Oz Perkins' „Longlegs“ wurde von den ersten Stimmen als einer der besten Horrorfilme des Jahres gefeiert – der nicht nur gruselig, sondern auch regelrecht verstörend sein soll. Mit einer geheimnisvollen Marketingkampagne weckte der Film hohe Erwartungen. Doch kann „Longlegs“ wirklich liefern und die versprochene Schreckensvision auf die Leinwand bringen?
In den letzten Jahren hat sich die Horrorbranche immer wieder durch innovative Marketingstrategien hervorgetan, die über das bloße Ankündigen neuer Filme hinausgehen. Mit einer brillanten Werbekampagne, die das verstörende Grinsen in den Mittelpunkt stellte, gelang es zuletzt Parker Finns Horror-Thriller „Smile – Siehst du es auch?“, eine kleine Produktion zu einem Kassenschlager zu machen. Schauspieler mit unheimlichem Dauerlächeln tauchten bei öffentlichen Veranstaltungen auf und gingen in den sozialen Medien viral, wodurch der Hype um den Film stetig wuchs. Ähnlich einfallsreich waren frühere Kampagnen wie die für „The Last Exorcism“, die Chatroulette-Nutzer mit einem dämonischen Überraschungseffekt schockierte, oder „Devil's Due“, das mit einem animatronischen Dämonenbaby in einem Kinderwagen für Aufsehen sorgte.
Auch das Remake von „Carrie“ setzte auf einen viralen Effekt, als in einem New Yorker Café eine aufwändige Stunt-Performance inszeniert wurde, die Gäste glauben ließ, ein Mädchen habe telekinetische Kräfte. Diese Aktionen gingen viral und zogen das Interesse eines breiten Publikums auf sich. In diese Tradition reiht sich nun der Horrorfilm „Longlegs“ ein, der ebenfalls auf eine ausgeklügelte Werbekampagne setzt. Bereits Monate vor dem Kinostart sorgte eine mysteriöse Webseite im Stil einer veralteten Internetseite für Aufsehen, auf der Hinweise zu einem fiktiven Serienkiller veröffentlicht wurden. Durch die Verbreitung mysteriöser Audio- und Bilddateien wurde die Neugier der Fans geweckt, die sich daraufhin eifrig auf Spurensuche begaben.
Doch der größte Marketing-Coup ist, dass ausgerechnet der größte Star des Films in Trailern und den ersten Szenenbildern versteckt wird – wobei es doch üblich wäre, ihn groß in den Mittelpunkt zu stellen. Regisseur Oz Perkins will, dass das Publikum erst beim Kinobesuch erfährt, wie Nicolas Cage als titelgebender Serienkiller aussieht. Natürlich sorgte gerade dieses Versteckspiel noch einmal für besondere Aufmerksamkeit, weil nun alle erst erst recht spekulieren, wie abgefahren sich der wandelbare Oscarpreisträger hier wohl präsentiert. Denn die Antwort darauf liefert erst der Kinobesuch.
Darum geht es:
Als die junge FBI-Agentin Lee Harker den rätselhaften Fall eines Serienmörders übernimmt, der seit über 30 Jahren brutal zuschlägt, taucht sie in eine Welt aus Symbolen und Schrecken ein. Bei jedem Mord hinterlässt der Killer einen Brief mit mysteriösen okkulten Zeichen und der Unterschrift Longlegs. Als Harker beginnt, die verschlüsselten Nachrichten zu entschlüsseln, offenbart sich eine schockierende Wahrheit – die Verbindung zwischen ihr und dem Killer ist persönlicher als gedacht. Doch was treibt diesen Mörder wirklich an? Und welche dunkle Verbindung hat er zu ihr?
Die Rezension:
„Longlegs“ beginnt mit einer atmosphärisch dichten Eröffnungsszene, die in einem nostalgischen 4:3-Format mit abgerundeten Kanten präsentiert wird. Ein Mädchen blickt aus dem Fenster eines abgelegenen Familienhauses in den 1960er Jahren, während ein alter Wagen in der verschneiten Landschaft auftaucht. Diese Rückblende, die später im Film wieder aufgegriffen wird, bildet den Auftakt zu einer Geschichte, die sich in mehreren Zeitebenen entfaltet. Die Nutzung unterschiedlicher Bildformate – vom 4:3-Rahmen der Vergangenheit bis hin zum Breitbildformat der 1990er Jahre und einem weiteren, spezifisch eingesetzten rechteckigen Format während einer Verhörszene – verstärkt die zeitliche und emotionale Trennung der Erzählstränge.
