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Kritik zu „Perfect Addiction“: Besser als die `After´-Filmreihe?

Aktualisiert: 18. Feb. 2023

Nach der After-Filmreihe startet jetzt mit „Perfect Addiction“ die zweite Teenie-Romanze nach einer Wattpad-Fan-Fiction. Dieses Mal geht es aber nicht um die toxische Beziehung zwischen Tessa und Hardin, sondern um die Box-Trainerin Sienna Lane, die von ihrem toxischen Freund mit ihrer jüngeren Schwester betrogen wird.


Bildnachweis: © Constantin Film Verleih / Krzysztof Wiktor


Wurden Romane früher ausschließlich über Verlage publiziert, hat sich durch die Digitalisierung einiges verändert. So können aufstrebende Autoren heutzutage auf Plattformen wie Wattpad ihre Geschichten kostenfrei veröffentlichen. Über das Selfpublishing können neue Geschichten einer Community präsentiert werden, sodass nicht mehr ausschließlich der Geschmack des Lektors entscheidet, ob die Idee auch als Buch gedruckt wird. Derzeit gibt es auf der Online-Literaturplattform über 90 Millionen monatliche Nutzer, die direkt mit den Autoren interagieren können, um ihre Meinungen und Verbesserungsvorschläge zu teilen.


Ein prominentes Beispiel wäre Anna Todd, die 2013 auf ihrem Handy begann, die After-Geschichte zu schreiben. Über ein Jahr lang verfasste sie fast täglich ein Kapitel in der Wattpad-App und konnte eine globale Fan-Gemeinde für ihre Geschichte um Hardin und Tessa gewinnen. Daher verging nicht viel Zeit und der erste Band der fünfteiligen After-Reihe erschien bereits im Herbst 2014 als Printausgabe. Auch die gerade erst siebzehnjährige Claudia Tan verfasste auf der Plattform ihre Perfect-Geschichte. Seit die junge Autorin ihre Serie online stellte, hat sie über 170 Millionen Leseaufrufe gesammelt, wurde als Buch gedruckt und schnell interessierte sich Constantin Film für eine Verfilmung.


Bildnachweis: © Constantin Film Verleih / Krzysztof Wiktor


Nachdem sich die After-Filmreihe auch an den Kinokassen zu einem weltweiten Phänomen entwickelte, wurde die Produktion der Spielfilm-Adaption schnell begonnen und Castille Landon, die bereits „After Love“ und „After Forever“ inszenierte, führte auch bei dieser Wattpad-Verfilmung Regie. Wie es bereits die Trailer andeuten, ist „Perfect Addiction“ - auch wenn es eine neue Geschichte mit neuen Figuren ist - genau auf die Zielgruppe der After-Filmreihe zugeschnitten.


Darum geht es:


Eigentlich ist das Leben der Box-Trainerin Sienna Lane perfekt. Doch als sie ihr Freund, der Kämpfer Jax, sie mit ihrer jüngeren Schwester Beth betrügt, bricht für sie eine Welt zusammen. Musste sich Sienna sowiso schon mit wenig Geld durchs Leben schlagen, wird ihr nun von einem Moment auf den anderen der Boden unter den Füßen weggerissen. Niedergeschmettert, enttäuscht und mit ungeheurer Wut schmiedet sie einen Rache-Plan.


Da das harte, strukturierte Training von Sienna aus Jax erst den Martial-Arts-Champion machte, will sie nun seinen größten Gegner, Kayden Williams vorbereiten, um den verhassten Ex-Freund verlieren zu sehen. Als Taktik erfahrene Trainerin ist Sienna für den talentierten Underground-Kämpfer Kayden unverzichtbar, um im finalen Duell gegen Jax gewinnen zu können. Während die beiden immer härter trainieren, kommen sie sich immer näher und näher und aus der zunächst professionellen Zusammenarbeit wird bald weitaus mehr ...


Die Rezension:


Bestach bereits die After-Filmreihe nicht wirklich mit einer innovaten Handlung, erzählt auch die neue Geschichte um das Dreiecksgespann oberflächlich und klischeehaft. Dieses Mal dreht es sich aber nicht um das „Bad Boy“-Image, es ist Zeit für „Mad-Girl-Shit“. War die Darstellung der toxischen Liebesgeschichte zwischen Tessa und Hardin doch sehr fragwürdig und manipulativ - so problematisch ist die romantische Darstellung in „Perfect Addiction“ nicht, da der Film zumindest den Versuch unternahm, eine starke weibliche Figur gegen toxische Männlichkeit zu stellen.


