, Fantasy, Horror
Laufzeit: 98 Minuten
Altersfreigabe: FSK 12
Regie: David Henrie
Drehbuch: Cornelius Uliano, Bryan Schulz
Besetzung: Mel Gibson, Mason Thames, Lorraine Bracco und viele mehr ...
Trailer zu „Monster Summer“:
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