Insgesamt verfolgt „Longlegs“ eine stringente und durchdachte Kadrierung, die sich konsequent auf die Figuren im Bildzentrum konzentriert. Diese bewusste Entscheidung der Filmemacher, die Protagonisten nahezu ununterbrochen im Zentrum des Bildausschnitts zu halten, erzeugt eine visuelle Strenge, die den Blick des Zuschauenden unweigerlich auf die Mimik und Gestik der Charaktere lenkt. Diese Bildkomposition, die in ihrer Präzision fast an das Tableaux-Kino erinnert, zwingt zur intensiven Auseinandersetzung mit den emotionalen Nuancen und den inneren Kämpfen der Figuren. Doch diese visuelle Starrheit wird nicht zuletzt durch die Dialogszenen aufgebrochen, die zwar häufig im klassischen Schnitt-Gegenschnitt-Format inszeniert sind, jedoch durch unerwartete Blickwinkel und unorthodoxe Achsensprünge eine dynamische Intensität erhalten.
Diese filmische Technik, die an das stilprägende Gruselkino der 1970er Jahre erinnert, verleiht „Longlegs“ eine unterschwellige Unruhe und verstärkt die dichte Atmosphäre des Films. Polly Morgans Kameraarbeit ist hierbei von essenzieller Bedeutung: Ihre nuancierte Handhabung der Kamera fängt nicht nur die Darstellenden in ihrer emotionalen Tiefe ein, sondern webt gleichzeitig die bedrückende Stimmung der regennassen, in kühlen Erdtönen gehaltenen Landschaften und der fast allgegenwärtigen, cremefarbenen Holzfassaden ein. Diese bewusste Farbgebung und das Spiel mit Licht und Schatten verstärken die melancholische Grundstimmung und verleihen dem Film eine fast surreale Ästhetik.
„Longlegs“ entführt den Zuschauenden in eine düstere Welt, in der Satanismus das zentrale Motiv bildet, jedoch ohne die erhoffte Tiefe und innovative Interpretation zu erreichen. Nicolas Cage verkörpert den titelgebenden Mörder Longlegs in einer auffälligen Inszenierung, die stark an die exzentrische Ästhetik von Alice Cooper erinnert. Mit seinem puppenhaften, schneeweißem Make-up beherrscht Cage in seinen wenigen Auftritten die Leinwand und verstärkt die groteske Atmosphäre des Films. Die visuelle Darstellung seiner Figur ist von einer verstörenden Schönheit, die eine unvergessliche Präsenz schafft. Cage gelingt es, Longlegs als eine bedrohliche und gleichzeitig faszinierende Figur zu inszenieren, deren dämonische Aura den Zuschauer in ihren Bann zieht. Dennoch bleibt der Film in der Charakterzeichnung seines Antagonisten an der Oberfläche und wagt es nicht, tiefer in die Abgründe von Longlegs’ Psyche einzutauchen. Dies führt dazu, dass die Figur trotz ihrer visuellen Eindrücklichkeit weitgehend eindimensional bleibt.
In einer besonders denkwürdigen Szene fährt Longlegs in einem klapprigen Auto durch die nächtlichen Straßen und bricht in eine wahnsinnige Tirade aus: „Daaaaaaddy! Muuuuuummy! Unmaaaaaake me! And saaaaaave me from the heeeeeeell of liiiiiiving.“ Diese groteske Mischung aus übertriebenem Schauspiel und der nachfolgenden unheimlichen Stille verleiht der Figur eine seltsame Tiefe, die zeigt, wie gekonnt Cage zwischen extremer Exzentrik und unterschwelliger Bedrohlichkeit wechseln kann.
Ein weiteres zentrales Thema von „Longlegs“ ist die Verflechtung von christlichem und satanischem Glauben. Der Film spielt bewusst mit den kulturellen und religiösen Ängsten der Satanic Panic-Ära, die in den 1980er und 1990er Jahren die US-amerikanische Gesellschaft prägten. Diese Periode wird nicht nur ästhetisch, sondern auch thematisch durch den Soundtrack, die stilistischen Entscheidungen und die Symbolik des Films reflektiert. Durch diese Elemente webt der Regisseur eine unterschwellige Kritik an den starren gesellschaftlichen Systemen und religiösen Überzeugungen, die in ihrer dogmatischen Festigkeit oft selbst den Keim des Bösen in sich tragen. Der Film stellt provokativ die Frage, wie tief verwurzelte Glaubenssätze und moralische Gegensätze das Potenzial haben, extreme Schrecken zu entfesseln.