Bildnachweis: © Constantin Film Verleih / Krzysztof Wiktor


Siennas erste große Liebe, der Kämpfer Jax, ist in der Beziehung sehr kontrollierend und dominant, hält seine Freundin in engem Käfig. Während sich diese für ihn aufopfert, ist der manipulative Jax ein Stereotyp der toxischen Männlichkeit. Da ihm seine Freundin zu beschäftigt oder zu komliziert erschien, sah er im Fremdgehen eine Alternative. Auch wenn die Figur, seine Dialoge und Darstellung recht plakativ angelegt sind, ist seine Art in unserer Gesellschaft, wenn auch subtiler, ein ernstes P.roblem. Da ist es in jedem Fall erfrischend, dass sich Sienna von ihrem Unterdrücker löst. Die Ambivalenz, zwischen Angezogenheit und rationaler Distanz, wurde in Sienna recht anschaulich herausgearbeitet.


Ansonsten gibt es in der kurzweiligen Handlung wenig Überraschung oder Originalität. Immerhin ist die Prämisse recht effektiv umgesetzt. Auf der einen Seite ist das Boxen und auf der anderen Seite ist die Romantik. Dadurch erlangt die Handlung einen besonderen Rhythmus voller Spannung, Drama und Leidenschaft. Doch das finale Duell ist wenig fesselnd, da die Kämpfe zu choreografiert wirken und kaum wie echte Boxkämpfe aussehen. Auch sonst wird die Underground-Box-Szene recht übertrieben und unrealistisch gezeigt, ebenso wie die Darstellung der Trainingsmethoden wenig authentisch sind und mit tatsächlichen Techniken des Kampfsports wenig gemein haben. Gerade eine Sensibilisierungsübung wird so plakativ inszeniert, dass eher eine romantische Annäherung herauskommt. Es ist leicht ersichtlich, dass die Macher das Romantische fokussieren, jedoch wirkt das Boxen doch recht lieblos umgesetzt, fast wie ein Gimmick. Die stärksten Momente des Streifens liegen jedenfalls außerhalb des Rings.


Bildnachweis: © Constantin Film Verleih / Krzysztof Wiktor


Gerade die zweite Liebesgeschichte folgt dem klassischen Aufbau und wird so kitschig aufgezogen, dass jegliche Subtilität in der Liebe keinen Raum findet. Auch die schauspielerische Leistung der Hauptdarsteller, wenn gleich sie talentiert sind, ist selten herausstechend und ihre Chemie zwischeneinander ist schwach - gar unglaubwürdig. Da ist das oberflächliche Drehbuch nicht wirklich zuträglich, da die Charakterentwicklung sehr einfach gehalten ist.


Die Motivationen der Charaktere und ihre Hintergrundgeschichten werden kaum beleuchtet, sodass einige Zuschauer Schwierigkeiten haben könnten, mit den Figuren mitfühlen zu können. Gerade die beiden männlichen Hauptdarsteller Matthew Noszka und Ross Butler spielen recht hölzern und auch wenn Kiana Madeira sehr spielfreudig auftritt, macht ihr das Drehbuch keinen Gefallen. Wäre die Kommunikation zwischen den Figuren nur ein kleines bisschen ehrlicher, würde die Dramatik wie ein Kartenhaus zusammenkrachen, da die großen Motive eigentlich leicht aus dem Weg zu räumen wären. Da sind die zum Finale hin kommenden Twists nicht verwunderlich oder überraschend, eher nervig und zum Kopfschütteln, da es schlicht die toxische After-Geschichte in neuem Gewand ist.


Fazit:


Nach einem oberflächlichen Drehbuch inszenierte Castille Landon recht klischeehaft eine Romanze mit Kampfsport-Elementen, die zwar mehr zu bieten hat, als die gesamte After-Filmreihe, jedoch nur wenig des Potentials ausschöpft. Auch die Besetzung lässt zwar immer wieder ihr Talent aufblitzen, bevor doch alles in einem generischen Brei untergeht. Wem allerdings bisher die Wattpad-Romanzen gefallen haben, gefällt sicher auch „Perfect Addiction“


4 von 10 Punkten


„Perfect Addiction“ ist seit dem 16. Februar 2023 in den Kinos.







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