Trotz dieser thematischen Ambitionen leidet „Longlegs“ unter einer problematischen Enthüllung seines Killers. Während das Marketing des Films geschickt mit der Geheimhaltung der Identität von Longlegs spielte und so die Neugier der Zuschauer entfachte, enttäuscht der Film selbst durch eine zu frühe Offenbarung des Mörders. Diese Entscheidung raubt der Handlung einen wesentlichen Spannungsfaktor und verschiebt den Fokus von der Frage, wer der Täter ist, hin zu der Frage, wie er gefasst wird. Dieser Perspektivwechsel wäre nicht zwingend problematisch, doch der Film schafft es nicht, diese Verfolgungsjagd mit der nötigen Dramatik und Spannung zu füllen. Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Ermittlern und Mörder bleibt blass und uninspiriert, und der Film findet keine innovativen Mittel, um diese klassische Thriller-Dynamik spannend zu gestalten. Stattdessen verlässt sich „Longlegs“ auf seine verstörende Horror-Atmosphäre, die zwar eindrucksvoll ist, aber die Schwächen der Handlung nicht vollständig kompensieren kann.
Der Film eröffnet mit einem Zitat aus dem T-Rex-Song „Get it On“, das subtil eine Verbindung zu den Themen Satanismus und Verderbtheit herstellt. Diese musikalische Referenz gibt den Ton für den gesamten Film vor und verankert die düstere Atmosphäre in einem historischen Kontext der Popkultur. Dennoch inszeniert „Longlegs“ das Satanistische als eine fast klischeehafte Figur: Ein gehörnter Schatten, der an der Wand lauert, ein schwarzer Umhang, der funkelnde Augen verdeckt. Diese Darstellung bleibt in den bekannten Konventionen des Genres gefangen, ohne neue Akzente zu setzen. Das satanische Motiv wird hier als klassisches Symbol des Bösen präsentiert, wobei die Inszenierung bewusst auf traditionelle Bilder zurückgreift, anstatt neue Perspektiven zu eröffnen.
Eine der verstörendsten und zugleich faszinierendsten Ideen des Films ist die unheimliche Gleichsetzung von Geburtstagen mit Todestagen, eine Symbolik, die dem Werk eine durchaus makabre Dimension verleiht. Die Vorstellung, dass einem Kind nur das Aufwachsen gewährt wird, um es dann wieder auszulöschen, fügt der Handlung eine erschreckende Zwangsläufigkeit hinzu, die den Zuschauenden in eine beklemmende Auseinandersetzung mit Themen wie Vergänglichkeit und Vorbestimmung zwingt. Diese düstere Allegorie wird visuell durch die Darstellung von Kindern als „Kuckucke“ verstärkt – Wesen, deren Gehirne durch leere Glasbälle ersetzt sind und deren Knochen aus spröder Keramik bestehen.
Die Metapher des „perfekten Menschen“, der jedoch jede Menschlichkeit verloren hat, evoziert ein Bild des Schreckens vor einer Zukunft, in der Individualität und Empathie durch seelenlose Perfektion ersetzt wurden. Dieser Gedanke, dass der Mensch zu einer leeren Hülle degeneriert, die nur noch eine Illusion von Leben aufrechterhält, zählt zu den kraftvollsten und verstörendsten Aussagen des Films. Die Idee des entmenschlichten, künstlichen Wesens hätte als Ausgangspunkt für eine intensivere Auseinandersetzung mit den ethischen und existenziellen Fragen der modernen Gesellschaft dienen können. Doch anstatt diese Ansätze konsequent zu verfolgen, begnügt sich der Film oft mit oberflächlichen Andeutungen und verlässt sich zu sehr auf seine visuelle Symbolik, ohne ihr das notwendige narrative Gewicht zu verleihen.
Maika Monroe, die durch den Indie-Horror-Film „It Follows“ auf sich aufmerksam machte, übernimmt in „Longlegs“ die komplexe Hauptfigur der FBI-Agentin Lee Harker. In ihrer Darstellung zeigt Monroe ein bemerkenswert nuanciertes Spiel, das die Figur Harker als kühle, zunächst undurchdringliche Protagonistin präsentiert. Diese Zurückhaltung verleiht der Figur eine faszinierende Persönlichkeit, die sich erst im Laufe des Films allmählich entfaltet. Harker, geprägt durch ihre Erziehung in einem streng religiösen Elternhaus, selbst jedoch ohne Glauben, steht im Spannungsfeld zwischen beruflicher Rationalität und den emotionalen Erwartungen ihrer Mutter Ruth, dargestellt von Alicia Witt. Die gelegentlichen Anrufe und der spätere Besuch bei ihrer Mutter zeichnen das Bild einer Frau, die zwischen Pflichtbewusstsein und einer spürbaren emotionalen Distanz schwankt. Diese Konstellation verleiht der Erzählung eine interessante Dimension, da Harker nicht nur gegen das personifizierte Böse kämpft, sondern auch mit den inneren Konflikten einer Tochter ringt, die sich der spirituellen Erwartungshaltung ihrer Mutter entzieht.
Die narrative Struktur von „Longlegs“ folgt einem beunruhigenden Muster, das sich wie ein roter Faden durch den Film zieht: Ein scheinbar liebevoller Familienvater wird ohne Vorwarnung zum brutalen Mörder seiner eigenen Familie, bevor er sich schließlich selbst das Leben nimmt. Diese plötzlichen, unerklärlichen Gewaltausbrüche werden immer wieder mit der mysteriösen Figur Longlegs in Verbindung gebracht, die in den Ermittlungen als unheimliche, nahezu mythische Präsenz auftaucht.
Longlegs – der sich auch „Mr. Downstairs“ nennt – verkörpert das Böse, das im Vertrauten verborgen lauert, eine dunkle Kraft, die die scheinbar heile Welt der Familie von innen heraus zerstört. Diese Figur fungiert als allegorische Darstellung von verborgenen Sünden und verdrängten Schrecken, die in den Schatten der häuslichen Idylle lauern. Der Film nutzt Longlegs’ Symbolik, um auf das Unausgesprochene und Verdrängte hinzuweisen – eine Art düsteres Abbild jener Räume in der menschlichen Psyche, in denen dunkle Geheimnisse und traumatische Erlebnisse verborgen liegen.
Die langsame Erzählweise von „Longlegs“ ist dabei ein zweischneidiges Schwert: Einerseits trägt sie maßgeblich zur intensiven Entwicklung der düsteren, unheilvollen Atmosphäre bei, die den Film durchzieht. Die bedächtige Inszenierung erlaubt es dem Publikum, sich tief in die bedrückende Stimmung hineinzuversetzen, in der jede Szene von einem Gefühl der bevorstehenden Katastrophe durchdrungen ist. Andererseits führt dieses gemächliche Tempo zu einer Handlung, die sich stellenweise zäh und ermüdend entfaltet. Dies wird durch Maika Monroes zurückhaltende Darstellung der FBI-Agentin Lee Harker noch verstärkt. Ihre Figur agiert oft so reserviert und langsam, dass die ohnehin schon behäbige Erzählweise noch weiter verlangsamt wird. Diese Entscheidung mag bewusst getroffen worden sein, um die unterdrückte Spannung und das Gefühl der allgegenwärtigen Bedrohung zu betonen, lässt jedoch den Zuschauenden gelegentlich wünschen, das narrative Tempo würde anziehen und die Handlung schneller voranschreiten.
Die Atmosphäre von „Longlegs“ ist zweifellos eine der größten Stärken des Films. Von Beginn an schafft es der Film, eine dichte, unheilvolle Stimmung zu erzeugen, die den Zuschauenden unweigerlich in ihren Bann zieht. Diese Atmosphäre ist so durchdringend, dass sie ein konstantes Gefühl der Beklemmung erzeugt, das den Film über weite Strecken trägt. Doch diese dichte Stimmung verdeckt eine Handlung, die trotz ihrer ästhetischen Raffinesse letztlich recht generisch bleibt. Die Geschichte folgt den typischen Mustern eines Krimi-Thrillers, ohne wesentliche Überraschungen oder innovative Wendungen zu bieten und trotz der episodischen Einteilung in drei Kapitel für erfahrene Genrefans letztlich vorhersehbar bleibt. Besonders der Prolog, der mit einer unheilvollen Szene aus den 1960er Jahren beginnt, verspricht eine komplexe Mythologie, die jedoch im weiteren Verlauf des Films nicht wirklich ausgearbeitet wird.
Das übernatürliche Element, das „Longlegs“ durchzieht, bleibt seltsam unausgereift und trägt kaum zur Steigerung der Spannung bei. Trotz der eindrucksvollen Atmosphäre und der starken schauspielerischen Leistung von Nicolas Cage mangelt es dem Film an einer fesselnden Dramaturgie. „Longlegs“ bewegt sich oft in einem trägen Tempo, was zwar zur melancholischen Grundstimmung passt, aber die nötige Dynamik vermissen lässt, die einen wirklich packenden Thriller auszeichnet. Erst in der letzten halben Stunde wird das Tempo in „Longlegs“ merkbar angezogen.
Nach einer eher gemächlichen Erzählweise zieht der Film plötzlich das Tempo an, steigert die Ereignisdichte und überrascht das Publikum mit unerwarteten Entwicklungen. Zwar entfaltet sich hier kein bombastisches Spektakel, doch das Ende bringt den Film endgültig ins Horrorgenre, aus dem er mit einem zumindest schockierenden Knall austritt. Das Finale bietet dabei keine wirklichen Antworten, sondern verstärkt die unheimliche Atmosphäre der Machtlosigkeit im Angesicht des Bösen.
Denn wie schon die „Halloween“-Filme setzt Perkins in „Longlegs“ auf übernatürliche Elemente. So verfügt die Protagonistin Lee Harker, gespielt von Maika Monroe, über fast hellseherische Fähigkeiten, die sie bei ihrer Jagd auf den Killer unterstützen – im Film als höchst intuitive Gabe beschrieben. Auch der titelgebende Antagonist ist in seiner unheimlichen Proportion offensichtlich nicht ganz von dieser Welt. Die abschließende Auflösung führt den Film schließlich in eine okkulte Richtung, die die Realität vollständig verlässt. Trotz dieser mystischen Elemente bleibt „Longlegs“ eine Hommage an klassische Horror-Gimmicks: düstere Szenen, eine unheimliche Waldhütte und gruselige Puppen.
In seiner Inszenierung nutzt „Longlegs“ geschickt bekannte Horror-Elemente, etwa einsame Farmhäuser, die nur darauf warten, von einem verrückten Killer heimgesucht zu werden. Besonders eindrucksvoll ist das verfallene Haus von Harkers Mutter, das mit seinen vollgestopften Räumen eine beklemmende Atmosphäre erzeugt. Dennoch versanden viele vielversprechende Ansätze, und die erzeugten Effekte verpuffen oft, ohne nachhaltige Wirkung zu hinterlassen.
Trotz dieser Schwächen entfesselt „Longlegs“ eine düstere Stimmung, die auch nach Verlassen des Kinos anhält. Perkins gelingt es, alltägliche Orte wie ein Vorstadthaus oder eine einfache Farm mit einer latenten Bedrohung aufzuladen, die tief unter die Haut geht. Sogar eine handgefertigte Porzellanpuppe wird zum Träger unheimlicher Energie. Diese Inszenierung macht den Film zu einer intensiven Erfahrung, einer rabiaten Konfrontationstherapie für den Zuschauenden.
„Du bist Dünn und du bist schwach. Du trägst die Zähne einer Hydra. Du bist dreckig und süß und du bist mein Mädchen.“
Fazit:
„Longlegs“ fasziniert mit seiner atmosphärischen Dichte und visuellen Raffinesse, doch hinter der stilvollen Fassade verbirgt sich ein Film, der es nicht schafft, seine narrativen Potenziale voll auszuschöpfen. Trotz der starken darstellerischen Leistung von Nicolas Cage und Maika Monroe bleibt die Handlung oft zu generisch und vorhersehbar. Der Film zögert, tiefer in die Abgründe seiner Charaktere und Themen einzutauchen, was dazu führt, dass die Spannung und Dramatik nicht konsequent aufrechterhalten werden.
6 von 10 Punkten
>>> STARTTERMIN: Ab dem 8. August 2024 im Kino.
Weitere Informationen zu „Longlegs“:
Genre: Horror, Thriller
Produktionsjahr: 2023
Laufzeit: 102 Minuten
Altersfreigabe: FSK 16
Regie: Oz Perkins
Drehbuch: Oz Perkins
Besetzung: Maika Monroe, Nicolas Cage, Alicia Witt und viele mehr ...
Trailer zu „Longlegs“:
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